Moto-Cross Moto-Cross: «Wir sind die Sklaven der Fahrer»
Quedlinburg/MZ/cv. - "Natürlich wollen wir über die Erfolge des Teams auch Werbung für unser Geschäft betreiben. Doch es ist ein Irrtum, anzunehmen, dass deswegen der Rubel einfach rollen würde", weiß Thomas Koch, der als Dreher den Weg ins Berufsleben fand und später den Abschluss eines Speditionskaufmannes nachholte. Er und Stephan haben sich mit der Geschäftseröffnung 1998 schon ihren Traum erfüllt und nachdem ihnen selbst vergönnt war, auf zwei Rädern den großen sportlichen Erfolg zu realisieren, wollen sie jetzt anderen Talenten die Chance geben, das Beste aus ihren Möglichkeiten zu machen.
Die beiden "Harrys", so werden sie als "Hans Dampf in allen Gassen" von ihren Fahrern liebevoll gerufen, gehören zu der DDR-Generation, die mit aufgemotzten S 50 in Wald, Feld und Flur jene kleine Herausforderung suchten, die ihnen ihre großen Vorbilder auf den Moto-Cross-Pisten im Westerhäuser Eselstall oder im Teutschenthaler Kessel vorlebten. Dabei in dem Konzert der einstigen DDR-Elite, um einen Helmut Schadenberg mitzuspielen, fehlte ihnen das Kleingeld oder die Beziehungen zu den Sportclubs. Nur in denen hatte man, wenn überhaupt, die Chance, Motorsport betreiben zu können.
Das unerreichbar, immer als lohnendes Ziel vor Augen stehende, existiert nicht mehr. Darüber sind die "Harrys" auch nicht traurig. Mit der Wende nutzten sie die Gelegenheit, eventuell selbst einmal einer dieser ganz "Großen" zu betreuen. In der Saison 2000 fing dann an, was sich heute bereits in zahlreichen Titeln und in einer großen Pokalsammlung widerspiegelt - die Gründung des Teams H&K Motorsport. Der erste in der Kapelle war Ralf Spengler, zu dem sich noch im gleichen Jahr Steven Kanzler gesellte. Stück für Stück baute sich das Team weiter auf, bis auf heute sieben Fahrer. Dabei sind die H&K-Leute in der Deutschen Enduro-Meisterschaft, der Moto-Cross-Landesmeisterschaft bis hin zur Deutschen Moto-Cross-Meisterschaft zu finden. Und die Faszination Motorsport hat Thomas und Stephan bis heute nicht losgelassen. "Es ist Spannung an der Strecke, das Mitfiebern mit dem Team, das ganze Feeling drumherum, was einen einfach nicht loslässt", ist Thomas überzeugt. Natürlich spüre man auch den Konkurrenzdruck der anderen Teams. Das Schöne sei einfach, wie gerade auf den Strecken in Sachsen-Anhalt, dass alles in einer familiären Atmosphäre über die Bühne geht. Und wenn dann noch der "eigene" Fahrer am eigenen Erfolg bastelt und seine Leistungen steigert, kommt die Motivation für das Ganze von allein.
"Wir halten den Fahrern den Rücken frei, damit sie sich ganz auf den Sport konzentrieren können", erklärt Koch, warum er seine Teamarbeit in der Vorbereitung der Maschinen oder der Organisation des Tagesablaufes an der Rennstrecke sieht. Die Frage nach den Menschen, mit denen er heute gern mal ein Bier trinken oder auch nicht trinken würde, beantwortet Koch wie aus der Pistole geschossen: "Immer mit Travis Pastrana, dem mehrfachen amerikanischen Meister, weil der auch neben der Strecke ein Mensch geblieben ist. Und wohl nie mit Max Biaggi, dem Straßenweltmeister, da gerade der so einen unnahbaren und überheblichen Eindruck hinterlässt. Warum sich "Harry" so entschied, ist beim Rennen in Westerhausen deutlich geworden: Er litt mit seinen Fahrern, wenn diese auf der Strecke Pech hatten und war zur Stelle, wenn seine Hilfe gebraucht wurde, ohne großes Spektakel, ohne inszenierten Auftritt.