1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Sperrmüll in Kleingärten: Sperrmüll in Kleingärten um Aschersleben: Vielen Vorständen fehlt Geld - wer zahlt für Entsorgung?

Sperrmüll in Kleingärten Sperrmüll in Kleingärten um Aschersleben: Vielen Vorständen fehlt Geld - wer zahlt für Entsorgung?

Von Kerstin Beier 16.03.2019, 13:56
Roland Funke regt sich über Sperrmüll in Kleingärten auf.
Roland Funke regt sich über Sperrmüll in Kleingärten auf. Frank Gehrmann

Aschersleben - Roland Funke hat ein Problem. Denn: „Ich schäme mich in Grund und Boden“, sagt er. Und zwar immer dann, wenn sich ein potenzieller Pächter für einen der freien Gärten im Gartenverein „Froser Straße“ interessiert und der Vorsitzende ihm dann zeigen muss, was die Anlage zu bieten hat:

Leerstehende Gärten, ja. Aber auch Lauben, die die einstigen Pächter in einem verheerenden Zustand zurückgelassen haben. Funke zeigt einen besonders gravierenden Fall. Vor der Laube türmt sich verrotteter Hausrat in Mengen.

Als der frühere Pächter kündigte, hinterließ er seinem Verein Schulden und jede Menge Müll. „Das hat schon beinahe Messie-Charakter“, sagt der Mann und betont, dass eine Kleingartenanlage „ein Abbild der Gesellschaft sei“. Die große Mehrheit verhalte sich regelkonform. Dann gebe es aber noch die anderen wenigen, die ihren Mitmenschen das Leben schwer machen.

Beim Regionalverband der Kleingärtner sind die Probleme bekannt

Roland Funke ist nicht der Einzige mit diesem Problem. Edith Nowak, Geschäftsführerin des Regionalverbandes der Kleingärtner, bestätigt: „Der Sperrmüll in den Kleingärten macht uns finanziell tot.“ Sie und ihre Kollegen vom Verband stehen vor dem Problem, dass ein Teil der Anlagen abgerissen werden muss, weil zu viele Gärten leer stehen.

„Das kann ich aber erst, wenn der Sperrmüll da raus ist.“ Hinzu kommen uralte Einrichtungen in lange leerstehenden Lauben, die keine Liebhaber mehr gefunden haben und nun irgendwie entsorgt werden müssen.

Hilfesuchend haben sich der Kleingartenverband und mit Steffen Amme und Klaus Winter Vertreter der Widab (Wählerinitiative Die Aschersleber Bürger) an den Kreiswirtschaftsbetrieb gewendet. Die Frage, die über allem steht: Gibt es eine kostengünstige Möglichkeit für die Kleingärtner, den Müll loszuwerden?

Ralf Felgenträger: Ein Kleingarten ist so etwas wie eine Nebenwohnung - und damit gebührenpflichtig

Denn die Kleingärten sind bei der regulären Abfuhr außen vor. „Es wäre uns schon geholfen, wenn in Abständen mal ein Presswagen käme, damit wir das Zeug mal günstig loswerden“, sagt Funke.

Dass es in keinem Fall günstig wird, daran lässt Ralf Felgenträger, Chef des Kreiswirtschaftsbetriebes, keinen Zweifel. Ein Kleingarten sei aus Entsorgungssicht so etwas wie eine Nebenwohnung und damit gebührenpflichtig. „Eine Veranlagung von Kleingärten war politisch nicht gewollt. Weil: Angeblich fällt dort kein Müll an“, erinnert Felgenträger.

Das bedeutet: Die Vereine müssten ihren Sperrmüll kostenpflichtig entsorgen lassen. Eine Tonne Sperrmüll kostet 95 Euro; wenn ein Container bestellt wird, werden 137 Euro fällig. Geld, das die Vereine nicht haben, wie Edith Nowak sagt.

Eine Tonne Sperrmüll kostet 95 Euro; ein Container 137 Euro

Ihrer Bitte um eine „Insellösung“ kann und will Felgenträger nicht entsprechen. Er verweist darauf, dass es im Landkreis zahllose Vereine gibt. „Wir können es uns nicht leisten, irgendeinen Verein zu bevorteilen“, sagt er. Eine Leistung ohne Gegenleistung wäre Sponsoring, und das ist dem Eigenbetrieb eines Landkreises nicht erlaubt.

Am Ende steht ein Vorschlag, der zumindest die Hoffnung birgt, dass sich in dieser Frage doch noch etwas bewegt. Felgenträger rät, alle Kleingarten-Regionalvereine des Landkreises an einem Tisch zu versammeln und zu beraten, ob es möglich ist, auf eine der beiden Grüngutsammlungen im Jahr zugunsten einer Sperrmüllaktion zu verzichten.

Felgenträger: Eine Grünschnitt-Abfuhr weniger zugunsten des Sperrmülls

Bisher nutzen die Vereine das Angebot je nach Bedarf für 57 Euro pro Container. Wenn sich alle einig sind, könnte der Kreiswirtschaftsbetrieb das Gespräch mit dem Landrat suchen und die finanziellen Konditionen neu kalkulieren, schlägt Felgenträger vor. „Das werden wir möglichst schnell tun“, kündigt Nowak an. Denn die Zeit drängt. Der Rückbau von mehreren Gärten in der Sparte „Eintracht“ steht im Juni an. (mz)