Salzlandkreis Salzlandkreis: Der geheime Schatz von Schackstedt
ASCHERSLEBEN/MZ. - Licht im Dunkel der Geschichte
Herbert Kurth und Siglinde Kretschmar wollen zwar nicht der Richter sein, ob sich Aschersleben weiter mit dem Titel "Älteste Stadt Sachsen-Anhalts" schmücken kann oder ob der Kreisstadt Bernburg nicht eher dieser Titel gebührt. "Wir geben zu bedenken, dass Luppia nicht nur in einer heutigen Stadt wie Aschersleben oder Bernburg zu suchen sein muss", sagt der 59-jährige Herbert Kurth, "es könnte auch ein heutiges Dorf oder eine ehemalige Wüstung sein. Die Himmelsscheibe von Nebra wurde ja auch nicht in einer Stadt gefunden." Vielmehr ist er der Meinung, dass mit einer weiteren Karte, die Siglinde Kretschmar abgezeichnet hat, vielleicht etwas Licht in die Geschichte Sachsen-Anhalts gebracht werden könnte.
Diese Karte, so sind beide Heimatforscher der Meinung, könne ein wichtiger Hinweis für die Forscher sein. Die heute 85-jährige Heimatforscherin hatte in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts alte Unterlagen des ehemaligen Familienhofes in Schackstedt bearbeitet. Die Ackerflächen wollte sie dokumentieren. Dabei war sie auch ins Museum für Ur- und Frühgeschichte nach Halle gefahren
und hatte Schackstedt betreffende alte Karten aus dem Museumsfundus auf Pergamentpapier nachgezeichnet. Darauf enthalten sind zum Beispiel die alten Wüstungen, die heute in keiner Karte mehr verzeichnet sind und die Region um Schackstedt bereits in der Bronzezeit als besiedelt darstellen. Und außerdem, so die rüstige Rentnerin, die man getrost als ein wandelndes Geschichtsbuch bezeichnen kann, hatte Schackstedt mit der im 19. Jahrhunderts abgerissenen Kirche, deren Geschichte möglicherweise zurück in die Zeit der iroschottischen Mönche im achten Jahrhundert reicht, die früheste Stätte des Christentums in Anhalt. In den alten Kirchenbüchern kannte sie sich aus.
Herbert Kurth, der 59-jährige Schackstedter, kann ihre Berichte mit Fundstücken untermauern. Er hat bereits im vergangenen Jahr in einer Ausstellung in der Schackstedter Kirche zahlreiche Gesteinsfundstücke aus unterschiedlichen Epochen aus seinem privaten Fundus zur Verfügung gestellt. Feuersteine und Schaber aus der Steinzeit wurde genauso gezeigt wie Armbrustfibeln und Gürtelringe sowie unzählige Münzen aus der Zeit des Römischen Kaiserreichs. Die Funde hat Kurth dabei durchweg vor der Wiedervereinigung gemacht. "Ich habe schon als Junge mit dem Sammeln angefangen", erzählt der geschichtsinteressierte Schackstedter. Beim Rübenhacken sei er das erste Mal auf Gesteine und Münzen gestoßen. Später begab sich der Ortshistoriker immer bei Regen auf die Suche. Um Schackstedt gibt es auch heute noch zahlreiche Schätze, die nur bisher niemand geborgen hat. Ich bin mir sicher, würden wir auf die Suche gehen, würden wir immer etwas finden", ist sich Kurth sicher. "Das ist genau wie früher, als wir während der Schulzeit mit unserem Lehrer auf Spurensuche gingen und immer fündig wurden", ergänzt Frau Kretschmar.
Alle Hinweise an eine Stelle
Für die Schackstedter Heimatforscher könnte die Suche nach "Luppia" aber noch einen Nebeneffekt haben. "Wissenschaftler, Heimatforscher und Ortschronisten müssten sich treffen", schlagen sie vor, "jeder könnte hier sein Wissen einbringen." Und alle Hinweise, so hoffen sie, müssten an einer Stelle erfasst werden. "Heimatforscher vereint euch", sagen sie, "denn die Schätze, die jetzt noch vorhanden sind, dürfen nicht verloren gehen."