Naturpark Harz Naturpark Harz: Einetal ein Brocken-Bruder?
aschersleben/MZ - Der Zug ist eigentlich abgefahren. Doch Gundel Jahn, bündnisgrüne Stadträtin in Aschersleben, ist nicht gewillt, sich mit dem derzeitigen Stand der Dinge zufriedenzugeben. Sie hofft weiter, dass eine Erweiterung der Fläche des Naturparkes Harz um das Einetal von Welbsleben bis Aschersleben noch Realität werden könnte.
Das Problem: Im Juni des Vorjahres endete ein Anhörungsverfahren zur Ausweisung und die Verordnung der Gebiete für den Naturpark durch das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt. Und damit erst einmal die Möglichkeit, einer Erweiterung des Gebietes, von der sich Gundel Jahn Vorteile für die Stadt Aschersleben und den Naturschutz verspricht, Gewicht zu verleihen. Denn Träger des Naturparkes ist der Regionalverband Harz, der seinen Sitz in Quedlinburg hat. Dort sind alle Mitglied - von Verbänden, über Städte bis hin zu Landkreisen - die ein ureigenstes Interesse daran haben, den Park aus Naturschutzgründen bis hin zur touristischen Vermarktung zu nutzen und zu gestalten. So war zwar der Altkreis Aschersleben dort Mitglied, aber nicht mehr der Salzlandkreis.
Auch die Stadt Aschersleben ist eher in der zweiten Riege engagiert, indem die Aschersleber Kulturanstalt seit ein paar Jahren als Fördermitglied im Regionalverband aktiv ist. Damit sind die Gestaltungsmöglichkeiten wie auch die Einflussnahme eher gering. Auf den Punkt gebracht: Beide Verwaltungen sind nicht einmal zu dem Thema gefragt worden. Und damit wurde aus Sicht von Gundel Jahn eine einmalige Chance verpasst, die engen und historisch gewachsenen Beziehungen des Mittelzentrums Aschersleben zum nördlichen Teil des Mansfelder Landes und zur Stadt Falkenstein/Harz weiter zu vertiefen. Diese vor allem in den Bereichen der Tourismusentwicklung und einer nachhaltigen Landschaftsnutzung und - pflege, die zudem durch die Naturparkgremien intensiv gefördert wird. Die Stadträtin ist überzeugt, dass das „untere“ Einetal von Welbsleben über Westdorf bis nach Aschersleben - genauso wie die anderen Teile des Naturparkes - die Voraussetzungen für eine Erweiterung erfüllen würden.
Für die Stadt Aschersleben ist die Frage nach einer Gebietserweiterung weiterhin offen. „Das Thema ist nicht die Priorität Nr. 1“, räumt Anke Marks, die Pressesprecherin der Stadt Aschersleben, ein. Trotzdem wolle sich die Stadt beim Ministerium in Magdeburg erkundigen, was nachträglich noch möglich sei. „Auch wenn wir nicht zum Harz gehören, wollen wir uns für das Thema einsetzen“, kündigt die Pressesprecherin an. Und schon im vorigen Jahr hatte Stadtchef Andreas Michelmann den Vorgang zum Anlass genommen, die zuständigen Behörden auf die rechtzeitige Beteiligung benachbarter Gemeinden bei solchen Entscheidungsfindungen hinzuweisen. Auch wissend, dass beispielsweise die Pflege der ausgewiesenen Biotope in der Eine-Landschaft für die touristische Anbindung von Aschersleben nicht unbedeutend ist.
Dem kann Isabel Reuter, Mitarbeiterin Naturpark im Regionalverband Harz, zustimmen. „Ausgeschlossen wäre eine solche Erweiterung nicht, aber diese Entscheidungen werden im Ministerium getroffen“, erklärt sie. Und so ganz ist der Zug nicht abgefahren. Denn unabhängig von den regelmäßigen Anhörungsverfahren können jederzeit Anträge bei der Landesregierung, auch von Aschersleben, eingebracht werden. Und werden, das weiß der Regionalverband, dann auch zügig entschieden.