Öffentliche Sicherheit Öffentliche Sicherheit : Mauer des Ex-Jugendwerkhofes drohte umzustürzen

Aschersleben - Binnen weniger Tage ist die Mauer verschwunden, die das Grundstück des einstigen Jugendwerkhofes vom Gehweg an der Ermslebener Straße trennte. Doch es hat sich nicht etwa ein Investor gefunden für die einst repräsentative Villa.
Eher ist hier das Gegenteil der Fall: Die Betonsteinmauer war akut einsturzgefährdet. Doch die beiden Eigentümer des riesigen Geländes sind nicht auffindbar - sie sollen sich in Spanien bzw. Holland aufhalten. Adresse unbekannt.
Öffentliche Sicherheit: Landkreis musste handeln
Der Landkreis musste jedoch handeln und die Mauer abreißen, ehe sie auf den Gehweg stürzt und womöglich noch Fußgänger unter sich begräbt.
„Die Wand stand extrem schief und es war höchste Zeit, tätig zu werden“, sagte Markus Mayer auf Anfrage der MZ.
Er ist beim Landkreis für die rechtliche Bauaufsicht zuständig und hat ständig mit solchen Fällen zu tun. Offenbar sei der Bau der knapp 100 Meter langen Betonsteinmauer seinerzeit nicht fachgerecht ausgeführt worden. Das dahinter liegende Gelände drückte gegen das Bauwerk und führte dazu, dass es instabil wurde.
Nach dem Abriss soll nun eine neue Begrenzung gebaut und mit Maschendraht vervollständigt werden, um das Grundstück zu sichern. Auf den Kosten wird der Landkreis vermutlich sitzenbleiben.
Öffentliche Sicherheit: 75 Ersatzvornahmen im vergangenen Jahr
Nach Auskunft von Markus Mayer gab es im vergangenen Jahr 75 solcher sogenannten Ersatzvornahmen im Salzlandkreis. Wobei Aschersleben keinen Schwerpunkt darstellt. „Hier sind wir seit 25 Jahren gut hinterher“, sagt der Fachmann.
Die letzten größeren Eingriffe waren die Wegnahme von zwei einsturzgefährdeten Häusern in der Steinbrücke und die Einzäunung des ehemaligen Molkereigeländes. Gravierende Probleme gebe es dagegen im Bereich Schönebeck und Calbe.
Meist sind es die Ordnungsämter der Städte und Gemeinden, die die Behörde auf den Plan rufen. „Das funktioniert ganz gut“, sagt Mayer.
Öffentliche Sicherheit: Der Allgemeinheit kommt das teuer
Wie teuer es die Allgemeinheit kommt, wenn sich Eigentümer nicht um ihren Besitz kümmern, verdeutlichen zwei Zahlen: Im 2017er Haushalt des Landkreises waren für Ersatzvornahmen 650.000 Euro eingeplant. Benötigt wurden 1,6 Millionen Euro. „Wir mussten uns um große Objekte in Calbe kümmern, und das haut dann schon rein“, so Mayer.
Die Villa an der Ermslebener Straße ist im 19. Jahrhundert im klassizistischen Stil von Gustav Douglas errichtet worden, der von 1832 bis 1856 ein angesehener Bürgermeister in Aschersleben war.
Das Wohnhaus gestaltete der spätere Besitzer Dr. med. Karl Kuntzsch ab 1919 zu einer Frauenklinik um. Zuletzt wurde das Gebäude als Jugendwerkhof und Jugendwohnheim genutzt und steht nun schon seit vielen Jahren leer.
Öffentliche Sicherheit: Vom Glanz der Villa nichts mehr übrig
Vom einstigen Glanz der Villa ist nichts mehr übrig. Auffällig und einigermaßen intakt scheint nur noch der Wohnturm. Das Dach eines der anderen Gebäude ist bereits eingefallen, die Natur holt sich das Gelände nach und nach zurück und die uneinheitliche Bebauung zeigt ein Bild der Verwahrlosung.
„Gefahr geht von den Gebäuden nicht aus, sie stehen weit genug weg“, sagt Markus Mayer. Irgendwann wird gar nichts mehr bleiben von dem Gebäude, das übrigens unter Denkmalschutz steht. (mz)