Ortsrundgang Ortsrundgang: Nichts übrig für Wilsleben

Wilsleben - „Die Denkweise, dass große Bäume grundsätzlich gefährlich sind, ist falsch“, stellt Holger Dietrich, Mitarbeiter im Ascherslebener Bauwirtschaftshof und Herr über das Grün der Stadt Aschersleben, klar. Auch auf dem Wilslebener Friedhof gibt es so einen Baum-Riesen, eine Pappel. Im Mittelpunkt stand diese bei einer Baumschau, die im Rahmen eines Ortsrundganges stattfand. Nicht nur Einwohner waren dazu eingeladen, sondern auch Mitarbeiter der Stadt und des Bauwirtschaftshofes.
Die Pappel
Diese Pappel, so wünschen sich die Wilslebener, könne, weil sie so hoch ist, doch gekappt werden. „Bäume werden grundsätzlich nicht mehr gekürzt. Bei dieser Pappel wäre das sogar ihr Tod“, macht der Fachmann deutlich. Denn durch eine Kappung würden riesengroße Wunden entstehen, die der Baum nicht verkraften würde. „Die Pappel ist zur Zeit unauffällig. Von ihr geht überhaupt keine Gefahr aus“, verspricht er.
Der Wilslebener Friedhof wurde, genau wie alle anderen Ortsteil-Friedhöfe, nach dem großen Sturm im Mai unter die Lupe genommen. Dabei haben die Bauwirtschaftshofmitarbeiter an fünf Bäumen jede Menge Trockenholz weggeschnitten, drei Bäume mussten ganz gefällt werden. „Für die Baumschnittarbeiten auf den Friedhöfen haben wir je drei Tage vorgesehen. In Wilsleben hat die Baumgruppe schon acht Tage in diesem Jahr gearbeitet. Jetzt haben wir kein Kontingent mehr“, sagt Holger Dietrich. Somit müsse nun auch die Kastanie warten, die ihre Äste auf eine Stromleitung gelegt hat. „Nicht, dass das Kabel noch reißt“, befürchtet Christoph Hosang, stellvertretender Ortsbürgermeister. Hier verweist Holger Dietrich auf den Stromversorger, der zudem erst den Auftrag für den Baumschnitt erteilen muss.
Der Container
Während der Baumschau sprechen die Einwohner auch den Standort des Containers auf dem Friedhof an. Dieser steht zur Zeit mitten auf dem Hauptweg. „Das macht sich nicht gut bei Beerdigungen“, finden sie. Holger Dietrich kann das nachvollziehen und verspricht, den Container umzusetzen. Neuer Standort soll in der Nähe des Ausgangs sein.
Das Projekt „Mein Baum für Aschersleben“, das der Verschönerungsverein ins Leben gerufen hat, findet auch in Wilsleben Aufmerksamkeit. „Baumpflanzungen könnten, wenn Bedarf dafür besteht, entlang der Friedhofsmauer vorgenommen werden. Für zehn Winterlinden wäre hier Platz“, sagt Christoph Hosang. Die Winterlinde ist der Baum des Jahres 2016. An der Friedhofsmauer stehen schon Linden. So dass die Reihe ergänzt werden könnte. „Ein weiterer möglicher Standort könnte der Spielplatz sein. Dort steht bisher nur eine Kastanie. Drei Bäume hätten dort mindestens noch Platz. Sie können, wenn sie größer sind, gleichzeitig Schatten spenden“, stellt sich der stellvertretende Ortschef vor.
Der Ahorn
Über einen Ahornbaum, der direkt neben seiner Grundstücksmauer im Fahrwinkel steht, ärgert sich Nico Schulze. „Die Wurzeln drücken die Mauer hoch“, erklärt er. Auch Nachbarin Petra Rymarzcyk hat ein Problem mit dem Baum. „Die Äste erstrecken sich weit und tief über der Straße. Als wir mit unseren Heuwagen hier lang sind, haben diese das Heu abgeworfen. Der Baum muss dringend beschnitten werden“, bittet sie. „Bürger, die Probleme mit Bäumen haben, können sich direkt an die Stadt wenden. Dann kann entschieden werden, welche konkreten Maßnahmen diesbezüglich getroffen werden können“, erklärt Stadtpressesprecherin Judith Kadow auf Anfrage und verrät, dass Mitarbeiter des Tiefbauamtes bereits den Baum in Augenschein genommen haben.
Der Basketballplatz
Obwohl der Ortschef eigentlich zu einer Baumschau eingeladen hatte, haben die Wilslebener gleich die Gelegenheit genutzt und noch weitere Probleme im Ort angebracht. Und so weisen sie darauf hin, dass seit dem letzten Ortsrundgang im Frühjahr der Basketballplatz immer noch nicht vom Ordnungsamt gesperrt wurde. Hier fallen von der angrenzenden Scheune Ziegel auf den Platz. „Das ist für spielende Kinder zu gefährlich“, findet Hosang.
Regelmäßig aus dem Sand des Spielplatzes zieht Familie Schneidewind Unkraut. „Wenn wir mit dem Enkel hier sind, dann bückt sich meine Frau ständig. Vor allem die Kastanie sorgt für regelmäßigen Nachwuchs“, sagt er.
Die Spielplätze der Stadt und auch der Ortsteile werden vom Bauwirtschaftshof betreut. „Wir führen wöchentlich eine Sichtkontrolle durch. Allerdings gab es in letzter Zeit sehr viel zu tun. Sturmschäden, die Sitzbänke sowie die Umgestaltung der Friedhöfe haben uns in Beschlag genommen. Wir werden diese Angelegenheit so schnell wie möglich kontrollieren“, verspricht Holger Dietrich.
Der Tütchenspender
Während der Spielplatz meist vom Hundekot verschont bleibt, sieht es im restlichen Dorf anders aus. „Abhilfe könnte hier vielleicht ein Tütenspender schaffen“, schlägt Christoph Hosang vor. „Die Aufstellung von solchen Tütchenspendern beschränkt sich ausschließlich auf die Kernstadt, da dort die Anzahl an Hunden deutlich höher ist. In erster Linie liegt es in der Verantwortung der Hundehalter aufzupassen, dass ihre Hunde ihr Geschäft nicht auf öffentlichen Plätzen, Spielplätzen oder Gehwegen hinterlassen“, bedauert die Stadtpressesprecherin. „Eine Entsorgung von diesen Tüten ist dann auch noch ein Problem. Denn nach wie vor gibt es in Wilsleben nur einen Müllkorb. Und der ist an der Bushaltestelle“, weiß ein Anwohner und schlägt vor, die Verwaltung zu bitten, noch einen weiteren am Spielplatz und auch am Dorfgemeinschaftshaus aufstellen zu lassen. Judith Kadow muss auch hier die Wilslebener vertrösten: „In diesem Jahr ist es finanziell nicht mehr möglich, einen zusätzlichen Mülleimer in Wilsleben aufzustellen“, sagt sie und verspricht: „Wir behalten dieses Anliegen im Blick und werden 2016 versuchen, diesem Wunsch nachzukommen.“
Die Straße
Noch weniger Chancen haben die Anwohner der Max-Oelgart- Straße. „Wir können die Straße seit dem Ausbau des Unterdorfes nicht mehr befahren. Die Spurrillen sind so tief, dass wir uns die Ölwannen an den Autos abreißen. Damals wurde über diese Straße der Kies abgefahren. Die Baufahrzeuge haben den Zustand der Straße extrem verschlimmert“, sagt Monika Wölfert. „Vor Ort erfolgte die Besichtigung des Straßenabschnittes. Eine Tempobegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde ist bereits vor Ort gültig. Finanzielle Mittel für die Ausbesserung der Straße sind aber nicht vorhanden“, erklärt die Pressesprecherin. Auch sei ein grundhafter Ausbau nicht in Planung. (mz)

