Philokartie Philokartie : Heimatsammlung ist gefragt

Aschersleben - Bei einer Online-Versteigerung des Auktionshauses „Stade-Auktionen“ in Baden-Württemberg sind am Wochenende fast alle angebotenen Artikel mit Ascherslebener Bezug unter den Hammer gekommen. Das Auktionshaus des früheren Ascherslebeners Daniel Stade hatte zahlreiche historische Ansichtskarten angeboten. Besonders begehrt waren allerdings Reste einer Ascherslebener Heimatsammlung. Die „Wunderkiste“ mit rund 50 historischen Rechnungen von Firmen der Eine-Stadt, seltenen Büchern über Aschersleben, Briefmarken und Münzen erhielt bei 180 Euro den Zuschlag des Auktionators.
„Der Posten ging wieder an einen Händler“
Ein Höchstgebot von 220 Euro war für historische Ansichtskarten Ascherslebens erfolgreich. Allerdings war dies ein größerer Posten von gleich mehr als 170 Karten, so dass hier jemand ein gewaltiges Schnäppchen gemacht hat. Denn solche seltenen Karten werden einzeln gern auch für mehr als 20 Euro je Stück angeboten. „Der Posten ging wieder an einen Händler“, verriet Daniel Stade am Montag. Dadurch ist damit zu rechnen, dass die Fotos bald wieder auf Internet-Portalen zum Verkauf angeboten werden.
Gute Preise erzielten auch die im Jahr 1915 verschickten Feldpostkarten mit Aschersleben-Motiven - wie dem Bestehornhaus, der Augustapromenade oder dem Henne-Brunnen-, die vom einem Zeppelin und dem Eisernen Kreuz oder preußischen Wappen und Kreuz sowie dem Spruch „Gott mit uns“ umrahmt sind. Bei je 20 Euro gab es erst den Zuschlag. Sogar 24 Euro plus Aufgeld und Steuern muss ein Bieter berappen, der bei einem Foto der Wilhelmstraße erfolgreich war.
Das Bild vom Radfahrerclub Sturmvogel ging dagegen schon für das Mindestgebot von fünf Euro weg. Bei der Original-Foto-Karte vom Ausverkauf einer Möbelhandlung mit einem Hund samt Wagengespann gab es bei 16 Euro den Zuschlag. Nur eine einzige Karte der Bestehornstraße ist noch im Nachverkauf erhältlich. Auch ein Foto aus Giersleben fand keinen Bieter.
Besonders gefragt im Bereich des südlichen Sachsen-Anhalts waren bei der 55. Stade-Auktion Fotokarten aus Halle/Saale. Erst bei 250 Euro erhielt ein Bieter den Zuschlag für ein Foto eines Geschäftshauses in der Großen Steinstraße. Andere Ansichtskarten eines Pensionates und eine Straßenszene oder eines Wurstwarengeschäftes gingen für zweimal 170 und 140 Euro weg. Die Postkarte der Dorfstraße in Schmerz (heute Gemeinde Muldestausee) erzielte 160 Euro.
„Es war die viertbeste Auktion überhaupt mit über 300 Live-Bietern im Internet für die Sammlungen“, berichtete Daniel Stade zwei Tage nach der Versteigerung „Insgesamt haben über 3.000 Bieter ihre Gebote abgegeben“, verriet er.
Nicht versteigerte Karten im Nachverkauf unter https://bit.ly/3aIfoLL
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Sammelleidenschaft
Philokartie ist das Sammeln und Erforschen von Postkarten, hierunter sehr häufig Ansichtskarten. Die erste Sammelwelle bei Ansichtskarten gab es laut Wikipedia bis etwa 1918. Einen richtigen Markt für alte Ansichtskarten gibt es seit Ende der 1970er Jahre. Die meisten Sammler sind Heimatsammler, die sich vor allem für Ansichtskarten ihrer Heimatregion interessieren.
Ansichtskarten hatten kurz vor 1900 einen großen Aufschwung. Der Einsatz von modernen attraktiveren Druckverfahren und die geringe Verbreitung anderer Bildmedien wie Illustrierte oder Fotografie sowie das Fehlen von besseren alternativen Kommunikationsformen förderten dies. Durch die Bahn nahm der Reiseverkehr zu und die Reisenden verschickten viele Ansichtskarten.
Das Kartensammeln wurde im Ausland als die Deutsche Epidemie bezeichnet, bis sie selbst der Sammelleidenschaft verfielen. In vielen Haushalten gab es Ansichtskartenalben. (mz)

