Tangomesse in Aschersleben Tangomesse in Aschersleben: Bandoneon statt Orgelklang

Aschersleben/MZ - Die als Höhepunkt eines besonderen Konzertes angekündigte Messe im Tango-Rhythmus mit drei Kantoreien, einem Orchester und drei Solisten unter der Leitung von Kantor Thomas Wiesenberg aus Aschersleben, hatte viele Besucher in die Stephanikirche gelockt, und sie wurden nicht enttäuscht.
Werk für drei Chöre
„Herr, unser Herrscher“, ein Werk für drei Chöre von Johann Sommer, erfüllte zu Beginn stimmgewaltig und eindrucksvoll den großen Kirchenraum, gefolgt von „Gloria“ vom italienischen Komponisten Giovanni Gabrieli, ebenfalls für drei Chöre.
Schon diese beiden Chorsätze waren für Dirigent und Sänger eine Herausforderung. Was zu Gabrielis Zeiten gängige Praxis war - damals sangen in den großen Kathedralen Venedigs bis zu acht Chöre gleichzeitig - war unter heutigen Bedingungen in der Stephanikirche schwierig umzusetzen. Die Kantoreien Gernrode, Neinstedt und Aschersleben hatten die vierstimmigen Werke unter ihrem jeweiligen Leiter einstudiert; am Abend des Konzertes musste Thomas Wiesenberg allein die unterschiedlichen Einsätze von zwölf Stimmen aus drei räumlich getrennt stehenden Chören dirigieren.
Die folgenden zwei Tangos von Astor Piazzolla wurden als Instrumentalstücke vom Kammerorchester saxonia music company mit Bettina Hartl als Bandoneon-Solistin gespielt. Das Bandoneon, in Argentinien das Kultinstrument des Tangos, verwandelte sich in den Händen der vielseitigen Künstlerin zur Seele des meditativen Tangos, der typisch für Argentinien ist. Bettina Hartl beherrscht das Instrument perfekt und faszinierte die Zuhörer mit ihrem sanften und gefühlvollen Spiel.
Abschluss und Höhepunkt
Die „Misa a Buenos Aires“ bildete den Abschluss und gleichzeitig den Höhepunkt des außergewöhnlichen Konzertabends. Der um die 1 000 Jahre alte lateinische Text der katholischen Liturgie war 1996 vom argentinischen Komponisten Martin Palmeri im Tango-Rhythmus neu komponiert und seitdem von vielen Chören in aller Welt aufgeführt worden. Für die Kirche St. Stephani war es, genau wie bei den anderen Werken, eine Premiere, noch nie zuvor hatte man hier etwas Derartiges gehört. Das Orchester, Hans-Martin Fuhrmann am Klavier, die Sängerinnen und Sänger der Chöre, die Bandoneon-Spielerin und die Sopranistin Conny Herrmann führten das anspruchsvolle Werk unter der Leitung von Thomas Wiesenberg in vollendeter Abstimmung und Harmonie auf.
„Ein Genuss, dieser Zusammenklang“, sagte Ingrid Otto aus Gatersleben begeistert und applaudierte gemeinsam mit allen anderen der großartigen Leistung. Auch Ingeburg Orlamünde, viele Jahre beruflich und als Organisatorin der beliebten Rathauskonzerte mit Musik verbunden, hat die Messe sehr gefallen, und sie würdigte besonders die wunderbare Stimme der Solistin Conny Herrmann: „Eine außergewöhnliche, lyrische Sopranistin, die ihren Part hervorragend gemeistert hat, intensiv und kraftvoll, und im Piano so zart, dass es unter die Haut geht.“ Thomas Wiesenberg, unter dessen Leitung alles so gut gelungen ist, zieht sein eigenes Resümee: „Die Arbeit hat großen Spaß gemacht, weil das Werk sehr interessant aufgebaut ist und alle toll mitgemacht haben.“