1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Altenpflege: Senioren-Wohnpark Askania Aschersleben: Silvia Hofmeister fing mit 59 Jahren als pflegerische Hilfskraft an

Altenpflege Senioren-Wohnpark Askania Aschersleben: Silvia Hofmeister fing mit 59 Jahren als pflegerische Hilfskraft an

Von Kerstin Beier 05.03.2019, 08:57
Silvia Hofmeister genießt das Vertrauen der Bewohner in ihrem Wohnbereich.
Silvia Hofmeister genießt das Vertrauen der Bewohner in ihrem Wohnbereich. Frank Gehrmann

Aschersleben - Silvia Hofmeister ist 59 und hat noch einmal ganz neu angefangen. Seit Dezember arbeitet sie im Senioren-Wohnpark Askania als pflegerische Hilfskraft. In ihrem Wohnbereich hilft sie, unter anderem demenzkranke Bewohner zu betreuen, von ihren neuen Kollegen ist sie herzlich aufgenommen worden.

„Ich hatte erst Bedenken“, sagt die Frau, die eigentlich aus der Produktion bzw. aus dem Außendienst kommt und nach längerer Zeit zu Hause nicht mehr zu hoffen wagte, auf dem Arbeitsmarkt noch einmal Fuß zu fassen.

Inzwischen sind diese Bedenken verflogen und die Freude darüber, gebraucht zu werden, ist ihr anzusehen. Die alten Damen und Herren in ihrem Wohnbereich haben Vertrauen zu ihr, schon nach so kurzer Zeit wird sie freudig begrüßt wie eine alte Bekannte.

Bedenken sind verflogen, Silvia Hofmeister ist zufrieden

Möglich wurde ihr Neustart mit Hilfe einer Intensivbetreuung durch das Arbeitsamt. Zu ihrer Vermittlerin Cornelia Struzina hat sie ein herzliches Verhältnis aufgebaut. Kein Wunder: Denn der Betreuerin reicht es nicht, Silvia Hofmeister vermittelt zu haben. Nachbetreuung ist ihr sehr wichtig. Und die gehört auch zu ihren Aufgaben innerhalb von „Inga“ - was soviel heißt wie „interne ganzheitliche Betreuung“.

Anja Huth, Chefin der Arbeitsagentur in Bernburg, erklärt den Sinn hinter dem sperrigen Begriff: „Hinter dem Arbeitsmarkt steckt intensive Arbeit“, sagt sie, die mehr leisten müsse als die klassische Vermittlung. So gebe es Kunden, die mehr brauchen, um Hemmnisse abzubauen: mehr Zeit, häufigere Kontakte, direkte Erreichbarkeit.

Eine solche Kundin war auch Silvia Hofmann. Sie betreute ihre demenzkranke Mutter gemeinsam mit dem Arbeiter-Samariter-Bund über eine längere Zeit zu Hause und traute sich irgendwann nicht mehr zu, wieder ins Arbeitsleben einzusteigen. An diesem Punkt kam Cornelia Struzina ins Spiel. Sie ist eine von drei Beratern mit einer speziellen Qualifikation und vor allem mit mehr Zeit für jeden einzelnen Kunden.

Agentur-Beraterin Cornelia Struzina will Probleme lösen

Diese Zeit braucht es, um Schwierigkeiten zu überwinden. „Manchmal waren die Kunden selbst lange krank, haben das Vertrauen in sich selbst und den Mut verloren“, berichtet Cornelia Struzina aus ihrer Arbeit. Sie versucht, fehlende Motivation zurückzubringen und gemeinsam mit den Männern und Frauen herauszufinden, was sie können oder gern tun.

Manchmal sind „Nebenprobleme“ wie fehlende Kinderbetreuung zu lösen oder finanzielle Schwierigkeiten zu überwinden. Dafür nutzen die Berater ihre Netzwerke. „Es geht darum, den Rucksack, den viele mit sich herumtragen, leichter zu machen.“ Bei Silvia Hofmeister habe sie schnell gespürt, dass diese Empathie für andere Menschen aufbringt.

„Sie ist mit viel Herz bei der Arbeit“

Eine Eigenschaft, die auch Wohnbereichsleiterin Nicole Uhlmann erkannt hat. „Sie hat eine sehr freundliche Art, und sie ist mit viel Herz bei der Arbeit“, sagt sie. Der Wohnbereich, in dem Silvia Hofmeister arbeitet, ist mit 45 Bewohnern recht groß. „Jeder ist anders, aber sie meistert es prima, auf jeden individuell einzugehen.“

Einrichtungsleiter Andreas Franke hört das natürlich sehr gern. Denn in der Pflege sei ein „ganz anderes Zeitalter angebrochen.“ Es werde immer schwerer, junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern. Deshalb finde er das Modell gut, auch älteren, geeigneten Menschen einen Einstieg in den Beruf zu ermöglichen.

Er und seine Kollegen würden sich zunehmend auf die Bedürfnisse von Quereinsteigern einstellen. Dazu gehören auch drei Lehrgänge, die Silvia Hofmeister im Herbst beginnen soll. „Man muss mit dem Herzen dabei sein“, sagt sie. (mz)