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Neue Richter am Amtsgericht Neue Richter am Amtsgericht: Mephisto wechselt die Seiten

Von Marko Jeschor 30.07.2013, 20:59
Das Amtsgericht hat zwei neue Gesichter: die Richter Robert Schröter (l.) und Alexander Collo.
Das Amtsgericht hat zwei neue Gesichter: die Richter Robert Schröter (l.) und Alexander Collo. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben/MZ - Das Amtsgericht Aschersleben hat zwei neue Gesichter: Robert Schröter aus Staßfurt und Alexander Collo aus Mainz. Die beiden Richter verhandeln unter anderem Strafsachen. Sie haben es also im Gerichtssaal täglich mit Betrügern, Schlägern und anderen Kleinkriminellen zu tun. Die MZ stellt die beiden ganz unterschiedlichen Typen vor.

Robert Schröter hat mal Theater gespielt - in der Schule. Er war unter anderem der Teufel Mephisto in Goethes Tragödie „Faust“. Der heute 32-Jährige war ziemlich gut in der Rolle des Bösewichts. Die meisten Besucher des Salzlandtheaters in Staßfurt waren begeistert von seinen Auftritten - und ganz besonders von seinem verschmitzen Lächeln, mit dem er der teuflischen Figur seine persönliche Note verlieh. Seitdem hat sich viel verändert, nur dieses eigenartige Lächeln ist geblieben.

Schröter hat nach dem Abitur zwar noch ein paar Mal Theater gespielt mit seinen Freunden, er wusste aber immer, dass es nicht die Bretter sind, die ihm die Welt bedeuten. Der zweifache Familienvater hat, wenn man so will, die Seiten gewechselt. Statt wie Mephisto die Menschen vom rechten Weg abzubringen, nimmt Schröter die Aufgaben der deutschen Rechtsprechung wahr. Er attestiert Schuld oder stellt Unschuld fest. Im schlimmsten Fall endet die Schuld im Gefängnis, wobei am Amtsgericht ohne Schöffen grundsätzlich maximal zwei Jahren verhängt werden dürfen.

Er verhält sich der damit verbundenen Verantwortung jederzeit gerecht, abseits der Paragrafen bringt er allerdings auch mal flapsige bis derbe Sprüche. „Ich bin ein lockerer Typ“, sagt Schröter über sich, „wobei ein Strafverfahren keine flapsige Veranstaltung ist.“ Das bekam zuletzt zum Beispiel ein Mann aus Aschersleben zu spüren, der wegen gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden war (MZ berichtete). Da kannte Richter Schröter dann keine Gnade mehr. „Bevor jemand bei uns zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wird, muss er sich schon richtig was geleistet haben“, erklärt er. Schwerere Fälle aus der Region wie versuchter Mord, Raub oder Vergewaltigung werden immer von dem Landgericht in Magdeburg verhandelt. Der Staßfurter ist seiner Heimat treu geblieben. Sein Studium absolvierte er an der MLU Halle, er arbeitete unter anderem am Landgericht Stendal und bei der Staatsanwaltschaft Dessau. Mittlerweile ist er zum Richter auf Lebenszeit berufen worden. Neben Strafangelegenheiten ist er am Amtsgericht für Ermittlungssachen zuständig und sitzt dem Schöffengericht vor.

Sein Kollege Alexander Collo ist, was die Persönlichkeit anbelangt, das ganze Gegenteil, wobei er es „sehr förmlich“, wie der 33-Jährige selbst sagt, am besten trifft. Der gebürtige Mainzer ist damit so gar nicht Jecke. Er mag es nicht, wenn der Schlendrian einzieht. Das merkt man spätestens, wenn er sich dafür entschuldigt, dass der Kaffee mit dem Messer umgerührt werden muss, weil ein Löffel fehlt.

Als „brotlos“ empfand er offenbar das Studium der Archäologie in Freiburg. Dass Collo trotz eines Magister-Abschlusses eben nicht als Archäologe arbeitet, begründet er mit dem Kontakt zu Menschen, der ihm gefehlt habe. Deswegen hing er noch ein Jura-Studium in Berlin dran, an dessen Ende er in Sachsen-Anhalt landete, zunächst im Umweltbundesamt in Dessau und nun in Aschersleben. Um den Verfahrensbeteiligten keine Angriffsflächen zu bieten, bemüht sich der 33-Jährige, der derzeit noch Richter auf Probe ist, um größtmögliche Förmlichkeit. Bevor er seine Linie verlässt, müssen die Geschichten schon kurios sein wie die: Eine Frau, die sich vor Gericht wegen wiederholten Fahrens ohne Führerschein verantworten musste, sei zu der Verhandlung mit einem Auto gefahren - bis sie von der Polizei zufällig gestoppt worden ist. „Da haben Staatsanwaltschaft und ich ganz schön gestaunt“, erinnert er sich. Die Frau sei natürlich verurteilt worden.

Neben seiner Arbeit als Richter ist er auch für Bußgelddelikte und Betreuungen zuständig. Bei allen Fällen hat er eine Leitlinie: „Milde, wo Milde geboten ist, Härte, wo Härte geboten ist.“