Aschersleben Stadtrecht: Aschersleben doch nicht älteste Stadt Sachsen-Anhalts

Aschersleben - Die gute Nachricht: Aschersleben „ist eine älteste Stadt in Sachsen-Anhalt“, wie Historiker Christian Warnke von der Uni Magdeburg am Sonnabend bei seinem Vortrag es formulierte, verfügt zudem seit 750 Jahren über das Stadtrecht. Ordentlich belegt durch eine Urkunde von 1266 und bestätigt durch die Halberstädter Bürger.
Diese Stadtrechtsurkunde - verliehen von Heinrich II. Graf von Aschersleben - ist im Original Teil der Sonderschau, die noch bis zum 31. Juli im Museum zu besichtigen ist. Historiker der Uni Magdeburg haben eine Ausstellung erarbeitet, die „die Entwicklung Ascherslebens von seiner Ersterwähnung im Jahre 753 bis zur Stadtrechtsverleihung“ veranschaulicht. So heißt es noch kühn im bereitgestellten Infoblatt der Stadt zur Exposition.
Warnke: Jahreszahl 753 für Aschersleben nicht haltbar
Und jetzt die schlechte Nachricht: Die Jahreszahl 753 ist laut Warnke nicht haltbar! Der Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte des Mittelalters an der Uni, beschäftigt sich seit 2009 mit der Fragestellung zur Frühgeschichte im Raum des heutigen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.
Im Rahmen seiner Doktorarbeit befasste er sich deshalb unter anderem auch ausführlich mit dem Codex Eberhardi, in dem ein Ort Aschersleben bzw. Ascegereslebe erstmals schriftlich erwähnt wurde.
Argumentation beginnt mit Codex Eberhardi
Der Historiker lässt die Zuhörer in der Museumsloge am Sonnabend teilhaben an seinen Beweisketten und Schlussfolgerungen. Eberhard, ein Mönch im Kloster Fulda, fasste um 1160 in einem Codex, dem Vorläufer unseres heutigen Buches, die einstmals reichen Besitztümer des Klosters seit dessen Gründung um 750 zusammen.
Auftragsgemäß suchte er für die Besitzansprüche des wirtschaftlich desolaten Klosters nach Schenkungs- und Tauschurkunden, nach Güterverzeichnissen, Marktbeschreibungen und sämtlichen verfügbaren Quellen, schrieb sie ab, fälschte dabei teilweise selber (vornehmlich bei den Papst-, Kaiser- und Königsurkunden) und musste klarkommen mit allen festgestellten Unwägbarkeiten aufgrund vieler Fehler oder Doppelungen.
Codex Eberhardi im hessischen Staatsarchiv Marburg
Die Zusammenstellung der Quellen erwies sich schwierig. Dennoch entstanden am Ende mehrere Bände aus gefalteten und dann in Lagen übereinander geschichteten, gebundenen Pergamentblättern; der Codex von Eberhard bzw. Codex Eberhardi, der im hessischen Staatsarchiv Marburg aufbewahrt wird.
Der entscheidende Eintrag zu Aschersleben findet sich unter den mithin undatierten Thüringer Privatschenkungen: Vermutlich der Passauer Chorbischof Madalwin vermachte seine Besitzung Ascegereslebe dem Kloster Fulda.
Wissenschaftler Warnke glaubt, dass tatsächlich das heutige Aschersleben mit diesem Vermerk gemeint ist und dass die Ersterwähnung bei der Schenkung zwischen 753 und 800 datiert werden kann. Aschersleben kann also zu Recht von sich behaupten, „eine älteste Stadt in Sachsen-Anhalt“ zu sein. (mz)
