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Stadtgeschichte "Metallene Schwingen": Ufa-Film über Junkerswerke wird im Februar 2018 im Kino Aschersleben gezeigt

Von Kerstin Beier 15.12.2017, 07:55
Die nächsten Führungen sind schon geplant: am 3. März und am 7. April.
Die nächsten Führungen sind schon geplant: am 3. März und am 7. April. Archiv: Thomas Tobis

Aschersleben - Am 17. Februar wird im Ascherslebener Kino ein Film gezeigt, der für Aufmerksamkeit, aber auch für Diskussionen sorgen dürfte. Es handelt sich um den Dokumentarfilm „Metallene Schwingen“ - eine Produktion der Ufa aus dem Jahr 1938.

Ronny Reitzig kaufte die Aufführungsrechte

Der Ascherslebener Heimatgeschichtler Ronny Reitzig hat den Film über die Junkerswerke im Deutschen Filmarchiv Babelsberg gefunden und die Aufführungsrechte gekauft. Kinobetreiber Matthias Uhde ist bereit, den Film zu zeigen.

Ab 1935 sind in Aschersleben Rümpfe für die Ju52, die Ju 87 und die Ju88 gebaut worden. Das Interesse am Ascherslebener Zweigwerk des einst bedeutenden Dessauer Flugzeugherstellers ist riesig. Das zeigt sich bei den Führungen durch das Junkersfeld, die die Stadt-Information regelmäßig anbietet. Sie gehören zu den am besten gebuchten überhaupt.

Führungen durch das Junkersfeld sind gefragt

Das freut nicht nur die Aschersleber Kulturanstalt (Aka) als Veranstalter, sondern auch Ronny Reitzig. Er hat sich über viele Jahre intensiv mit der Junkers-Geschichte beschäftigt und führt Interessierte über das weitläufige Gelände, auf dem einzelne Zeugnisse der einstigen Produktionsstätte noch zu sehen sind.

Immer verweist Reitzig auf den Mann, der quasi „schuld“ ist an der neuen Leidenschaft: Reiner Mühle. Er kennt die Geschichte der Junkerswerke in Aschersleben wie kaum ein zweiter, sammelt alles, was er bekommen kann, befragt Zeitzeugen und dokumentiert deren Aussagen.

„Ich selbst bin unglaublich technikinteressiert und außerdem durch einen Vortrag Reiner Mühles im Panoptikum infiziert worden“, sagt Ronny Reitzig. „Nach dem Vortrag hab ich Gummistiefel angezogen und bin da hin“, erinnert er sich. Bis dahin wusste er nur, dass sein Opa Franz bei Junkers gearbeitet hatte.

Film dürfte auch Nazipropaganda enthalten

Reitzig ist sich der Brisanz bewusst, die in der Aufführung des Films liegt. Schließlich handelt es sich um eine Produktion aus dem Jahr 1938 - ohne Nazipropaganda wird er also nicht auskommen.

Deshalb weist Reitzig ausdrücklich darauf hin, dass die Vorführung als Ergänzung der Führungen zur Industriegeschichte gedacht ist und keinerlei propagandistischen Zwecken dient. Dass technologischer Fortschritt leider oftmals mit dem Krieg zusammenhängt, ist für ihn kein Grund, nicht darüber zu reden.

„Es ist ja nicht wegzudiskutieren, dass die Flugzeugtechnologie Weltspitze war“, sagt er und setzt darauf, dass die Leute „gebildet genug sind, kritisch zu hinterfragen. Was verschwiegen wird, wird zum Mysterium“.

Auch Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge arbeiteten in Aschersleben

Das Ascherslebener Zweigwerk war nicht nur Hort der Hochtechnologie. Im Laufe des Krieges wurden hier auch Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge unter zum Teil unmenschlichen Bedingungen beschäftigt. Ein Vortrag vor der Aufführung des Films wird dieses Kapitel der Junkerswerke beleuchten und damit eine bessere Einordnung ermöglichen. Auch nach dem Film, so verspricht Ronny Reitzig, werden noch Gespräche möglich sein.

Karten werden schon jetzt verkauft

Karten können schon jetzt im Sportgeschäft Reitzig in der oberen Etage des Elka-Kaufhauses erworben werden. Der Film wird am 17. Februar zweimal gezeigt: Um 16 und um 19 Uhr im Saal 4, der auch über zwei Rollstuhlplätze verfügt. Der Eintritt kostet zwölf Euro. (mz)