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Schiess Aschersleben Schiess Aschersleben: Ein Betrieb auf Nachwuchs-Suche

Von Kerstin Beier 28.06.2016, 16:34
Montageleiter Marco Hahn erklärt Schülern der Olearius-Schule, was sie in der Endmontagehalle bei Schiess sehen.
Montageleiter Marco Hahn erklärt Schülern der Olearius-Schule, was sie in der Endmontagehalle bei Schiess sehen. Frank Gehrmann

Aschersleben - Die Eltern von Paul sind Wemaraner. Auch Filius Paul hat sich vor gut einem Jahr für eine Ausbildung beim traditionsreichen Werkzeugmaschinenhersteller entschieden und nicht bereut, den Beruf des Industriemechanikers beim Wema-Nachfolger Schiess zu lernen. Zusammen mit zwei anderen Auszubildenden - Lukas und Benjamin - war er kürzlich so etwas wie ein „Botschafter“ für Metallberufe.

Denn der hochmoderne Info-Truck des Verbandes M+E Gesamtmetall war auf den Hof gerollt und bot alle Möglichkeiten, sich über unterschiedliche Ausbildungsberufe im Metallbereich zu informieren. Schiess-Ausbildungsleiter Jürgen Tennstedt und die drei Jungs aus dem ersten Lehrjahr waren für die Informationen aus erster Hand dabei.

Bei Schiess lernen derzeit 14 Azubis, der Betrieb bildet Industriemechaniker, Zerspanungsmechaniker und Elektroniker aus. Auch in diesem Jahr waren sechs Stellen zu vergeben, fünf davon sind bereits besetzt.

„Viele Jugendliche kennen die Berufsbilder gar nicht“, beklagt der Ausbildungsleiter - obwohl Schiess auf nahezu allen Berufsmessen und Jobbörsen in der Region vertreten ist. Insofern freuen sie sich über den Truck, wo Jugendliche selbst experimentieren können und kleinere Maschinen aus der Nähe sehen. Schiess-Mitarbeiter bieten auch Rundgänge durch den Betrieb und in der modernen Lehrwerkstatt an. An diesem Tag nutzen mehrere Schulen mit mehr als 70 Schülern dieses Angebot.

Die Klage vieler Betriebe, keinen geeigneten Nachwuchs mehr zu finden, sei „nicht übertrieben“, sagt Tennstedt. Er macht das unter anderem an mitunter mangelnder Motivation und auch daran fest, dass Schüler während ihrer Schulzeit zu wenig mit praktischen Tätigkeiten in Berührung kommen. Unterrichtsfächer wie „Technisches Zeichnen“ oder „Praktische Arbeit“ hätten früher durchaus ihren Sinn gehabt.

Aus seiner Sicht gibt es einige Dinge, die ein Bewerber mitbringen muss: technisches Interesse, Feinmotorik und Vorstellungsvermögen. Wenn alles passt, ist der Umstand, dass Elektroniker und Industriemechaniker, die für Schiess arbeiten, auf Montage müssen, für manchen schon eine Hürde.

Denn Schiess exportiert weltweit. Das bedeutet auch, dass die Mitarbeiter die Maschinen in den Heimatländern der Kunden aufbauen und warten. „Das bietet für junge Menschen auch eine Chance“, sagt Doreen Meinecke vom Management des Unternehmens.

Im Moment bauen die 245 Mitarbeiter vor allem kleinere Maschinen. „Das Geschäft mit den Kleinserien läuft gut“, sagt Tennstedt, da hätte das Unternehmen gut zu tun. Die Nachfrage nach Großmaschinen sei wegen der Weltmarktlage dagegen eingebrochen. Da gehe es Schiess wie anderen Großen in der Branche.

Schiess bildet vorrangig für den eigenen Bedarf aus. „Wir möchten unseren Mitarbeiterstamm halten und nach und nach etwas verjüngen“, so der Ausbildungsleiter. Nach seinen Worten haben junge Leute, die ihre Ausbildung bei Schiess beenden, gute Chancen, übernommen zu werden.

An dieser Stelle bricht er auch eine Lanze für „seine“ Jugendlichen. In den letzten Jahren habe es keine Abbrecher gegeben. „Alle haben ihre Prüfungen bestanden, da ist man schon zufrieden“, sagt er.

Zufrieden ist auch Lukas, einer der drei Auszubildenden im ersten Lehrjahr. Die Arbeit an den Maschinen macht dem künftigen Zerspanungsmechaniker besonders viel Spaß, wenngleich das Feilen und Bohren nach wie vor dazu gehört.

(mz)