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Geschwärzte Akten Nach Adoption als Säugling: Mario Weichert bittet um Hilfe bei Suche nach Angehörigen

Von Max Hunger 10.12.2018, 11:57
Carola und Mario Weichert bei ihrer Hochzeit.
Carola und Mario Weichert bei ihrer Hochzeit. Weichert

Aschersleben/Hoym - Die ersten Schritte, der erste Familienurlaub, das erste Weihnachten - wichtige Ereignisse im Leben vieler Menschen. Ereignisse, die üblicherweise auf Fotos, Videos oder einfach in der Erinnerung festgehalten werden.

Nicht so bei Mario Weichert. In seiner Lebensgeschichte prangt hier nur ein großer blinder Fleck. „Ich kenne meine Eltern nicht, ich fühle mich unvollständig“, sagte Weichert der Ostseezeitung, über die er bereits versucht hat, Angehörige ausfindig zu machen.

Weichert wird im August 1969 in Aschersleben geboren

Im August 1969 wird er als Mario Naumann in Aschersleben geboren. Bereits im Alter von einem Monat kommt er in ein Säuglingsheim nach Ballenstedt. Warum, weiß er nicht. Ab diesem Zeitpunkt häufen sich die Ungereimtheiten in der Chronik Weicherts. „Das Ganze ist schon sehr verworren“, sagt seine Frau Carola.

Im Alter von vier Jahren wird Mario Weichert von einer Familie in Dessau adoptiert und besucht dort den Kindergarten. Ein Jahr später taucht Weichert dort plötzlich nicht mehr auf. „Er ist quasi über Nacht verschwunden. Das hat uns eine ehemalige Mitarbeiterin erzählt“, sagt Carola Weichert. Sie lebt mit ihrem Mann in Thüringen und unterstützt ihn jetzt bei der Suche nach möglichen Angehörigen.

Familie adoptiert den Jungen im Alter von vier Jahren

Das nächste, das Mario Weichert sicher weiß, ist, dass er bis zu seinem 18. Lebensjahr in einem evangelischen Kinderheim in Königsbrück bei Dresden gelebt hat. Daran hat er Erinnerungen.

Dass er adoptiert wurde, findet Weichert erst heraus, als er eines Tages durch Zufall einen Blick auf seine Geburtsurkunde wirft. Dort steht ein anderer Name als in seinem Ausweis. In dem Auszug findet sich außerdem ein dicker schwarzer Balken - was der verbirgt, bleibt unklar.

Mario Weichert fehlt lange der Mut, tiefer in seine Vergangenheit einzutauchen. „Er hatte Angst, etwas Schlimmes herauszufinden“, sagt seine Frau Carola. Die lernt er 2012 kennen. „Er hat mir erzählt, dass er wissen will, wer seine leiblichen Eltern waren. Seitdem haben wir viel Recherche betrieben“, erzählt sie.

„Er hatte Angst, etwas Schlimmes herauszufinden“

Dabei stoßen die Weicherts immer wieder auf merkwürdige Zufälle. Laut Jugendamt Dessau habe Mario Weichert die Wochenenden seiner Kindheit stets bei der Adoptivfamilie „Stieler“ verbracht - er weiß aus seinen Erinnerungen, dass das nicht stimmt.

Als er 15 Jahre alt ist, fragt er im Kinderheim das erste Mal nach seinen Eltern. Die Antwort fällt knapp aus: Seine Mutter habe nicht mit Geld umgehen können. Die Weicherts weiten die Nachforschungen aus, graben tiefer in der Vergangenheit. Vergebens. Das Säuglingsheim in Ballenstedt gibt es nicht mehr. Laut Mitteilung der Gemeinde seien von dort auch keine Unterlagen mehr vorhanden.

Keine Unterlagen mehr vom Säuglingsheim in Ballenstedt?

Sie seien immer wieder in einer Sackgasse gelandet, bedauert Carola Weichert. Entweder wurden die geforderten Akten verbrannt, sind unvollständig oder verschollen. „Was für ein Zufall“, sagt Carola Weichert etwas zynisch, und fügt hinzu: „Das hat erst recht unseren Kampfgeist geweckt“.

Ob es sich im Falle Mario Weicherts um eine Zwangsadoption handelt, bleibt abzuwarten. Das Ehepaar hat bereits eventuell vorhandene Stasi-Unterlagen über die leiblichen Eltern angefordert. Die Anfrage wird derzeit bearbeitet. Denn mittlerweile haben die Weicherts die Namen und Geburtsorte der leiblichen Eltern ermittelt.

Die leiblichen Eltern sind inzwischen verstorben

Beide sind verstorben. Weicherts Vater stammte aus Stralsund an der Ostsee. Über die Ostseezeitung konnte der Bruder des Vaters ausfindig gemacht werden. Ein Telefonat hat bereits stattgefunden. Nun startet das Ehepaar einen ähnlichen Versuch über die MZ in Aschersleben.

Mario Weicherts Mutter Gerda Naumann wurde 1943 in Halle geboren. 2004 verstarb sie im Seeländer Ortsteil Hoym. Mario und Carola Weichert freuen sich über jeden Hinweis, der dabei hilft, Geschwister von Mario Weichert oder Freunde und Bekannte seiner Mutter ausfindig zu machen.

„Die Fäden laufen alle in Aschersleben und Dessau zusammen“, sagt Carola Weichert. Sie will ihrem Mann zu seinem 50. Geburtstag im August nächsten Jahres ein ganz besonderes Geschenk machen: „Ich habe ihm versprochen, bis dahin seine Familie ausfindig zu machen.“ (mz)

Haben Sie Informationen, die Mario Weichert (geb. Naumann) helfen könnten, mehr über seine Familie in Erfahrung zu bringen? Dann schreiben Sie uns gern eine E-Mail an [email protected] oder rufen Sie uns an unter 03479/7 99 02 51.