Polizei in Aschersleben Polizei in Aschersleben: Warten auf den Streifenwagen

Aschersleben - Das hätte sich Stadtrat Norbert Ptaszynski (CDU) wahrscheinlich nicht träumen lassen: Dass er sich einmal über ein vorüberfahrendes Polizeiauto so freuen würde wie am vergangenen Dienstag. Und das einfach nur deshalb, weil die Polizei überhaupt Präsenz in der Ascherslebener Innenstadt zeige. Aber die Freude habe nicht lange angehalten. Denn das Auto habe sich im Vorbeifahren als Fahrzeug vom Zoll entpuppt.
Diese Geschichte gab Ptaszynski während der jüngsten Sitzung des städtischen Ausschusses für Ordnung, Recht und Kommunales zum Besten. Nicht ohne Grund. Denn mit Jörg Offenborn nahm einer der beiden Ascherslebener Regionalbereichsbeamten der Polizei an der Sitzung teil.
Den hatte man eigentlich eingeladen, um über Möglichkeiten zur besseren Durchsetzung von Recht und Ordnung auf der Herrenbreite zu sprechen.
Dort würde zunehmend vor allem das Radfahr-, aber auch das Hundeverbot missachtet, wurde - ebenfalls von Norbert Ptaszynski - schon in einer früheren Ausschusssitzung kritisiert. Am Dienstag kam dieses Thema dann aber nicht über eine Nebenrolle hinaus.
Bürger warten stundenlang auf Polizei
Dafür geriet die jüngste Polizei-Strukturreform des Landes ins Kreuzfeuer der Kritik. Die hätte für die Bürger und Kommunen jedenfalls nichts Gutes gebracht, so Ptaszynski.
Der konnte sich mit dieser Feststellung der Zustimmung seiner Ausschuss-Kollegen sicher sein. Und Stadtrat Steffen Amme (Widab) legte nach: Er wollte vom Regionalbereichsbeamten wissen, ob es inzwischen üblich sei, dass Bürger nach einem Verkehrsunfall eine Stunde lang auf die Polizei warten müssten.
Die vielleicht nicht ganz so erwartete Antwort: Ja, das könne vorkommen. „Daran müssen wir uns gewöhnen.“ Das sei nicht anders als beim Arzt; da komme ja auch keiner sofort dran, erklärte Offenborn. Alles mit der Einschränkung, dass im Falle von verletzten Personen natürlich sofort durch den Rettungsdienst geholfen werde.
Grund für solche Wartezeiten sei die Tatsache, dass in Aschersleben längst nicht mehr so viele Polizeibeamte Dienst tun wie noch vor der Strukturreform. Viele seien in andere Dienststellen im Salzlandkreis versetzt worden.
Nach der jüngsten Landkreisreform und im Rahmen der Polizeistrukturreform hatte die Polizeidienststelle in Aschersleben enorm an Bedeutung verloren. Aus dem ehemaligen Revier wurde zunächst ein untergeordnetes Kriminalkommissariat, während es inzwischen zu einer Außenstelle des Polizeireviers des Salzlandkreises degradiert wurde.
Die Einsätze - unter anderem im Fall eines Unfalls - werden jetzt von Magdeburg aus koordiniert, erklärte der Regionalbereichsbeamte.
Dort habe man den Überblick, wo sich gerade ein Einsatzfahrzeug befindet, welches zum Unfallort geschickt werden kann.
So könne es durchaus vorkommen, dass eine Besatzung aus Bernburg, Staßfurt oder Schönebeck zu einem Unfall in Aschersleben anrückt. Das brauche natürlich einige Zeit.
Außenstelle mit Minimalausstattung
In der Polizei-Außenstelle Aschersleben ist derzeit gerade einmal eine Streifenwagenbesatzung pro Früh-, Spät- oder Nachtschicht im Einsatz. Außerdem halte mindestens ein Wachhabender in der Außenstelle An der Darre die Stellung, erklärte am Donnerstag eine Sprecherin des Polizeireviers Salzlandkreis in Bernburg.
Dazu kämen einige Kriminalisten und die beiden Regionalbereichsbeamten, zu deren Arbeitsbereich nicht nur die Ascherslebener Kernstadt, sondern auch die elf Ortsteile gehören.
Unter anderem sind diese beiden Polizisten mit der Organisation und Durchführung zahlreicher Veranstaltungen in Kindertagesstätten, Schulen oder Senioreneinrichtungen im Rahmen der Prävention beschäftigt.
Jörg Offenborn und seine Kollegin Annett Kahl arbeiten aber auch mit dem Ordnungsamt der Stadt zusammen. So gibt es donnerstags gemeinsame Streifengänge und dienstags einen Informationsaustausch.
Zusätzliche Streifengänge auf der Herrenbreite und in den anderen ehemaligen Gartenschauparks, wie vom städtischen Ordnungsausschuss vorgeschlagen, seien da eigentlich nicht mehr drin, erklärte Polizeihauptmeister Offenborn am Ende zum eigentlichen Grund seiner Einladung.
Übrigens: Oberbürgermeister Andreas Michelmann sieht sich, wie er am Donnerstag sagte, in seinen früheren Befürchtungen bestätigt. Er hatte vor zwei Jahren - als die Polizeistrukturreform diskutiert wurde - unter anderem eine von SPD-Stadtrat Marius Fischer initiierte Petition zum Erhalt des Polizeikommissariats in Aschersleben unterschrieben.
Dafür wurde er seinerzeit von Innenminister Holger Stahlknecht der Stimmungsmache bezichtigt. Stahlknecht hatte damals bei einem CDU-Stammtisch in Aschersleben erklärt: Michelmann hätte wissen müssen, dass niemals daran gedacht sei, die Polizeidienststelle in Aschersleben zu schließen oder auf eine Streifenwagenbesatzung zu reduzieren. (mz)