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Russische Lehrerin lernt im Stephaneum

Von Jochen Miche 24.11.2005, 18:54

Aschersleben/MZ. - "Und", fügt die Direktorin nicht ohne Stolz hinzu, "die Schule hat nach der Wende niemals den Russischunterricht ausgesetzt." Es gab seither in jedem Jahrgang eine Russischklasse, manchmal sogar mehr.

Was spricht außerdem für eine deutsch-russische Schul-Freundschaft? Katharina Potyka verblüfft mit ihrer Antwort: "Russland hat für unsere Schüler noch eine gewisse Exotik." Und sie nennt auch gleich ein mögliches Ziel gymnasialer Schulfreundschaftsträume: Kaliningrad. Das liegt nur 600 Kilometer von Berlin entfernt. Zudem fährt der Zug bis Berlin durch - kein Umsteigen, kein Stress.

Deutsch-, Russisch- und Europakundelehrerin Potyka hat den lebenden Beweis der Machbarkeit schulischer Partnerschaft neben sich sitzen: Diana Wassejko. Die Deutsch- und Französischlehrerin am Gymnasium Nr. 40 in Kaliningrad (die 500 000-Einwohner-Stadt hat insgesamt 53 Schulen) hat eine solche Reise am 6. November in 15 Stunden bewältigt. Ziel war zunächst Magdeburg gewesen, wo Frau Potyka mit Mann und Sohn lebt und sie der Russin für drei Wochen ein freundliches Zuhause bot.

Wassejko hospitierte in der ersten Woche bei Frau Potyka, wich auch in der Pausenbetreuung und bei Konferenzen nicht von ihrer Seite. In der zweiten und dritten Woche hospitierte Wassejko bei zwölf Lehrern des Gymnasiums. Sie erlebte, wie in Chemie, Mathe, Kunsterziehung, Ethik, Religion und Italienisch Wissen vermittelt wird. Teilweise, besonders in Russisch, wurde sie im Unterricht einbezogen. Ihr Ziel: "Meine Sprachkenntnisse zu erweitern und die methodischen und didaktischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Unterricht kennenzulernen."

Unterschiede und Gemeinsamkeiten lernte die 42-Jährige auch im Privaten auf Ausflügen nach Leipzig, Quedlinburg und Wernigerode oder in Begleitung des Lehrers Bernd Labza, der sich ebenfalls des Gastes annahm, bei Besichtigungen des Magdeburger Landtages, des Zoos, der Uni und ihrer Bibliothek sowie im Kino und Bowlingcenter kennen.

Resümee des Drei-Wochen-Aufenthaltes im Rahmen des Pädagogischen Austauschdienstes, so Wassejko: "Es ist eine wichtige Erfahrung zu sehen, wie an dieser Schule Schüler und Lehrer relativ locker miteinander umgehen. Das hat mir sehr gefallen." Und sie fügte hinzu: "Ich fühle mich hier wohl."

Dem Austausch von Schülern und Lehrern dürfte nach solchen Erfahrungen nichts mehr im Wege stehen. Außer die Visa-Pflicht für Russland vielleicht. Aber die hat ja auch Diana Wassejko überwunden.