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Rügenwalder Spezialitäten Rügenwalder Spezialitäten: Familienunternehmen expandiert europaweit

Von Kerstin Beier 13.05.2014, 09:26
Rügenwalder Spezialitäten aus Staßfurt? Ja, von hier kommen sie. Beate Kraushaar bereitet gerade Würstchen für die Räucherkammer vor.
Rügenwalder Spezialitäten aus Staßfurt? Ja, von hier kommen sie. Beate Kraushaar bereitet gerade Würstchen für die Räucherkammer vor. Frank Gehrmann Lizenz

Stassfurt/MZ - Dass mancher bei „Rügenwalder“ zuerst an die „Rügenwalder Mühle“ denkt - daran sind Elmar Plüntsch und seine Mutter Gabriele schon gewöhnt. Die beiden Geschäftsführer, die die „Rügenwalder Spezialitäten“ in Staßfurt und im hessischen Bad Arolsen produzieren, wollen in puncto Größe mit der „Mühle“ gar nicht mithalten. In puncto Qualität ist es ihr Anspruch, diesen sogar zu toppen. Dass das Familienunternehmen, welches in fünfter Generation ausgesuchte Fleisch- und Wurstwaren produziert, seit kurzem mit einem Salami-Snack bei einem großen Discounter im Süden vertreten ist und damit alle großen deutschen Handelsgruppen bedient werden, empfindet es schon als eine Art Ritterschlag. „Diesen mussten wir uns hart erarbeiten, Geduld haben und durch eine klare und konsequente Qualitätspolitik das Vertrauen gewinnen“, führt Gabriele Plüntsch aus. Zudem expandiert das Unternehmen stark in vielen europäischen Ländern wie Spanien, Polen, England und Österreich. „Es ist uns nicht so wichtig, schnell ganz groß zu werden, sondern nachhaltig zu wachsen“, erklärt Elmar Plüntsch den Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses des Landkreises. Die durften dem Unternehmen während ihrer letzten Sitzung vor der Wahl einen Besuch abstatten und Einblick nehmen in die Produktionsabläufe.

Die Familie Plüntsch hat nach der Wende den ehemaligen Schlachthof in Staßfurt zu einer modernen Produktionsstätte ausgebaut. 70 Beschäftigte arbeiten hier - in der gesamten Gruppe sind es über 100 Mitarbeiter. Den Behörden lag viel daran, das Unternehmen, das zunächst in Kroppenstedt begonnen und sich dort bereits einen guten Namen gemacht hatte, in der Region zu halten. Die Unterstützung ist immer da gewesen, lobt der studierte Lebensmitteltechnologe Elmar Plüntsch, der die Ausschussmitglieder durch seine Firma führt. Dass Hygiene das oberste Gebot ist, zeigt sich nicht nur auf dem blitzsauberen Betriebsgelände, sondern schon vor Beginn des Rundgangs. An Belehrung, weißer Hygienekleidung, Haarnetz, Schuhüberziehern und gründlicher Händedesinfektion kommt niemand vorbei. In bestimmten Bereichen des Betriebes, so werden die Ausschussmitglieder während des Rundgangs erfahren, sind sogar Mundschutz und ein verschärftes Hygienemanagement vorgeschrieben.

Hochbetrieb herrscht natürlich vor allem am Vormittag, wenn die Metzger am Werk sind. Doch Arbeitsbeginn ist für einige der Fleischer schon vor Tau und Tag, wenn sie gegen vier Uhr das angelieferte und bereits zerlegte Frischfleisch annehmen, kontrollieren und den Wareneingang protokollieren. Die Daten werden penibel genau ins betriebseigene System eingegeben, „so können wir jederzeit nachvollziehen, wann und woher eine bestimmte Lieferung kam“, erklärt der Juniorchef, während er das Kühlhaus zeigt und erklärt, wie das Fleisch automatisch zerkleinert und weiterverarbeitet wird. Dafür hat das Unternehmen in moderne Maschinen investiert. Seit 2007 produziert „Rügenwalder“ zunehmend Leberwurst und Teewurst im Becher. „Die Leute wollen die Bohrwurst immer weniger“, erklärt Plüntsch den Trend, geht weiter und zeigt den Gästen, wo die Frikadellen gebraten und die Salami geräuchert werden: Die Räucherkammern sind riesig. Geräuchert wird traditionell mit reinem Buchenholz. Dafür werden Holzblöcke bei hoher Geschwindigkeit automatisch gegen ein Reibrad gedrückt - dabei entstehen Asche als kompostierbares Abfallprodukt und der feine Rauch, der der Wurst den aromatischen Geschmack verleiht. Die Gewürzmischungen, die die Wurst erst zu dem machen, was sie ist, entwickelt Familie Plüntsch übrigens selbst. Natürlich sind die Rezepturen streng geheim.

Die Rügenwalder Spezialitäten bilden an beiden Standorten beruflichen Nachwuchs aus. Zehn Lehrlinge pro Jahr zu haben, streben die Chefs an. Wobei es auch für sie zunehmend schwieriger wird, geeigneten Nachwuchs zu finden. Die Lehrwerkstatt für die künftigen Lebensmitteltechniker und Fleischer ist gleichzeitig der „Hobbyraum“ für den Juniorchef und seine Frau, die ebenfalls Lebensmittelingenieurin ist. Hier tüfteln sie mit Hingabe und großer Freude an neuen geschmacklichen Kreationen. „Wir legen Wert auf Innovationen und wollen dem Handel Abwechslung bieten“, sagt er. Das Verkosten übernehmen übrigens die Mitarbeiter. Und auch der kleine Sohn der jungen Familie Plüntsch sei eine hervorragende Testperson - vor allem für Wiener Würstchen.

In den kommenden Jahren wollen die Unternehmer die Standorte weiter ausbauen. „Wir werden uns noch weiter spezialisieren, investieren und damit wachsen“, so Plüntsch. Ob er selbst denn noch Rügenwalder Spezialitäten genießen könne bei all der vielen Wurst ringsum? Unbedingt, so Plüntsch. In Zeiten, in denen er Neues entwickele und viel kosten müsse, werde es mal weniger. „Aber spätestens nach vier Wochen habe ich Entzugserscheinungen. Und dann schlage ich wieder zu. Am liebsten bei Feiner Teewurst.“

Die Chefs im Gespräch mit Abteilungsleiter Verpackung Matthias Ganz.
Die Chefs im Gespräch mit Abteilungsleiter Verpackung Matthias Ganz.
Frank Gehrmann Lizenz
Wolfhard Manke an der Verpackungsstrecke für die Goldhähnchen.
Wolfhard Manke an der Verpackungsstrecke für die Goldhähnchen.
Frank Gehrmann Lizenz
Das Firmengelände in Staßfurt.
Das Firmengelände in Staßfurt.
Frank Gehrmann Lizenz