Störche in Frose Störche in Frose: Brutaler Überlebens-Kampf um den Horst

Frose - Bei Storchs in Frose geht es brutal zur Sache. Auf dem Horst spielten sich in dieser Woche Szenen wie in einem Krimi ab. Am Mittwoch erreichte eine E-Mail mit spektakulären Fotos unseres Lesers Paul Bertrams die Redaktion.
Er beobachtet Familie Adebar fast täglich und wurde am späten Dienstagnachmittag Zeuge eines blutigen Kampfes zwischen zwei männlichen Vögeln, die offenbar beide den Froser Horst für sich beanspruchen. Eigentlich wollte Paul Bertrams nur schauen, ob die Tiere schon brüten. Doch auf dem Horst saß zunächst nur der beringte „Hausbesetzer“, der zuvor schon den ursprünglichen Anwärter auf den Horst vertrieben hatte.
Der „Hausbesetzer“ unterlag
„Schon im nächsten Augenblick war ein zweiter Storch auf dem Horst und ich traute meinen Augen nicht“, beschreibt der Hobbyfotograf die Situation und berichtet von einem Schubsen, Beißen, Stechen und Würgen, wobei es blutig zur Sache ging. Der „Hausbesetzer“, so sagte er, sei dabei oft nur „zweiter Sieger“ gewesen. Bertrams hatte wie fast immer die Kamera dabei und konnte den erbitterten Kampf so in Bildern festhalten.
Der Aschersleber Ornithologe Uwe Nielitz hat zum Kampf um den Horst einen klaren Kommentar: „Störche sind nicht zivilisierter als die Menschen.“ Wenn ein Horst attraktiv ist, dann sei er heiß begehrt. Blutige Kämpfe bis hin zu Todesfällen seien keine Seltenheit. Trotzdem habe Paul Bertrams Glück gehabt, den erbitterten Zwist vor die Linse zu bekommen.
Im Seeland gibt es viel Futter für Störche
Der Horst in Frose ist aus gutem Grund begehrt: Die Vernässungsflächen im Seeland sind ideale Futterplätze. „Der Storch ist für uns eine Leitart. Lässt er sich nieder, dann ist das ein Indiz dafür, dass die ökologischen Verhältnisse hier stimmen“, sagt Nielitz und hofft, dass das Seegebiet erhalten bleibt. Um Naturliebhabern ein ungestörtes Beobachten der Natur und ihrer Bewohner zu ermöglichen, soll in einer Privatinitiative ein kleiner Beobachtungsposten am Zuckerbusch errichtet werden.
Beim Auswerten der Bilder am Computer stellte Bertrams fest, dass der Ring am Bein des einen Kampfhahns nicht mehr zu sehen ist. „Da sich die Vögel immer wieder für kurze Zeit vom Horst entfernten, weiß ich nicht, ob Herr Storch weggeblieben ist und dann seine Frau den Kampf weitergeführt hat oder ob der Ring verloren ging“, so Bertrams. Seine Frage, ob es „nur“ um den Horst oder gar um die Störchin ging, kann auch Uwe Nielitz nicht beantworten. Wie gesagt: Auch bei den Störchen geht es manchmal recht menschlich zu. (mz)
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Störche kommen in 19 Arten vor und sind auf allen Kontinenten außer Antarktika verbreitet. Der Weißstorch gehört zu den ausgesprochenen Langstreckenziehern. Vertreter einiger nordeuropäischer Populationen legen jedes Jahr 20 000 Kilometer zurück, um die afrikanischen Winterquartiere zu erreichen und wieder in die Brutgebiete zurückzukehren. Die meisten anderen Arten jedoch sind keine Zugvögel. Sie bleiben in der Nähe ihrer Brutgebiete. Fische, Frösche und Nagetiere sind für die meisten Störche die Hauptnahrung. (Wikipedia)