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Salzlandkreis Salzlandkreis: Lampenfieber im «Sonnenschein»

Von MARION POCKLITZ 20.05.2011, 15:04
Die Hochzeitstorte wird noch vor der Zeremonie probiert. Sie soll gegen die Aufregung helfen. (FOTO: FRANK GEHRMANN)
Die Hochzeitstorte wird noch vor der Zeremonie probiert. Sie soll gegen die Aufregung helfen. (FOTO: FRANK GEHRMANN) CARDO

GATERSLEBEN/MZ. - Blütenblätter zieren den Weg in die Gaterslebener Kindereinrichtung "Sonnenschein". Die Mädchen haben festliche Kleider an, die Jungs tragen Oberhemden. So mancher kleine Mann hat sich sogar einen Schlips umbinden lassen. Doch das gehört wohl dazu, wenn drei Pärchen der Einrichtung mit ihrer Kindergartengruppe Hochzeit feiern wollen.

Ein halbes Jahr ist es her, dass der sechsjährige Tom seiner Anna-Lena, der Mika seiner Vanessa und der Marius seiner Jasmin einen Heiratsantrag gemacht haben. Und nun ist endlich Hochzeit. Mit allem Drum und Dran, versteht sich. Da wurden Hochzeitskleider und Ringe gekauft, bei der Oma von Mika die dreistöckige Hochzeitstorte bestellt, sorgfältig die Musik für die Trauung ausgewählt, das Standesamt in der Schmiedestraße festlich geschmückt und sogar eine toll dekorierte Hochzeitstafel arrangiert. "Außerdem haben wir eine Kutsche bestellt, die uns nach der Trauung durch das ganze Dorf fährt", sagt Erzieherin Uta Zerner. Sie selbst ist genauso aufgeregt wie die Kinder und ab und zu stehen ihr vor Rührung sogar die Tränen in den Augen. Und damit sich diese Aufregung legt, muss noch vor der Zeremonie etwas Süßes her. Kurzerhand wird von den Brautleuten die Hochzeitstorte angeschnitten. Dann ist Ruhe im Raum. Nur hier und da ist ein "Hmmm, lecker" zu hören. Das hilft. Bis zum Standesamt. Brautleute, ihre Kindergartenfreunde, Eltern, Großeltern und sogar die Standesbeamtin Carola Schulz verspürt ein Kribbeln im Bauch. "Es ist für mich die dritte Kinderhochzeit. Und das ist immer etwas ganz Besonderes", verrät sie dann noch.

Punkt 10 Uhr erklingt der Hochzeitsmarsch und die drei jungen "Herren" führen ihre Verlobten ins Trauzimmer. Ernst, ohne Regung und dabei den Partner fest an der Hand haltend, lauschen sie den Worten von Carola Schulz. "Tom hatte ja erst eine andere Freundin. Aber die ist weggezogen. Bist du dir sicher, dass Anna-Lena jetzt die Richtige ist?", fragt sie den ersten Bräutigam. Der nickt bestätigend.

Der kleine Mika bringt seiner Freundin Vanessa regelmäßig kleine Geschenke in die Kindereinrichtung mit. Doch bald steht den beiden künftigen "Eheleuten" eine vormittägliche Trennung bevor. Vanessa kommt schon in die Schule, Mika muss noch ein Jahr warten. "Das schafft ihr schon", tröstet Carola Schulz. Marius und Jasmin dagegen sehen sich nicht nur im Kindergarten, sondern auch am Nachmittag, denn ihre Familien wohnen nebeneinander. "Da könnt ihr schnell mal zu dem anderen rüberhuschen", rät sie diesem Pärchen. "Ich hoffe für euch alle, die Kinderehe hält und ich kann euch vielleicht einmal hier begrüßen, wenn ihr daraus eine Erwachsenenehe machen wollt", gibt sie allen drei Paaren mit auf den Weg, bevor die Urkunden unterschrieben, die Ringe getauscht und die Küsschen verteilt sind.

"Es ist doch richtig schön. Alles hat prima geklappt", freut sich Erzieherin Uta Zerner nach der Trauung und steht mit dieser Meinung nicht allein da. "Das war eine gute Idee. An diese Hochzeit werden die Kinder sich ein ganzes Leben lang erinnern", findet Karina Brink, die Mama von Braut Anna-Lena. "Ich hoffe, die Freundschaften halten noch lange. Ich habe auf jeden Fall den Paaren Liebesperlen mitgebracht. Vielleicht hilft es ja", hofft der Onkel von Mika. Und so zieht dann eine lustige und jetzt vor allem ausgelassene Gesellschaft in einer Pferdkutsche wieder zurück zur Kindereinrichtung. Dort, wo Blütenblätter den Weg zum Eingang säumen.