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Lokales Radio Radio Salam bei Harz-Börde-Welle: Deutsch-arabische Nachrichten werden am Sonntag erstmals live gesendet

Von Detlef Anders 24.04.2019, 05:56
Der Syrer Abdulaziz Fando (re.) und Ute Scholz moderieren die Sendungen von Radio Salam. Mohammad Aljamus kümmert sich um die Musik.
Der Syrer Abdulaziz Fando (re.) und Ute Scholz moderieren die Sendungen von Radio Salam. Mohammad Aljamus kümmert sich um die Musik. Frank Gehrmann

Aschersleben - Die Vorfreude ist Ute Scholz anzusehen. Am Sonntag geht „Radio Salam“ zum 100. Mal über den Äther. Und erstmals wird die einstündige Sendung der Harz-Börde-Welle (radio hbw) nicht vorproduziert, sondern live ausgestrahlt.

„Radio Salam“ – Salam heißt Frieden – gibt es seit drei Jahren im Programm des Ascherslebener Bürgerradios, das auf UKW bis Staßfurt zu hören ist, aber auch im Livestream weltweit.

Den Anstoß gab eine Sprachgruppe Deutsch-arabisch, berichtet Ute Scholz, die sich gemeinsam mit einigen aus Syrien stammenden Hobby-Radiomachern um die Sendung kümmert. Sie sei damals von Tom Gräbe ins Team geholt worden und wurde von Jörg Buschmann viel unterstützt.

Lokale Nachrichten für Flüchlinge aus arabischen Ländern

„Die großen Nachrichten gibt es übersetzt im Weltradio und Fernsehen“, wussten die hbw-Macher. Sie wollen lokale Nachrichten den aus dem arabischen Raum stammenden Neuankömmlingen zugänglich machen.

Anfangs sendeten sie 30 Minuten. Da das deutsch-arabische Nachrichtenmagazin gut ankam, wurde es verlängert, erklärt Ute Scholz. Seit Dezember 2017 läuft die Sendung sonntags um 19 Uhr und in der Wiederholung montags ab 9 Uhr 60 Minuten. Abdulaziz Fando übersetzt Nachrichten, Wetterberichte und Terminankündigungen.

Mit Mohammad Aljamus und Faryad Parwisibaran aus dem Iran, die persisch spricht, und weiteren Freunden gestalten sie das Programm. Sie gehen auch mal mit dem Mikrofon raus auf die Straße. Wobei letzteres nicht so einfach ist.

Umfragen auf der Straße kommen nicht immer gut an

Ute Scholz schildert von Umfragen unter Ascherslebenern, die oft abwinken und mitunter auch „nicht so nett zu uns sind“. „Finden Sie es gut, dass Deutschland so viele Flüchtlinge aufnimmt“ oder „wovor haben Sie Angst“ lauteten beispielsweise Fragen.

Sie stellen auch mal Themen gegenüber - wie ist etwas in der Heimat der Syrer und wie in Deutschland. Oder sie fragen, wie es einem beim Ramadan geht. Ute Scholz weiß, „das Feedback ist durchwachsen, es kamen auch schon böse Kommentare“.

In der 100. Sendung sollen die Hörer ein wenig mehr über die Moderatoren und Radiomacher erfahren, verrät Ute Scholz, die gelernte Kinderkrankenschwester ist und heute als Betreuerin in der Kastanienschule arbeitet. Die arabische Sprache habe sie selbst an der Volkshochschule gelernt, nachdem sie Menschen kennengelernt hatte, die arabisch sprechen, sagt sie.

Abdulaziz Fando will einen Lkw-Führerschein machen

Abdulaziz Fando ist seit drei Jahren hier. Seinen Aufenthaltstitel konnte er gerade verlängern. Er würde gern Lkw-Fahrer werden, doch um eine Förderung für den Führerschein zu bekommen, müsste er eine Festeinstellung nachweisen. Eine solche Voraussetzung sei aber nur schwer erfüllbar, weiß er.

Bei den drei bis vier wöchentlichen Treffs von Radio Salam ist er gern. „Weil hier nette und gute Leute arbeiten“, betont er. „Ich freue mich auf ihn“, sagt Ute Scholz. Um die Technik kümmert sich Mohammad Aljamus. Da er in Syrien schon Musik gemacht hat, holte ihn Ute Scholz zur Sendung.

Schließlich muss die Sendung auch mit passender Musik unterlegt werden und da kennt sich der 28-Jährige aus. Geredet wird vielleicht auch über die Katze des Teams, die bei ihm wohnt. „Es soll auch ein bisschen lustig sein“, wünscht sich die deutsche Frau im Team.

Mohammad Aljamus kümmert sich um die passende Musik

Wer die Sendung am Sonntag verpasst, der kann sie in der Mediathek abrufen. So können auch Freunde und Eltern, die in Syrien leben, ihr Programm hören. Vor eineinhalb Jahren bekam die Sendung den Integrationspreis des Landes.

Nun haben sie sich mit zwei Sendungen für den Bürgermedienpreis beworben. „Es sind Menschen, die haben Namen, Hobbys, Ideen, Träume“, sagt Ute Scholz über ihre Mitstreiter und die anderen Neuankömmlinge in Aschersleben. Und das sollten alle zuallererst sehen.

Ute Scholz ist stolz, dass aus dem Team inzwischen ein Freundeskreis geworden ist, der sich auch privat zum Kochen und Essen trifft und sich bei amtlichen Schreiben auch mal unterstützt. Und mal Mut macht, wenn sich jemand eine Weile nicht gemeldet hat und schaut, wie es demjenigen geht.

(mz)