Mit 22 Jahren Taubenstraße in Aschersleben: Friseur-Meisterin Jasmin Klenke eröffnet ihren eigenen Salon

Aschersleben - Vergnügt sitzt Jasmin Klenke zwischen Drehstühlen, Trockenhauben und Stapeln von Kartons. Am Montag eröffnet sie ihr eigenes Geschäft, das J-1 in der Taubenstraße mitten in Aschersleben. Ab 14 Uhr hat sie zu Sekt, Bier und Snacks geladen.
Noch ein Friseur? – mag so mancher sich jetzt fragen. Und tatsächlich ist die Konkurrenz hier groß. „Ich will mich von der Masse abheben“, sagt Klenke und lacht, was sie eigentlich immer tut. Es ist ein ansteckendes und zugleich erstaunlich selbstsicheres Lachen für so eine junge Frau. Und das nicht ohne Grund.
„Ich will mich von der Masse abheben“, sagt Jasmin Klenke
Mit 22 Jahren ist Klenke eine der jüngsten Meisterinnen ihres Fachs. 1996 in Aschersleben geboren, lernte sie hier auch den Friseurberuf. Als Kind mussten ihre Puppen für die ersten Schnippelexperimente herhalten – und ihre Schwester. „Ihre Haare wuchsen ja wenigstens wieder nach“, sagt Klenke.
Ihre Mutter hätte sie lieber im Büro gesehen, doch auch die sei jetzt stolz auf sie und komme natürlich auch zum Haareschneiden zu ihr. Nach der Lehre ging Klenke nach Quedlinburg, wo sie im vergangen Jahr die Meisterschule besuchte.
Thema ihrer Abschlussprüfung: „Avatar“ nach dem Science-Fiction-Film von James Cameron. „Ich wollte nicht das hundertste Projekt zum Thema Hochzeit machen“, sagt Klenke. Damals wollte sie noch kein eigenes Geschäft eröffnen. Das hat sich jetzt geändert.
Science-Fiction-Film „Avatar” als Thema der Abschlussarbeit
Die Arbeit als Salonleiterin war nicht nach ihrem Geschmack, die Bedingungen schwierig. Jetzt ist sie ihr eigener Herr. Ob sie keine Angst vor dem Risiko habe? „Gerade in meinem Alter ist das gar kein Risiko. In acht Jahren habe ich den Laden abbezahlt, dann bin ich doch erst dreißig“, sagt sie und lacht – natürlich.
Mit dem J-1 will sie sich abheben, anders sein als die vielen anderen Salons der Stadt. „Mein Vorteil ist, schon in Quedlinburg gearbeitet zu haben. Da werden die Kunden einfach mehr geschätzt.“ Bei ihr bekäme jeder Kunde einen Kaffee und die Männer eben auch ein Bier, sagt Klenke.
Für die Kunden gibt es Kaffee und Bier
Bei der Gestaltung ihres Salons hat sie ein Auge fürs Details bewiesen: Große Spiegel ermöglichen es den Kunden entspannt zu plaudern ohne, dass die Friseurin mit den Armen rudern muss.
Das Designkonzept - „Beere und Beton“ - wirkt modern, großstädtisch und auch W-Lan gibt es. „Ich möchte ein bestimmtes Klientel ansprechen: Kunden, die bereit sind, etwas mehr zu bezahlen und sich hier dafür richtig wohlfühlen“. So ein Anlaufpunkt fehle in Aschersleben.
Klenkes Geschichte ist die einer Rückkehrerin. Sie ist Lokalpatriotin. „Ich finde es wichtig, dass die Stadt belebt wird. Es stehen immer mehr Geschäfte leer, dabei ist gerade die Taubenstraße so eine Lebensader.“ Nach der erfolgreichen Meisterprüfung zog es Klenke nicht nach Berlin, Leipzig oder in eine andere Großstadt.
Nach der Meisterprüfung zog es Klenke in die Heimat
Sie entschied sich für Aschersleben. „Ich mag dieses Kleinstädtische lieber als die Anonymität der großen Städte. Und ich liebe die Community hier: Wenn du ein Problem hast, ist immer jemand da.“
Vor allem sei sie aber wiedergekommen, weil sie Aschersleben einfach schön finde. „Es ist einfach meine Heimat“, sagt sie und wirkt zum ersten Mal etwas nachdenklich.
Dass es junge, kluge Frauen in handwerkliche Berufe zieht, wird immer seltener. Vom Akademisierungswahn ist die Rede. Das Problem: Die Unis quellen über, während die Handwerker keine Lehrlinge finden. Klenke aber vermisst nichts in ihrem Beruf. „Klar, ich habe auch mit 150 Euro Lehrlingsgehalt angefangen. Aber es gibt ja Aufstiegschancen und am Ende verdient jeder so viel, wie er auch leistet.“
Geht es um ihr Handwerk, weiß sie, was sie will. „Es gibt schon No-Gos. Pinke Strähnen im Gesicht zum Beispiel. Das mache ich nicht!“ Sie habe viele Anzugträger als Kunden. „Und so blonde Püppies wie du selbst“, platz ihre Kollegin Steffi dazwischen. Beide müssen lachen. Klenke wird ihren Weg gehen. Sie wird ihn immer mit einem Lachen gehen, und sei es über sich selbst.
(mz)