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Richtfest Richtfest: Neue Burg auf alten Kellern

29.08.2002, 14:18

Quedlinburg/MZ. - Autofahrer, die an der Kreuzung Gernröder Weg/ Harzweg an der Ampel warten, haben gegenwärtig keine Langeweile. Tag für Tag konnten die Zimmerleute der Werkstätten für Denkmalpflege beim Aufbau des Fachwerkhauses Harzweg 25 beobachtet werden. Am Mittwoch wurde Richtfest gefeiert.

Die aus Hannover stammende Familie Wierling hat das als Stumpfsburg bekannte Haus im Harzweg 25 vor drei Jahren gekauft und baut es nun für 300 000 Euro mit Hilfe von Fördergeldern neu auf. Der 65-jährige Ludgar Wierling ist ein Freund von Peter Brähm, einem ehemaligen Quedlinburger, der nach der Wende in seine Heimatstadt zurückkehrte, mehrere Häuser sanierte und heute an der Gersdorfer Burg lebt. Brähm war im Harzweg 27 aufgewachsen und plante eigentlich, mit seinem Freund das Elternhaus zu kaufen und zu sanieren. "Doch die Stadt wollte 100 000 Mark haben", erinnerte sich Wierling. Den beiden Apothekern war das zu teuer. Doch sie kamen mit dem Eigentümer des Nachbargrundstücks in Kontakt. Der hatte die Stumpfsburg gleich nach der Wende gekauft und später doch die Hände davon gelassen. Wierling kaufte es schließlich für 2 500 Mark. Mit Klaus Dieter Plate von der Baubecon, dem Sanierungsträger der Stadt, wurde die Sanierungsvoruntersuchung vereinbart und das Architektenbüro Sturmat beauftragt.

"Uns blieb nichts weiter übrig, als den Bauherren zu empfehlen, ein vernünftiges Aufmaß zu nehmen", berichtete Hans Sturmat. Nach Diskussion mit der Denkmalbehörde und dem Sanierungsträger, entschied der Bauherr, den Altbau abzutragen und neu wieder aufzubauen. Das ist zwar keine Denkmalpflege im eigentlichen Sinne, aber "dass sich jemand findet, der an diesem verkehrsbelasteten Standort so ein Gebäude wiederherstellt, war äußerst wichtig für Quedlinburg", betonte Sturmat.

Das alte Sandsteintor wurde gesichert, Althölzer wieder verwendet und die vier Kellergewölbe erhalten. "Das Auseinandernehmen, damit es nicht wie ein Kartenhaus zusammenfällt, war das Schwierigste", erklärte der Architekt. Doch die Zimmerleute der Werkstätten für Denkmalpflege leisteten eine gute Arbeit. "Es war eine Herausforderung", bekannte Firmenchefin Kristina Fischer-Gerloff.

Für Klaus Dieter Plate ist der ehemalige Schandfleck einer der Brennpunkte der Stadt. Er würdigte das Engagement der Familie Wierling, die nicht auf schnellen Gewinn aus sei. "Ich kann Quedlinburg nur mit Besessenen retten", sagte er auch mit Blick auf Peter Brähm, der in der Langen Gasse noch einen Ackerbürgerhof sanieren will. "Sie setzen ein Zeichen für unsere Nachkommen", lobte er.

Plate will sich nun dafür einsetzen, dass Wierling noch das Grundstück der ehemaligen Kindergartenturnhalle erhält, weil das Grundstück der Stumpfsburg keinerlei Hinterland für die künftigen Mieter hat. Insgesamt drei Wohnungen sollen hier entstehen. Mit der Fertigstellung rechnet Ludger Wierling im Oktober nächsten Jahres. In den nächsten Wochen wird das Dach mit Altziegeln gedeckt, die Gefache werden geputzt und das Haus gestrichen. Auch für die Fenster wurden schon Fördergelder bewilligt. Nur durch die großzügige Förderung war es Wierling überhaupt möglich, das Projekt in Angriff zu nehmen. Kommentar