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MZ öffnet Türen MZ öffnet Türen: Pfefferspray und Maschinenpistolen

Von Hendrik Kranert 05.12.2001, 17:36

Quedlinburg/MZ. - Über all diese Utensilien wacht Gerhard Tyralla. Der 57-Jährige führt genau Buch über Ein- und Ausgänge, ja, über jede Patrone, die den kleinen, unscheinbaren Raum am Ende eines verwinkelten Flures im Revier in der Schillerstraße verlässt. Tyralla ist Herr über dutzende Pistolen der Marke Sig-Sauer P 6 und über etliche Maschinenpistolen des Typs Heckler & Koch MP 5. Das erstaunliche daran ist jedoch: Tyralla schießt gar nicht, darf er auch nicht, denn er ist Zivilangestellter der Polizei. Genauer: Sachbearbeiter Technik. Und damit auch für das Funktionieren von Dienstfahrzeugen, Funkgeräten und Telefonen verantwortlich. In großen Stahlschränken stehen die Waffen aufgereiht, doch die geringe Zahl der Pistolen verblüfft. "Die trägt jeder Polizist am Mann", erläutert Tyralla. Und nach Dienstschluss wird sie von jedem Beamten in einem persönlichen Fach verschlossen. Ebenso, wie 16 Schuss Munition vom Kaliber neun Millimeter Parabellum. Acht Schuss im Magazin in der Waffe, acht weitere im Reservemagazin. Die gleiche Munition - 36 Stück pro Magazin - lässt sich auch mit den Maschinenpistolen verschießen, die beim Waffenwart im Schrank stehen. "Die stehen immer hier und werden nur bei besonderen Einsätzen ausgegeben", weiß Uwe Dreiling.

Die Innenministerkonferenz im November war ein solcher Einsatz, im Beamtenjargon "Lage" genannt. Und obwohl Gerhard Tyralla nicht schießen darf, kennt er doch die Waffen in- und auswendig. Schließlich muss er die Maschinenpistolen regelmäßig auseinander nehmen und reinigen - bei den Pistolen mache das jeder Beamte selber.

Geschossen wird damit von jedem Polizisten einmal im Vierteljahr, sowohl mit Pistole, als auch mit MP. Je 50 Schuss zur Übung, die Gerhard Tyralla penibel im Munitionsbuch vermerkt. Dort steht auch die Anzahl der Patronen drin, die quasi außer der Reihe verschossen wurden, inklusive Bericht für jeden Einsatz. "Eine Patrone, ein Protokoll", kommentiert der Waffenwart trocken, was Polizisten manchmal zur Verzweiflung treibt. Sechsmal zückten Quedlinburger Beamte in diesem Jahr schon die Waffe im Dienst - doch nicht um Verbrecher zu stoppen, sondern um bei Verkehrsunfällen angefahrene Tiere von ihren Leiden zu befreien.