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Schneiderei und Wäscherei in Giersleben Schneiderei und Wäscherei in Giersleben: Manufaktur nimmt Arbeit auf

Von kerstin beier 16.08.2014, 14:11
Kerstin Svoboda und Karin Baumann (von links) haben Spaß daran, den Gästen ihren Arbeitsplatz zu zeigen und die Technik vorzuführen.
Kerstin Svoboda und Karin Baumann (von links) haben Spaß daran, den Gästen ihren Arbeitsplatz zu zeigen und die Technik vorzuführen. Kerstin Beier Lizenz

giersleben/MZ - Eines der Produkte, die in der Richter Manufaktur Förderung in Giersleben entstehen, führt Jana Richter quasi am lebenden Objekt vor: einen fliederfarbenen Wickelrock, der einer Frau mit Größe 36 genauso gut passt wie mit Größe 44. Jana und Stephan Richter sind am Sonnabend überglücklich: Der Umbau des ehemaligen Bullenstalls zur Manufaktur mit Schneiderei und Wäscherei ist rechtzeitig zum angesetzten Eröffnungstermin fertig geworden, und viele Gäste bis hin zum Landrat Markus Bauer (SPD) sind gekommen, um zu gratulieren, sich durch die Räume führen und die Geräte erklären zu lassen.

Industrie- und Privatkunden gesucht

Kerstin Svoboda und ihre gehörlose Kollegin Karin Baumann zeigen beispielsweise, wie die Waschmaschine, die riesigen Trockner oder das Dämpfen von Oberhemden funktionieren. Manche der Frauen, die sich das anschauen, denken spontan an endlose Hemden-Bügelstunden daheim. Die Manufaktur bietet ihre Dienste nicht nur für die Industrie, Gesundheitswesen oder Gastronomie, sondern auch für Privatleute an. Auch diese können ihre guten Damastdecken, „die sie nicht mit dem Bügeleisen glattkämpfen möchten“, wie Jana Richter es ausdrückt, in die Manufaktur bringen. Gewaschen und geglättet wird hier momentan die Wäsche aus dem Pflegeheim Richter nebenan und aus der Villa Richter in Aschersleben.

Insgesamt hat es gute zwei Jahre gedauert, blickt Jana Richter zurück, aus dem ehemaligen Stall ein modernes, helles Gebäude zu machen. „Am Ende ist es so gut geworden, wie ich es den Mitarbeitern immer versprochen habe“, freut sie sich. Mit der Manufaktur wollen die beiden jungen Geschäftsleute, die das Pflegeheim 2009 vom Gründer Peter Richter übernommen haben, einen Gegenpol setzen zu Massenproduktion und Stangenware. Deshalb wollen sie auch nicht für sich allein wirtschaften, sondern den Kontakt suchen zu anderen „Handarbeitern“. Und so ist unter anderen auch die Glasschmuckgestalterin Marion Rösler bei der Eröffnung mit einem Stand dabei.

Mut und Papierkrieg

Ausdrücklich bedanken sich Richters bei allen, die sie unterstützt haben. Denn im Denkmalbereich unterwegs zu sein, sei manchmal nicht so einfach und auch der Papierkrieg nicht zu unterschätzen.

Mehr als eine halbe Million Euro haben Richters in die Umsetzung ihrer Idee gesteckt. Vater bzw. Schwiegervater Peter Richter hat Respekt vor dem Mut und der Tatkraft der Kinder. „Ich bin stolz, was draus geworden ist“, sagt der Mann, der Anfang der 90er Jahre gemeinsam mit seiner Frau ebenfalls viel Mut aufgebracht hatte, das ehemalige Lehrlingswohnheim in der Giersleber Bogenstraße zum Altenpflegezentrum auszubauen. Das feiert im nächsten Jahr bereits 20-jähriges Bestehen.