"Er verkleidet sich als Prinzessin" Paritätischen Fachschule Aschersleben: Auszubildende beteiligen sich an bundesweitem Aktionstag

Aschersleben - Ist das Baby ein Mädchen, muss der Strampler rosa sein. Ein Junge bekommt natürlich einen blauen. Mädchen spielen mit Puppen, singen und tanzen. Jungen spielen Fußball, toben und werden später Kfz-Mechaniker. Die Klischees zu den Geschlechterrollen in der Gesellschaft scheinen nicht totzukriegen.
Für die Schüler der Paritätischen Fachschule für Sozialpädagogik in Aschersleben Grund genug, sich am bundesweiten Aktionstag „Klischeefreie Vielfalt in Kitas“ zu beteiligen. Zum Aktionstag aufgerufen hatten ein Bündnis von 60 Kindertagesstätten, Kita-Trägern, Verbänden, Gewerkschaften, Organisationen sowie Fach- und Hochschulen.
Aktionstag richtet sich gegen Geschlechterrollen in der Gesellschaft
Am Mittwochnachmittag machten die künftigen Sozialpädagogen eine halbe Stunde lang öffentlich auf das Thema aufmerksam. Dabei wollten sie auf dem Ascherslebener Markt auch mit den Bürgern ins Gespräch kommen.
Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen hielt sich die Zahl der Passanten allerdings in überschaubaren Grenzen. Wohl auch deshalb fiel der Aktionstag eine halbe Stunde kürzer aus als geplant.
Trotzdem sind sich die Fachschul-Dozentinnen Judith Linde-Kleiner und Ines Bretschneider sicher, dass das Thema Vielfalt ohne Klischees in der Gesellschaft angekommen ist. Es gehe darum, dass die Betreuung und Erziehung auch in den Kindertagesstätten ohne das traditionelle Rollenverständnis der Geschlechter stattfindet.
Und so hatte jeder der rund 70 Fachschüler ein Schild dabei, auf denen unter anderem zu lesen war: „Sie spielt Fußball“, „Er verkleidet sich als Prinzessin“ oder „Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung“.
Dozentin: Erwachsene müssen sich von althergebrachten Geschlechterrollen verabschieden
Dozentin Linde-Kleiner erklärte allerdings, dass es zwar darum gehe, das traditionelle Rollenverständnis aufzubrechen, nicht aber darum, den Kindern eine Rolle aufzuzwingen. Vielmehr soll jeder seine Interessen ausleben können.
Das gelte übrigens nicht nur für die Kinder. Wichtig sei auch, dass sich Erwachsene zunehmend von den althergebrachten Geschlechterrollen verabschieden. So sollte es kein Problem sein, wenn Männer sich für einen vermeintlichen Frauenberuf entscheiden – und Frauen auch mal den Hammer in die Hand nehmen können.
Als Beispiel nennen die Dozentinnen den inzwischen stetig steigenden Männeranteil an der Erzieherausbildung ihrer Fachschule. Der liege inzwischen bei über zehn Prozent. Das sei ein vergleichsweise gutes Ergebnis, sagt Judith Linde-Kleiner. (mz)