Praxis bleibt in der Hand der Familie
Aschersleben/MZ. - Dr. Christa Westermann hat jetzt ihre berufliche Tätigkeit beendet und ihre Praxis an ihren Sohn, Dr. Kai-Uwe Westermann, übergeben, der sie als hausärztlicher Internist weiterführt. "Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass er sich dafür entschieden hat", sagt die Medizinerin, die fast 40 Jahre in ihrem Beruf arbeitete.
Ärztin zu werden, war seit jeher ihr Wunsch gewesen. "Als Kind war ich in den Ferien oft zu Besuch bei einer Freundin, deren Mutter Ärztin war. Das hat mir schon immer gefallen", erzählt die Medizinerin. Eigentlich hatte sie Kinderärztin werden wollen.
Doch in dem Studiengang an der Medizinischen Akademie Magdeburg - in die Nähe der Stadt war ihre aus Ostpreußen stammende Familie nach der Heimkehr des Vaters aus der Gefangenschaft gezogen - gab es dafür nur zwei Plätze. So entschied sich Christa Westermann für die Allgemeinmedizin. Nach dem Staatsexamen, das sie 1968 erfolgreich ablegte, ging die junge Ärztin nach Liebenwalde, wo sie ihre Facharztausbildung in den Bereichen Chirurgie und Inneres begann, die sie in Brandenburg 1973 beendete.
Weil ihr Mann - der spätere langjährige Amtsarzt Dr. Ralf-Uwe Westermann - in Aschersleben eine Stelle bekommen hatte, zog die Familie im Oktober 1972 nach Aschersleben. Zunächst kurz im Ambulatorium Nord, dann im Ambulatorium West tätig, arbeitete die Fachärztin für Allgemeinmedizin ab August 1974 in der damaligen Poliklinik Nord. Dort betreute Dr. Christa Westermann über Jahrzehnte - nach der Wende mit eigener Niederlassung - ihre Patienten, bis sie im September 1993 die heutigen Praxisräume in der Antonienstraße bezog.
Sich für die Allgemeinmedizin entschieden zu haben, hat die Fachärztin "nie bereut". Menschen helfen zu können, zu sehen, wie sich schwer kranke Patienten nach und nach wieder erholen, oder beispielsweise auch mitzuverfolgen, wie das Zwillingspärchen, das sie schon als kleine, zarte Babys betreut hat, aufgewachsen ist - das hat Christa Westermann geschätzt an ihrem Beruf. Wenn es auch manchmal stressig gewesen sei, wenn "man manchmal bei Hausbesuchen fünf Hände haben möchte", so hat sich die Ärztin dann sehr darüber gefreut, "wenn die Oma in die Praxis kommt und ihren Enkel mitbringt. Ich fand das schön, dass man die gesamte Familie kennt."
Jetzt aufzuhören, fällt schon schwer, sagt die 65-Jährige. Leichter wird ihr der Abschied, weil sie ihre Patienten bei ihrem Sohn in guten Händen weiß und mit der Nachfolge auch die beiden Schwestern weiter in der Praxis mitarbeiten. "Das ist sehr schön." Christa Westermann freut sich nun darauf, wieder viel lesen zu können - "alles, was gut und spannend geschrieben ist" -, gemeinsam mit ihrem Mann ins Theater und ins Konzert zu gehen und ein bisschen mehr Zeit für die Familie, für Sohn, Tochter und Enkelkind zu haben.
Bis Ende des Monats wird sie aber noch ihrem Sohn bei organisatorischen Dingen zur Seite stehen. Dr. Kai-Uwe Westermann, Internist und zuletzt Oberarzt in der Kardiologie im Krankenhaus Quedlinburg, hat mit der Praxis eine Aufgabe übernommen, die im Verlauf der vergangenen Jahre für ihn zum Ziel geworden war. "Der erste Kontakt mit den Patienten ist mir sehr wichtig", unterstreicht der Facharzt für Innere Medizin, den an seiner neuen Aufgabe reizt, "dass man wieder an der Basis arbeitet, dass man trotz gesundheitsökonomischer Zwänge selbständig arbeitet, selbständig Entscheidungen trifft und die Organisation so gestaltet, wie man es möchte."
Dass er selbst in vielen Klinikabteilungen gearbeitet hat, dass er in einer Lungenklinik tätig war, dass er sich beispielsweise auch mit der Diabetes und eben mit Herzerkrankungen beschäftigt hat, "das, glaube ich, kann ich hier in der Arbeit gut einbringen", sagt der 36-Jährige. Die ersten Tage in der Praxis liegen bereits hinter ihm. "Es macht Spaß und es ist auch so, wie ich es mir vorgestellt habe."