Salzlandkreis Salzlandkreis: Zahlen für Kalkulation werden angezweifelt
FRIEDRICHSAUE/MZ. - Es war ein eindeutiges Nein, mit dem sich sämtliche Ortschaftsräte von Friedrichsaue gegen die neue Friedhofs-Gebührensatzung, die derzeit im Seeland kontrovers diskutiert wird, nun ausgesprochen haben. "Das sind Kostenansätze, die ich nicht nachvollziehen kann, die noch einmal unter die Lupe genommen werden müssen", meinte Ortsbürgermeister Matthias Witte mit Blick auf die Zahlen, die der umstrittenen Kalkulation zugrunde liegen.
Er selbst kann sich noch gut an den Gemeindearbeiter von Friedrichsaue erinnern, dessen Personalkosten damals im Haushalt pauschal zu 50 Prozent über die Friedhofs-Kostenstelle liefen. "Aber er hat vielleicht 15 Prozent seiner Zeit tatsächlich auf dem Friedhof verbracht, es stecken also 35 Prozent zu viele Kosten drin", erklärte der Ortsbürgermeister und sprach von einem riesigen Kalkulationsfehler, dem er nicht dem Fachbüro zuschreiben will, sondern den Ausgangsdaten.
"Es ist nicht angezeigt, die Zahlen, die das Büro hat, so anzunehmen", machte er klar und wollte wissen: "Haben wir die Ist-Kosten denn wirklich vernünftig ermittelt? Hier sollte man noch einmal einsteigen, eine anständige Kostenanalyse vornehmen, sehen, wo was versteckt ist, wie eine Optimierung vorgenommen werden kann."
"An den Zahlen kann ich nichts drehen, die Kosten standen so im Haushalt darin", verteidigte sich Sabine Stelzer vom Ordnungsamt der Stadt und verwies auch auf die nun tatsächlich erfassten Daten der Bauhof-Mitarbeiter, durch die die Kosten noch weitaus höher ausfallen würden. "Das sind schwarze Zahlen auf weißem Papier", schüttelte Matthias Witte jedoch den Kopf und fragte: "Aber welche Wertigkeit steckt dahinter, wie ist die reale Zeit auf dem Friedhof gewesen, wie wurde dort effektiv gearbeitet, sind die Fahrzeiten mit drin oder eine Frühstückspause?"
Dass die Friedhofskosten immens hoch seien, das sei zu erwarten gewesen, stimmte er zu und meinte: "Den Friedhof kriegen wir nie kostendeckend hin, wer soll das denn bezahlen?" Deshalb müssten sich die Räte zu gegebener Zeit einen Kopf machen, wo die Stadt das Geld für den Fehlbetrag herbekommen könnte. Denn vom Land sei nach dem neuen Finanzausgleichsgesetz nicht mehr viel zu erwarten. "Das sind teilweise 200 Prozent, die wir draufzahlen, das kann man nicht akzeptieren", blätterte auch Ortschaftsrat Lothar Mayfarth (Freie Wählergemeinschaft Friedrichsaue) die neuen Gebührensätze durch und fragte, warum sich die Kürzung der Ruhezeiten um ein Drittel und die Kürzung der Kostendeckung um weitere zehn Prozent nicht auch entsprechend auf die Gebühren auswirken würden. Zudem kritisierte er den Sonnabend-Zuschlag, da der Sonnabend ein Werkstag sei und es eine solche Umlage in Aschersleben schließlich auch nicht gebe.
"Warum kann es nicht unterschiedliche Gebührensatzungen für die einzelnen Ortsteile geben?", wollte er am Ende wissen und führte den kleinen Friedhof von Friedrichsaue an, der mit den großen der anderen Ortsteile nicht zu vergleichen sei. Daran ließ Ortsbürgermeister Matthias Witte aber nicht rütteln: "Wir haben die Zielstel lung, in der Stadt alle Satzungen zu vereinen, ein Prozess, der aber nicht von heute auf morgen geht."