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Mitnetz Strom Mitnetz Strom: Störungen durch Dritte - Baustellen beschäftigen Netzanbieter

Von Kerstin Beier 18.07.2016, 16:54
Auch am Kloster in Mehringen wird nah an der Stromversorgung gebaut.
Auch am Kloster in Mehringen wird nah an der Stromversorgung gebaut. Frank Gehrmann

Aschersleben - „Wir merken ganz genau, wenn im Frühjahr und Sommer das Baugeschehen wieder zunimmt“, sagt Jens-Uwe Schäfer, Leiter Netzregion der Mitnetz Strom. Seine humorige Bemerkung über den „Baggerfahrer Willibald, den Terroristen des Alltags“ hat durchaus einen ernsten Hintergrund. Denn wenn dieser aus Versehen irgendwo ein Kabel anhackt, dann kann es zappenduster werden in Teilen von Sachsen-Anhalt.

Der enviaM-Netzbetreiber, der das Stromverteilnetz in Teilen von Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und damit ein Kabelnetz von 74.000 Kilometern betreut, verzeichnet jährlich rund 30 Prozent Störungen durch „Eingriffe Dritter“, wie es in der Unternehmenssprache heißt.

Will heißen: Neben Witterungseinflüssen durch Sturm, Schnee und Eis und neben technischen Ursachen wie Alterung oder Materialfehlern hat knapp ein Drittel der Störungen ihre Ursache eben im Baugeschehen. Dabei könnten solche Havarien, die wegen der folgenden Reparaturen nicht nur zeitaufwändig und teuer, sondern auch gefährlich sind, weitgehend ausgeschlossen werden, so Schäfer.

Auskünfte auch online abrufbar

Wo Leitungen liegen, können Bauherren über Bestandsplanauskünfte erfahren. Solche Leitungsauskünfte seien auch online abrufbar unter mitnetz-strom.de. Die Infos sind 24 Stunden verfügbar und kostenfrei. „Wir denken, dass die Hemmschwelle damit geringer ist“, so Schäfer. Die Nutzer müssen sich online registrieren, die Zugangsdaten werden per E-Mail versandt. Die Daten werden anschließend verschlüsselt an registrierte Nutzer gesendet, erklärt Schäfer das Prozedere.

Im Salzlandkreis ist die Zahl der Windkraftanlagen 2015 im Vergleich zum Vorjahr annähernd gleich geblieben. 192 Windmühlen drehen sich im Landkreis. Leicht erhöht hat sich die Anzahl der Solarenergie-Anlagen: von 422 auf 443.

Mit der Leistung, die sich daraus ergibt, liegt der Landkreis im Vergleich zu anderen Kreisen im vorderen Drittel. Sachsen-Anhalt insgesamt sei „im Prinzip ein Flächenkraftwerk“, sagt Jens-Uwe Schäfer, Leiter Netzregion.

Der Anteil erneuerbarer Energie am Verbraucherabsatz lag in Sachsen-Anhalt schon 2015 bei 130 Prozent. Die Bundesregierung hat als Ziel bis 2030 herausgegeben, 50 Prozent zu erreichen. Die hohe installierte Leistung ist eine Herausforderung für die Netzbetreiber. Denn: Übersteigt die Einspeiseleistung den Verbrauch deutlich, kann das zu Netzüberlastungen führen.

Die Mitnetz Strom ist eine 100-prozentige Tochter der envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM). Als regionaler Verteilnetzbetreiber in Ostdeutschland ist das Unternehmen u.a. für Planung, Betrieb und Vermarktung des envia-Stromnetzes verantwortlich.

Insgesamt sei das Störgeschehen stark zurückgegangen, schätzt Schäfer ein. In den vergangenen Jahren seien große Geldsummen in die vorhandenen Anlagen investiert worden, der „Investitionsstau aus DDR-Zeiten“ sei größtenteils überwunden.

Insgesamt setzt der Netzbetreiber in diesem Jahr rund 304 Millionen Euro im Netzgebiet um. Davon entfallen rund 66 Millionen Euro auf die Netzregion Sachsen-Anhalt, rund ein Drittel der Gesamt-Investitionssumme fließt in die erneuerbare Energie. Rund eine Million Euro wird nach den Worten von Schäfer im Salzlandkreis investiert.

Überblick zu geplanten Investitionen im Ascherslebener Raum

In diesem und im kommenden Jahr sind einige Investitionen auch im Verbreitungsgebiet der Ascherslebener Zeitung geplant. Hier ein Überblick:

Mehringen

Am Kloster wird eine Transformatorenstation abgerissen und neu gebaut. Dazu gehört auch der Rückbau des noch vorhandenen Mittelspannungs- und Niederspannungskabelsystems auf einer Länge von etwa 200 Metern. Die Station sei verschlissen und damit wartungsintensiv. Das kleinere Gebäude, das errichtet wurde, dient der Leistungsoptimierung. Die Baumaßnahme ist mit etwa 41.000 Euro veranschlagt.

Wilsleben

Im Biotop Seeland sollen etwa 1,1 Kilometer eines störanfälligen Mittelspannungskabels umverlegt, außerdem 2,3 Kilometer Mittelspannungskabel ersetzt werden. Das Unternehmen will damit eine zuverlässigere Versorgung erreichen. Denn bei Störungen sind Reparaturen im Biotop technisch und rechtlich schwierig. Die umverlegten bzw. neuen Kabel bleiben zwar im Biotop, orientieren sich aber an den Wegen und sind deshalb leichter zugänglich. Die Maßnahme wird etwa 112.000 Euro kosten.

Klein Schierstedt

Im Wiesenwinkel sollen eine Mittelspannungsleitung ausgewechselt und eine Niederspannungsleitung saniert werden. Dazu gehört die Demontage von zwölf Freileitungs-Hausanschlüssen. Mit dieser Maßnahme soll das bestehende Mittel- und Niederspannungsnetz optimiert werden, so das Unternehmen. Die Kosten betragen etwa 91.000 Euro.

Hochspannungsleitung Klostermansfeld - Aschersleben

Das ist mit 14 Millionen Euro die größte Investition der Mitnetz Strom. Anlass ist die verstärkte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien. Dafür müssen die Netze fit gemacht werden, geplant ist der Neubau einer viersystemigen 110-Kilovolt-Leitung vom Umspannwerk Klostermansfeld bis nördlich von Gerbstedt. Weiter geht es bis Klein Schierstedt. Auf dieser erfolgt ein zweisystemiger Neubau auf teilweise vorhandener Trasse. Die Länge der Gesamttrasse beträgt 27 Kilometer. Aber: Die Bauarbeiten werden 2016 noch nicht beginnen, weil noch zahlreiche Planungsstufen durchlaufen werden müssen.

(mz)