Salzlandkreis Salzlandkreis: Fernsehmode mit einem Stück Heimat
ASCHERSLEBEN/MZ. - Nicole, deren blondes Haar sich heute in sanften Locken kringelt, streicht zart über das farbige Holz der Orange, die inzwischen schon zum Wahrzeichen der alten Orangerie von Aschersleben geworden ist. "Wunderbar, sehr schön", ruft Klaus Ehrlich und dirigiert auch die beiden anderen hochgewachsenen Models, die in lilafarbenen Kleidern stecken. "Sandra, dreh dich rum, zeig deine Streifen, jetzt kommt, baut euch daneben auf, Pose machen, Beinwechsel, Klasse", zeigt sich der Regisseur zufrieden, der gerade in Aschersleben seine nächste Ausgabe von "Mode mal Ehrlich" produziert - gemeinsam mit einem achtköpfigen Team: darunter vier Models, Beleuchter, Kameramann, Visagistin.
Begeisterte Zaungäste
Die hat gerade Geburtstag und bekommt von der Crew ein spontanes Ständchen geschenkt, während sich neben der Weißen Villa die ersten Zaungäste einstellen. "Ich habe nicht gleich erkannt, wo er hingehört", gesteht Rosemarie Krull aus Bernburg, die mit ihrem Mann Friedrich den Tag des offenen Denkmals nutzte, um Aschersleben einen weiteren Besuch abzustatten. "Wir waren schon während der Landesgartenschau hier und es hat uns gefallen", begründet der Bernburger die Stippvisite. Dass sie dabei Klaus Ehrlich - den sie am Ende an seiner markanten, weichen Stimme erkennen - über den Weg laufen, empfinden sie als schöne Überraschung. "Er ist ein netter Typ", nickt Friedrich Krull und seine Frau ergänzt: "Ich freue mich auf jede seiner Sendungen."
Die werden im MDR traditionsgemäß an den Feiertagen ausgestrahlt: zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten, dem Tag der Deutschen Einheit. Letzterer ist auch der Termin, an dem die gerade in Aschersleben, Quedlinburg und Wernigerode gedrehte Folge mit Herbst- und Wintermode zu sehen ist. Eine Produktion, die für den Wahl-Berliner ein Heimspiel ist. Denn Klaus Ehrlich, der im November 70 wird, verbrachte in Aschersleben seine Kindheit und Jugend, drückte in der Lübenschule und der Erweiterten Oberschule "Thomas Müntzer" - dem heutigen Stephaneum - die Schulbank.
Persönliches preisgeben
"Aschersleben habe ich mir aber nicht nur ausgesucht, weil ich hier 15 Jahre lebte, sondern auch, weil mich zum Tag der offenen Tür beim MDR die Leute mit Autogrammwünschen förmlich überrannten und ich dieses Mal etwas Persönliches mit einbringen will." Und so drehte der Moderator seine Eröffnungsszene im Kriminalpanoptikum - vor einem Schild mit der Aufschrift "Der Täter kehrt immer an den Ort des Verbrechens zurück". Nein, verbrochen habe er nichts, winkt der 69-Jährige lachend ab, aber wiedergekommen sei er gerne. "Das ist ein heimatliches Gefühl, das sich hier breitmacht", gesteht er und freut sich über die vielen Leute, die ihn ansprechen, die die Scheibe ihres Autos herunterlassen und "Hallo, Herr Ehrlich" rufen oder ihm erzählen, dass sie in der Zeitung gelesen hätten, dass er Ascherslebener ist.
Und den Bezug zur Stadt - an deren 1 200-Jahr-Feier er als Zwölfjähriger teilgenommen hatte - habe er glücklicherweise noch immer nicht verloren, berichtet der Wahl-Berliner von Verwandtschaft und alten Klassenkameraden. Und so freut er sich auch, dass seinem Team die Stadt gefällt. "Aschersleben ist wirklich toll: sauber, schön, unaufdringlich", schwärmt er von liebevoll restaurierten Häusern und aufgeschlossenen Menschen. "Wir haben hier viele schöne Ecken gefunden, nicht nur Rathaus oder Markt, auch die alten Brunnen, wie Henne- oder Holzmarktbrunnen", nennt er Beispiele und erzählt auch von der Abendmode, die er zwischen den Fontänen der Herrenbreite in Szene setzt.
"Wir sind begeistert, wie gepflegt die Stadt, wie schön hier alles geworden ist", bestätigt Kameramann Peter von Herwarth, der schon einmal zu DDR-Zeiten in der Eine-Stadt war. Dienstlich. "Da liegen aber 30 Jahre dazwischen", rechnet er nach. Aber irgendwie komme es ihm so vor, als ob er
Aschersleben noch nie gesehen habe. "Wir waren uns einig, dass deutsche Städte Nachholbedarf haben, wenn sie das hier sehen", ist sich der Kameramann sicher. "Die Landesgartenschau hat Aschersleben gut getan, alles ist richtig durchgestylt", findet von Herwarth nämlich, der Ehrlich bei seiner Arbeit schon seit fast 20 Jahren begleitet.
Der tritt übrigens seit einigen Jahren etwas kürzer. "Ich mache nur noch ,Mode mal Ehrlich' und privat ein paar Modenschauen", meint der einst auch für den ARD-Ratgeber Reise zuständige und in der ganzen Welt herumgekommene Fernsehmann, dem man - braungebrannt, in weißem Hemd, mit Cordehose und Sechs-Tage-Bart - sein Alter nicht ansieht. "Die vier Sendungen reichen mir aus", gesteht Klaus Ehrlich und kündigt für Ende Oktober den nächsten Dreh an - auf Mallorca, wo er am ersten Weihnachtsfeiertag die Frühjahrs- und Sommermode präsentiert. Seine Mode, die er sich in Düsseldorf aussuche, richte sich an die Zielgruppe zwischen 40 und 80 Jahre, sei nicht so extrem und für den Käufer erschwinglich.
Eine Arbeit, die ihm noch immer Freude macht. Doch den Großteil seiner Zeit, zeigt er sich mit sich und seinem Leben zufrieden, nutze er nun viel lieber für seine Familie. Kein Wunder, dass Sohn Konstantin Ehrlich es sich nicht nehmen lässt, gemeinsam mit seiner Frau Eva, mit der zweijährigen Charlie Lola und dem fünfjährigen Carlos Elvis bei den Dreharbeiten seines Vaters vorbeizuschauen. Schließlich arbeitet der junge Mann ganz in der Nähe: Als Produktionsleiter dreht er für die ARD gerade in Quedlinburg die Krimireihe "Alles Klara" mit Wolke Hebenbarth.
Ein Familienmensch
Den Stolz, als er davon erzählt, hört man Klaus Ehrlich an. Und so lässt er es sich auch nicht nehmen, die Abmoderation für seine Sendung in Quedlinburg zu drehen - auf dem Balkon seines Sohnes. Doch das hat noch Zeit, jetzt will der Regisseur, der gerade die Flügeltüren an der Orangerie für seine Aufnahmen nutzt, erst einmal eine kurze Pause machen. Essen gehen. Beim Chinesen. Mit seiner Familie.
Die in Aschersleben produzierte Sendung "Mode mal Ehrlich" ist am 3. Oktober ab 17.30 Uhr im MDR zu sehen und präsentiert Herbst- und Wintermode.