Projekt Projekt: Steine der Erinnerung
Aschersleben/MZ - Der Mensch lebt, solange sich jemand an ihn erinnert. Sagt ein Sprichwort, das sich der Arbeitskreis „Geschichte jüdischer Mitbürger in Aschersleben“ zu eigen gemacht hat. Seit 2008 setzt er sich dafür ein, dass die jüdischen Opfer des Nazi-Terrors nicht in Vergessenheit geraten. Das gleiche Ansinnen verfolgt auch Gunter Demnig. Der Kölner Künstler und Vater der Stolpersteine macht seit Mitte der 90er Jahre Spuren jüdischen Lebens sichtbar. Zusammen mit dem Arbeitskreis hat er gestern unter großem Interesse der Ascherslebener Bevölkerung zehn Gedenktafeln aus Messing, die sogenannten Stolpersteine, verlegt: Sieben im Promenadenring, am Dr.-Wilhelm-Külz-Platz 8 in Gedenken an die Familie Spanier, und drei in der Douglasstraße 2a für die Gersons.
Damit gibt es in Aschersleben nun insgesamt 20 Stolpersteine, die an das Schicksal der Ascherslebener Juden erinnern. Und deren Geschichte haben die Mitglieder des Arbeitskreises aufgearbeitet und sie sind dabei , weitere Informationen zusammenzutragen. „Wir sind ständig am Arbeiten“, sagt Udo W. Stephan. Denn der 20. soll nicht der letzte Stolperstein gewesen sein. Um an gesichertes Material zu kommen, wühlen sich er und seine Mitstreiter durch die Archive und befragen -soweit noch möglich - Zeitzeugen. Über ein Jahr beschäftigte sich zum Beispiel Lars Bremer mit der Familie Spanier aus Aschersleben, deren Mitglieder 1942 deportiert wurden und umgekommen sind (siehe neben- und untenstehende Kästen). „Wo und wann genau, das wissen wir nicht. Das kann unterwegs gewesen sein, im Ghetto in Warschau oder in einer Vernichtungsanlage. Es gibt keine Grabstelle, keinen Stein, keinen Totenschein. Niemand hat überlebt. Nachkommen gibt es keine. Die Ascherslebener Familie wurde ausgelöscht“, erklärt Bremer betroffen. Es existieren nur noch ein paar Fotos, auf die er im Zuge seiner aufwendigen Recherchen gestoßen ist.