Stadt bald wieder Herr über die Schulen
Aschersleben/MZ. - Der Versuch, den Punkt Schulträgerschaft von der Tagesordnung zu nehmen, eine Auszeit, mehrere Anträge, erregte Debatten und schließlich namentliche Abstimmungen machen deutlich, wie unterschiedlich die Positionen des Stadtrates zu diesem Thema waren und sind.
Die Stadt Aschersleben sieht ihren Einfluss auf die Schul- und Stadtentwicklung in einem größer werdenden Landkreis in Zukunft weiter schwinden und möchte das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen. Von einigen Stadträten, insbesondere in der CDU-Fraktion, wird dies kritisch gesehen. Und so brachte es Claudia Selisko-Lättig (CDU) auch recht schnell auf den Punkt: "Ich wäre für eine Übernahme, wenn ich nicht den Eindruck hätte, dass ein bestimmtes Ziel dahinter steht. Nämlich das Haus II zu schließen und dafür die freie Schule (die Integrierte Gesamtschule, die auf dem Gelände des Bestehornparks entstehen soll. d. Red) zu stärken". Diese Befürchtung wird von anderen Stadträten wie Monika Proll und und Frank Knöppler (beide SPD) geteilt. Während Knöppler wie Norbert Falke (CDU) für weitere Aussprachen plädierte, erinnerte Monika Proll an einen Stadtratsbeschluss, nach dem das Stephaneum weiterhin eine staatliche Schule bleiben soll. "Ich will nicht mehr dieses ständige Hin und Her. Ich will, dass die Schule beim Landkreis bleibt", sagte sie mit trotzigem Unterton.
Offensichtlich genervt von der Diskussion zeigte sich Frank Seifert (Widab) und schleuderte mit lauter Stimme fast schon eine "Brandrede" ins Gremium: "Wir müssen langsam mal wissen, was wir wollen. Trauen Sie sich das eigentlich nicht zu?" Wir sitzen doch alle bis 2009 in diesem Gremium, und alle Entscheidungen zu Schulstandorten laufen doch über diese Tische", wetterte er.
OB Andreas Michelmann (Widab) sieht keinen Grund "anzunehmen, dass es schlechter wird, wenn die Stadt die Schulen hat" und beteuert: "Die Übernahme hängt nicht mit dem Bestehornpark zusammen". Er verweist auf die miserable Haushaltslage der drei sich zusammenschließenden Landkreise und darauf, dass die Probleme einzelner Schulen im großen Kreistag kaum noch Gehör finden würden.