Scharren in Aschersleben Scharren in Aschersleben: Nur einmal hinter die Planen schauen

Aschersleben - Verhüllende Planen und Baustellengeräusche wecken die Neugier. Was passiert da am Scharren in Aschersleben? Auf jeden Fall geht es nach einer Notsicherung, die die Stadt 2015 vorgenommen hatte, nun weiter.
Wie genau, das mögen Interessierte am Sonntag erkunden. Denn am Tag des offenen Denkmals lässt sich das altehrwürdige Gebäude am Durchgang von der Breiten Straße zur Stephanikirche hinter die Planen schauen.
„Aus Sicherheitsgründen muss sich der Besuch aber aufs Erdgeschoss beschränken“, sagt Amtsleiterin Heidrun Wagner. Sie begleitet das Projekt und freut sich drauf. „So etwas Schönes kann man nicht jeden Tag machen“, sagt sie.
Scharren in Aschersleben: Gegenüber gibt es ein Pendant
Wie beeindruckend sich das Gebäude aus seiner unscheinbaren Fassade schälen kann, erschließt sich beim Blick auf das Pendant gegenüber - wenngleich beide Häuser nicht baugleich sind, trotzdem irgendwie zusammengehörig scheinen.
Die „Scharren“ bilden einen Arkadengang und eine reizvolle Verbindung zwischen der Breiten Straße und dem stillen, grünen Stephanikirchhof.
Während die rechte Seite vor Jahren aufwendig saniert wurde, verfiel die linke mehr und mehr.
Scharren in Aschersleben: Rückkauf und Notsicherung zum Erhalt
Zwar hatte sich auch hierfür ein Käufer mit konkreten Plänen gefunden. Doch diese ließen sich über Jahre hinweg offenbar nicht verwirklichen.
Mit Rückkauf und Notsicherung wollte die Stadt verhindern, dass das kulturgeschichtlich wertvolle Haus demnächst aus dem Stadtbild verschwindet.
Der sogenannte Scharren ist als Denkmal begründet, weil es „die einzige komplett erhaltene Anlage dieser Art in Sachsen-Anhalt“ ist. Das Baujahr datiert auf 1724, 1838 wurde das Gebäude erneuert, 1853 und 1864 aufgestockt.
Scharren in Aschersleben: Es soll eine Schritt nach vorn gehen
Mit Hilfe einer erklecklichen Summe von 642.500 Euro aus dem Förderprogramm Stadtumbau soll es nun einen großen Schritt nach vorn gehen.
Zurzeit wird das Gebäude entkernt, ein Anbau an der Hofseite abgerissen, einzelne Decken werden herausgenommen, um den Korpus zu entlasten.
Der Putz ist bereits abgenommen, „so dass man das darunterliegende Fachwerk sieht“, erklärt Heidrun Wagner. Das Dach wird mit roten Biberschwanzziegeln eingedeckt, wo immer es nötig ist, werden Sparren und Dachbalken ausgetauscht. Das Fachwerk wird wieder verputzt.
Scharren in Aschersleben: Ein sportlicher Zeitplan
„Wir werden so viel wie möglich erhalten und wiederverwenden“, sagt die Amtsleiterin, die auch am Tag des offenen Denkmals für Fragen zur Verfügung stehen wird. Der Zeitplan ist sportlich: Im Mai kommenden Jahres soll die Außenhülle fertig sein.
Nutzen und weiter ausbauen wird die Stadt das Gebäude nicht. „Wir werden nur den Rohbau herstellen.“
Scharren in Aschersleben: Wohn- und Geschäftsräume geplant
Eine Planung für den Innenausbau gibt es dennoch schon. Erarbeitet wurde sie vom Quedlinburger Architekturbüro qbatur, das in Aschersleben schon einige komplizierte Altbausanierungen begleitet hat.
Die Pläne weisen zwei Wohnungen aus, von denen eine vom Stephanikirchhof aus zu erreichen ist. Diese wird 140 Quadratmeter groß sein und sich über drei Etagen erstrecken.
Den restlichen Platz auf der Scharren-Seite werden Wohn- bzw. Geschäftsräume von insgesamt 225 Quadratmetern Größe einnehmen.
Scharren in Aschersleben: Öffnet das Café gegenüber bald wieder?
Vielleicht, so die Hoffnung, hat die Sanierung positive Auswirkungen auf das Haus gegenüber und das Geschäftsleben an der Stelle.
Denn das Café, das sich dort befand, schloss recht bald seine Türen. Offizielle, leicht zugespitzte Begründung damals: Neben einer Bruchbude möchte niemand im Freien seinen Kaffee trinken. (mz)
