Müll in Kleingärten Müll in Kleingärten: Kreiswirtschaftsbetrieb will einmal pro Jahr Zehn-Kubikmeter-Container bereitstellen

Aschersleben - Nach einer Stunde zunehmend emotionaler Diskussion ist die Erleichterung bei den Gartenfreunden fast mit Händen zu greifen. Der Kreiswirtschaftsbetrieb hat sich auf die Regionalverbände im Salzlandkreis zubewegt und ein Angebot gemacht:
Einmal im Jahr dürfen sie pro Anlage einen Zehn-Kubikmeter-Container bestellen, um die Mengen an Sperrmüll zu beseitigen, die sich insbesondere in den verlassenen Kleingärten und Lauben angesammelt haben. Sie bezahlen dafür nur den Transport, die Kosten dafür liegen derzeit noch bei 57,30 Euro.
Gartensparten sollen lediglich den Transport der Container bezahlen
Die Vereinsvorsitzenden befreit dieses Entgegenkommen von einer enormen Last. Wie sich das Problem inzwischen zugespitzt hat, schilderten Vertreter aller Regionalverbände dem Chef des Kreiswirtschaftsbetriebes, Ralf Felgenträger, bei einem gemeinsamen Termin in der Gartensparte „Froser Straße“ in Aschersleben.
Karin Libbe vom Regionalverband Schönebeck zeigt erschreckende Bilder von vermüllten, verlassenen Lauben. „Die Verursacher sind oft Familien, denen ich den Gerichtsvollzieher nicht hinterherschicken kann. Weil dort nichts zu holen ist“, macht sie deutlich.
Die anderen Gartenfreunde würden zu Recht fragen, warum sie für den Müll von anderen bezahlen sollen, schildert sie. Auch Roland Funke, Chef des Vereins „Froser Straße“, kennt das Problem nur allzugut. Die Mengen an Sperrmüll kostenpflichtig zu entsorgen, übersteige die Möglichkeit der kleinen Vereine bei weitem.
Karin Libbe: Gartenfreunde fragen, warum sie für den Müll von anderen zahlen sollen
Den Unrat einfach liegenzulassen, sei keine Option. Denn dann finden sich keine neuen Pächter. Und das bringt die Vereine noch stärker in wirtschaftliche Schieflage. Lange scheint es so, als würde sich keine Lösung finden lassen.
Denn auch Ralf Felgenträger muss die Wirtschaftlichkeit des Eigenbetriebes im Blick haben und über Gebührengerechtigkeit wachen. In dem Zusammenhang erinnert er daran, dass die Vereine keine Gebührenzahler sind. In den Gärten falle kein Müll an, man kümmere sich selbst, habe es damals geheißen.
Ralf Felgenträger erinnert daran, dass Gartenvereine keine Gebührenzahler sind
Die Vereine nach einem bestimmten Schlüssel zu veranlagen, lehnen diese nach wie vor ab. Zwar hätten sie dann das Recht, zweimal im Jahr Sperrmüll anzumelden, doch würden leere Parzellen in die Berechnung mit einbezogen - was den Gartenfreunden nicht zu vermitteln sei.
Edith Nowak, Regionalchefin aus Aschersleben, wirkt während der Debatte zunehmend frustriert. „Wir sind jetzt wieder da, wo wir vor einem Jahr schon einmal waren“, sagt sie und mutmaßt, dass der Müll aus den Gärten irgendwann auf den Feldern und in den Wäldern landen wird.
„Dann entsorgen Sie das auch, aber das kann und darf ja nicht die Lösung sein“, sagt sie. Siegmar Pöhlke aus Bernburg bekräftigt ihre Worte aus seiner Erfahrung als Jäger. „Der Müll in der Landschaft nimmt extrem zu. Das sind Wagenladungen voll“, berichtet er von regelmäßigen Umwelttagen, doch inzwischen seien diese Mengen fast nicht mehr zu bewältigen. „Eigentlich ist das nur eine verlagerte Entsorgung“, sagt er.
Felgenträger: Müll-Presswagen zu schicken wie vor der Gebietsreform sei nicht mehr zu bezahlen
Felgenträger bezeichnet das als „Totschlagargument“, der Salzlandkreis könne nicht haftbar gemacht werden, wenn sich einige wenige nicht an die Regeln halten. Aus wirtschaftlichen Gründen sei es nicht mehr möglich, einmal im Jahr die Presswagen in die Anlagen zu schicken, wie es vor der Gebietsreform noch Praxis war.
Denn daraus sei ein Defizit von 600.000 Euro entstanden, das aus den Rücklagen ausgeglichen wurde. „Jeder Cent, der nicht kalkuliert ist, macht es schwerer, liquide zu bleiben“, sagt er.
Irgendwann, als die Diskussion aus dem Ruder zu laufen droht, fallen sie dann doch noch, die erlösenden Worte. Zehn Kubikmeter pro Jahr für unter 60 Euro - das ist offenbar auch für kleinere Vereine machbar. Im nächsten Jahr, so kündigt Felgenträger in diesem Zusammenhang an, werde neu kalkuliert.
„Ich bin absolut glücklich“, sagt Roland Funke, als die Landkreisvertreter schon wieder auf dem Rückweg nach Bernburg sind. Zehn Kubikmeter würden reichen, um zwei bis drei Lauben zu entrümpeln. Auch Regionalchefin Edith Nowak ist zufrieden. „Mehr konnten wir heute nicht erreichen, wir freuen uns.“ (mz)