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Maschinenbau Maschinenbau in Aschersleben: Schiess kommt langsam aus dem Tal

Von Kerstin Beier 02.06.2018, 12:53
Blick in die Produktionshalle des Werkzeugmaschinenherstellers Schiess in Aschersleben
Blick in die Produktionshalle des Werkzeugmaschinenherstellers Schiess in Aschersleben Frank Gehrmann

Aschersleben - Großer Bahnhof in dieser Woche bei Schiess. Vertreter von etwa 15 Firmen, Alt- und Neukunden des Werkzeugmaschinenherstellers aus Aschersleben, reisten zur Hausmesse an.

Bei der Gelegenheit gab es Neues zu bestaunen. Denn die Maschinenbauer aus der Eine-Stadt haben gemeinsam mit Konstrukteuren des Schunk-Konzerns ein innovatives Spannsystem entwickelt, das bei dieser Gelegenheit vorgestellt wurde.

Hausmesse galt  nur wenigen potenziellen Kunden

Eine Hausmesse für drei Hände voll potenzieller Kunden - lohnt sich der Aufwand? Nun, eventuelle Geschäftsabschlüsse bleiben natürlich Betriebsgeheimnis.

Doch auch wenn bei solcher Art Messen nicht die Riesen-Geschäfte zu Buche schlagen, so sind sie doch wichtig: für die Außendarstellung, fürs Renommee, um im Gespräch zu bleiben.

Die Lage ist nach wie vor schwierig für Schiess, einer 100-prozentigen Tochter des chinesischen Mutterkonzerns Shenyang Machine Tool Group (SYMG). Das Russland-Embargo und die Ausfuhreinschränkungen nach China machen den Maschinenbauern das Leben schwer.

Russland-Embargo und Export-Beschränkungen nach China erschweren die Geschäfte

Trotzdem: Nach Einschätzung von Marketing-Manager Bernd Duchstein geht es im Vergleich zu den Vorjahren bergauf. Beim Blick zurück hat er vermutlich die letzte große Entlassungswelle 2012 im Sinn, als 97 von damals 380 Mitarbeitern gehen mussten. Heute sind die knapp 250 Mitarbeiter vergleichsweise gut ausgelastet.

In den Werkhallen werden momentan vier Maschinen gefertigt. Eine davon, eine vertikale Fräs- und Drehmaschine, zählt mit einer Höhe von knapp zehn Metern und einem Gewicht von mehr als 100 Tonnen zu den großen ihrer Art.

Daneben arbeiten die Schieß-Beschäftigten an zwei mittelgroßen Maschinen: einer Tischmaschine ohne Planscheibe und einer Maschine für die Luftfahrtindustrie, mit der sich Aluminium horizontal bearbeiten lässt.

Bau von Prototypen für Mutterkonzern besserte die Bilanz auf

Außerdem wird derzeit eine kleine Drehmaschine produziert. Insbesondere bei den kleinen Maschinen sei die Lage auf dem Markt gut, erklärt Duchstein. Bei den Riesen sieht es allerdings anders aus. „Dort haben wir es mit einem kleinen Markt und großer Konkurrenz zu tun.“ Die Produkte aus Aschersleben finden Verwendung beispielsweise in der Energiebranche, in der Schifffahrt, im Bergbau und in der Luftfahrtindustrie.

Nach der großen Talfahrt 2012 hat sich das Unternehmen mit dem Bau von Prototypen für den Mutterkonzern gerettet, daneben Konstruktionsprojekte realisiert. Seit vergangenem Jahr werden wieder mehr Maschinen auf dem freien Markt verkauft - vorrangig nach China, wo die Nachfrage nach wie vor groß ist.

„Doch nur mit dem Bau von Großmaschinen wird man kurzfristig nicht aus der Verlustzone kommen“, so Duchstein. Deshalb erarbeitet sich Schiess derzeit Referenzen bei den mittelgroßen Maschinen. Auf jeden Fall ergebe es „keinen Sinn, Maschinen unter Wert und Preis zu verkaufen, um das Werk auszulasten.“

Gut im Geschäft sei Schiess bei sogenannten Retrofits. Das sind Generalüberholungen von älteren Maschinen in ganz Europa. Dabei werden zum Teil konstruktive Veränderungen an den Maschinen vorgenommen, fast immer jedoch Führungen, Lager und andere Teile in Ordnung gebracht oder ausgetauscht. Für den Kunden ist ein Retrofit etwa die Hälfte günstiger als eine neue Maschine, zumal er sich das aufwendige neue Fundament spart.

Bernd Duchstein sieht nach wie vor Potenzial bei Schiess. „Unser großer Vorteil ist das Know how. Davon profitieren wir noch immer.“ (mz)