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Salzlandkreis Salzlandkreis: Nicht jeder braucht eine braune Tonne

Von Regine Lotzmann 27.10.2014, 14:50
Die braune Tonne: Ab 1. Januar wird sie zur Pflicht in jedem Haushalt
Die braune Tonne: Ab 1. Januar wird sie zur Pflicht in jedem Haushalt privat Lizenz

Aschersleben/Seeland - Der Aufschrei war groß, als im Juni verkündet wurde, dass es Änderungen bei der Müllentsorgung geben wird. Denn in das Sammelsurium der farbigen Abfalltonnen soll sich ab 1. Januar 2015 eine neue gesellen: die braune. Ganz so neu wird die Bio-Tonne, in der Rasenschnitt, Garten- und Pflanzenabfälle, Obst- und Gemüsereste sowie Kaffee- und Teesatz entsorgt werden können, zwar nicht sein. Denn schon jetzt gibt es sie im Salzlandkreis - auf freiwilliger Basis. Nun soll die Tonne durch das Bundesgesetz zur Neuordnung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallrechtes aber zur Pflicht erhoben werden.

Ausnahmen

Allerdings wird es - wie Landrat Markus Bauer jetzt bei einem Besuch in Nachterstedt erklärte - auch Ausnahmen geben. „So ist es gedacht, der Kreistag muss das aber erst beschließen“, meinte er und erklärte: „Wer auf seinem Grundstück einen Komposthaufen hat und die Bioabfälle dort entsorgen kann, muss keine braune Tonne nehmen.“ Um das abzuklären, werden die Bürger im Salzlandkreis in Kürze angeschrieben.

Schummeln und einfach schreiben, dass ein Komposthaufen vorhanden sei, können die Hausbesitzer aber nicht. „Das unterliegt nämlich der Kontrollpflicht“, machte Bauer ganz deutlich. Denn an sich sei diese Mülltrennung und -vermeidung eine gute Sache.

Warum wird die braune Tonne flächendeckend eingeführt?

Das Bundesgesetz zur Neuordnung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallrechts sieht dies bundesweit vor, um Müll zu trennen und die Umwelt zu schonen. Ein Gesetz, das nun von allen öffentlichen Entsorgungsträgern umgesetzt werden muss.

Wie viele Haushalte sind davon im Salzlandkreis betroffen?

Würden alle Haushalte angeschlossen, bräuchte der Salzlandkreis immerhin 100 000 braune Tonnen. Die wenigsten neuen Biotonnen würden dabei allerdings in den Altkreis Schönebeck gehen, wo bereits 70 Prozent aller Hauseigentümer diese Entsorgung freiwillig nutzen. In Aschersleben, Staßfurt und Bernburg sind es dagegen nur 4 000 Haushalte.

Wie teuer wird die Biotonne sein?

Diese Frage kann im Moment noch nicht beantwortet werden. Derzeit kostet die Tonne pro Einwohner 7,44 Euro im Jahr. Allerdings muss hier mit einer Änderung gerechnet werden. Denn nicht nur die Anschaffung der Tonnen, sondern auch der Kauf von Müll-Fahrzeugen und die Einstellung neuer Mitarbeiter kostet Geld.

Was kann in der Tonne entsorgt werden?

In die Tonne gehören Rasenschnitt, Baum- und Heckenschnitt, Blumen, Laub, Unkraut, Obst- und Gemüseabfälle, aber auch Tee- und Kaffeesatz. Verboten sind dagegen gekochte Speisen, Knochen, Katzenstreu, Zeitungen, Windeln, Zigarettenkippen oder Kehricht.

Das sieht auch Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer so. „Ich habe selbst schon eine braune Tonne und finde die ganz toll“, erklärte sie und meinte, diese Art der Entsorgung sei doch besser, als wenn Leute den Grünschnitt und die Gartenabfälle einfach „in der Prärie“ entsorgen würden. Dass es aber bei der Tonnen-Pflicht eine Ausnahmeregelung geben soll, darüber freute sich bei dem Landrat-Gespräch auch Seeland-Stadtrat Dieter Gleichner (Wählervereinigung Froser Bürger).

Unterschiedliche Meinungen

Er hatte nämlich angemahnt: „Wenn Bürger, die schon jahrelang ihre Abfälle kompostieren, dazu gezwungen werden, die braune Tonne zu benutzen, dann fährt doch wieder mehr Müll durch die Gegend. Leute, die Müllvermeidung betreiben, werden so bestraft.“ Seinen Vorschlag, die Restmüllbehälter wie in anderen Landkreisen zu wiegen und nicht pauschal pro Kopf abzurechnen, konnten die anderen Räte nicht mittragen. Gleichners Argument dazu: „Dadurch würde jeder gezwungen, den Müll zu trennen. Bei der Abrechnung pro Tonne versucht dagegen jeder, seinen Kübel nochmal ordentlich voll zu machen.“ Mario Kempe, Vorsitzender des Stadtrates, schüttelte den Kopf: „Wiegen wäre falscher Anreiz, da würde noch mehr Müll in der Landschaft herumliegen.“ (mz)