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Stadtjugendpfleger Uwe Rothe Stadtjugendpfleger Uwe Rothe: Interesse am Leben der Kinder zeigen

Von Stefanie Glaschke 24.04.2017, 07:49
Bei Stadtjugendpfleger Uwe Rothe laufen die Fäden zusammen. Oft gleicht es einem Drahtseilakt, mit wenig Personal alle Clubs offen zu halten.
Bei Stadtjugendpfleger Uwe Rothe laufen die Fäden zusammen. Oft gleicht es einem Drahtseilakt, mit wenig Personal alle Clubs offen zu halten. Gehrmann

Aschersleben - Das Büro im Ascherslebener Rathaus ist recht spartanisch eingerichtet und sieht nicht aus wie eine Jugendbude. Doch beim Stadtjugendpfleger Uwe Rothe laufen alle Fäden der Jugendarbeit in Aschersleben zusammen.

Zu seinem Bereich gehören neben den drei Jugend- und Freizeiteinrichtungen im Stadtgebiet noch mehr als zehn andere Angebote, darunter die Jugendtreffs auf den Dörfern rund um die Stadt und ein Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche in Not.

Die Anfrage nach einem Bericht über seine Arbeit nahm der Stadtjugendpfleger wohlwollend auf. Es sei wichtig, darüber zu informieren, was hinter der Jugendarbeit steckt. Denn es geht um viel mehr als um ein paar Bastelstunden.

Und ohne Jugendarbeit gebe es für einige junge Menschen in der Stadt gar keinen Anlaufpunkt, wie die Gespräche mit den Mitarbeitern der Jugendarbeit zeigen.

Die zwei Eckpfeiler der Jugendarbeit in Aschersleben

Auf die Frage, was Jugendpflege überhaupt bedeute, nannte er die beiden Eckpfeiler der Arbeit: „Wir haben einen Freizeitauftrag und darin begleiten wir die Jugendlichen bei ihrer Entwicklung.“ Das hört sich ein wenig an wie ein Familienersatz und genau da setzt Rothe auch an.

„Manchmal wissen die Eltern gar nicht, wo ihre Kinder sind. Das Interesse an den Kindern und Jugendlichen ist oft sehr gering.“

Die Mitarbeiter in den einzelnen Einrichtungen hören zu, haben einfach Interesse am Leben der jungen Menschen. „Nicht alle erfahren das auch in ihren Familien“, gibt Rothe mit Bedauern an.

Was sich anhört wie eine gemütliche Bastelstunde, ist für Rothe und sein Team ein Knochenjob. Wie überall fehlt es immer wieder am Geld, und die Personaldecke ist denkbar dünn. Mit Ehrenamtlern und Helfern wird die Aufgabe dennoch erledigt.

Größere Veranstaltungen sind kaum noch zu schaffen

„Wir wünschen uns hin und wieder ein wenig Hilfe durch die Eltern. Gerade größere Veranstaltungen wie Sommerfeste oder ähnliches können wir mit dem wenigen Personal kaum noch schaffen“, bedauert der Chef der Jugendarbeit. „Wir schaffen in den Clubs eine Wohlfühloase für die Jugendlichen. Außerdem helfen wir ihnen, wichtige Kompetenzen für die Zukunft zu entwickeln.“

Rothe spricht von Medienkompetenz, Demokratiefähigkeit und Sozialverhalten. Ohne die Jugendpflege wären viele junge Menschen nachmittags nach der Schule völlig auf sich allein gestellt.

Die Welt hat sich verändert. Jugendliche brauchen verantwortungsbewusste Erwachsene, die ihnen helfen, sich zurecht zu finden. Kindheit bedeutet heute nicht mehr, auf Bäume zu klettern und auf dem elterlichen Acker zu helfen.

In den Klub sind alle Kinder und Jugendlichen willkommen

Mehr qualifiziertes Personal wünscht Rothe sich und dass endlich Schluss sei mit den Vorurteilen in der Bevölkerung, Jugendclubs seien etwas für asoziale Kids. In den Clubs sind alle Kinder und Jugendlichen willkommen. Es gehört zum Leben dazu, mit anderen Menschen gut auszukommen, auch wenn sie eine andere Schule besuchen oder die Eltern weniger oder mehr Geld verdienen.

Die Jugendclubs im Stadtgebiet arbeiten anders als die Jugendeinrichtungen auf den Dörfern. Die Kinder und Jugendlichen in der Stadt werden fast mit einem Komplettservice unterstützt.

Es gibt in jedem der drei Clubs kleine Snacks und Getränke. „Manchmal vergessen die Eltern einfach, dass die Kinder etwas essen müssen“, weiß der Jugendpfleger zu berichten. „Dann sind die Cornflakes im Jugendclub die erste Mahlzeit des Tages.“

Einrichtungen in Aschersleben bieten Hilfe bei den Hausaufgaben an

Außerdem bieten alle Jugendeinrichtungen in Aschersleben Hilfe bei den Hausaufgaben und beim Schreiben von Bewerbungen an. Neben den vielen Sport- und Spielangeboten stehen auch individuelle Gespräche auf dem Plan. Der Bedarf ist groß, die Gästezahlen sind hoch.

Obwohl von den Mitarbeitern der Jugendarbeit in Aschersleben viel verlangt wird, sind sie motiviert und geben nicht auf. Der Familientag im November und zahlreiche Veranstaltungen im Laufe eines Jahres zeugen von Engagement und viel Liebe zum Beruf.

„Eine Gesellschaft, die den Nachwuchs nicht ehrt, ist das Überleben nicht wert“, zitiert der Jugendpfleger den bekannten Liedermacher Reinhard Mey. Und was wünscht sich der Jugendpfleger? „Zusätzliches qualifiziertes Personal und in der Bevölkerung ein wenig mehr Teilhabe an unserer Arbeit.“

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Jugendarbeit kostet Geld. Trotzdem leistet sich die Stadt Aschersleben drei Jugendclubs und Einrichtungen in fast allen Ortsteilen. In einer Serie wollen wir zeigen: Warum ist es wichtig, gerade an solchen Einrichtungen nicht zu sparen? Wo liegen die Probleme? Und werden die Klubs überhaupt angenommen? (mz)