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Stadtbild Thale Stadtbild Thale: Wasserwerk vor Abriss

Von Stephan Neef 14.04.2003, 16:19

Thale/MZ. - Einige Versuche, das massive Bauwerk - der Bruchsteinsockel ist fast 50 Zentimeter stark - zu vermarkten, seien gescheitert, erfuhr die MZ. Christine Schmidt, Abteilungsleiterin Gebäudeverwaltung, gehört zu den wenigen Thalensern, die das Haus in letzter Zeit betreten haben. Auf der Betondecke, die einst den Pumpenkeller von den über vier Meter hohen Kesseln trennte, sammeln sich nun Regenwasser und Laub, berichtet die Amtsfrau der MZ. Das Gebäude liege - im Gegensatz zum ehemaligen Eisenbahn -Wasserturm, der allerdings im Privatbesitz ist (die MZ berichtete) - nicht im Sanierungsgebiet der Stadt, es stehe auch nicht unter Denkmalschutz. Eine Verpflichtung, die Gebäudehülle zu erhalten, gebe es damit nicht.

Dabei hatten die damaligen Stadtwerke ausdrücklich "ein in die Landschaft passendes Massivgebäude" konzipieren lassen, das ein "Walmdach mit hervorstehenden Sparrenköpfen" tragen sollte. Der Bau ist zugleich Ausdruck der seinerzeit schwierigen Wasserversorgung: Seit dem Jahre 1900 wurde Thale aus den so genannten Sickergalerie-Anlagen der oberhalb des Peterstieges liegenden Waldwiesen versorgt. 1934 entstand der Ochsensumpf-Stauteich, der jedoch nicht die erhoffte Entlastung brachte. Das 1910 gebaute Pumpwerk Siebenspringe lieferte an trockenen Sommertagen lediglich 200 Kubikmeter Wasser.

Eine leistungsfähige Zusatzanlage musste her. Ein am Bode-Ufer liegender Feuerlöschbrunnen wurde 1944 mit Zentrifugalpumpe, Entkeimungsanlage und Hochdruckfilter ausgerüstet. Über einen Sickerstollen gelangte das Bodewasser in den Brunnen und wurde nach der Reinigung in das Netz gepumpt. Die Stadtwerke beschlossen daraufhin, die Station zu erweitern, zum Beispiel durch eine neue Hochdruckfilter-Anlage. Dadurch war der Neubau erforderlich, der nunmehr seine letzten Tage erlebt. Die Mitglieder des Bauausschusses des Stadtrates befürworteten jedenfalls den Abriss.