Krügersche Apotheke Krügersche Apotheke in Aschersleben: Eine Apotheke mit Geschichte

Aschersleben - Ein stolz dreinblickender Adler breitet direkt über dem Eingang seine hölzernen Schwingen aus. Und hinter dem kleinen Schaufenster der Krügerschen Apotheke versprüht ein Aufbau mit Milchglasscheiben und goldener Schrift nostalgischen Charme.
Der alte Barockbau, der 1871 eine spätklassizistische Fassade mit feinen Schmuckformen verpasst bekam, hockt mitten in einer Häuserfront, die dem Ascherslebener Markt am Hennebrunnen fröhliches Leben verleiht.
Relikt vergangener Zeiten
Und die Fassade hält, was sie verspricht. Öffnet sich die Tür unter dem hölzernen Adler, tritt man ein in eine Welt aus vergangener Zeit. In den kleinteiligen Regalen aus rötlichem Holz - reichlich mit Gold und Intarsien verziert - stehen weiße Porzellandosen und Apothekerfläschchen. Alle mit lateinischer Aufschrift versehen.
Kleine Schubläden drängen sich dicht an dicht hinter dem Ladentisch. Gefüllt mit Kräuterpflanzen, Medizin und allerlei Tees. „Die Leute lieben das“, weiß Barbara Lüdeke, die Inhaberin der Apotheke.
Etwas an der aus dem Jahr 1905 stammenden und vollständig erhaltenen Einrichtung aus dem Jugendstil ändern lassen? Niemals. Auch von weiterher - sogar aus dem Ausland - kommen Kunden, um sich in der hübschen Apotheke einfach nur umzusehen. „Sie staunen dann, bewundern alles und meinen, so etwas findet man ganz selten.“
Verschiedene Besitzer
Barbara Lüdeke lächelt stolz. Denn sie weiß, was für ein Schatz ihr da gehört. Eine Apotheke, die - wenn auch nicht immer in Familienbesitz - die Ascherslebener schon seit 1721 mit Medizin versorgt.
Eingerichtet wurde sie einst von Ratsapotheker Christian Knoll als Adler-Apotheke. Ein Name, an den der filigran geschnitzte Vogel über dem Eingang erinnert. 1826 ging das Gebäude dann an die Apotheker-Familie Krüger über und brachte dem Geschäft den heutigen Namen ein. „Für 19.400 Taler“, weiß Barbara Lüdeke, die von ihrer Vorgängerin Chronik-Auszüge über den geschichtlichen Werdegang des Hauses vermacht bekam.
Seltenheit in der DDR
Da ist auch zu lesen, dass die Besitzer um 1900 in schneller Folge wechselten: Stölter, Zilian, Wesseling. „Bis 1988 blieb sie im Privatbesitz von Gisela Wesseling“, berichtet die neue Inhaberin. Das war etwas ganz Besonderes. „Denn in der DDR gab es nur ganz wenige private Apotheken.“ Kurz vor der Wende wurde sie verstaatlicht und blieb wegen umfangreicher Renovierung bis 1990 geschlossen.
Damals fing auch Barbara Lüdeke ihre Arbeit in der Krügerschen Apotheke an, die von Brigitte Holste übernommen wurde. Da ihre Chefin keine Kinder hatte, nutzte Lüdeke die Gunst der Stunde und wurde 2000 selbst die Besitzerin.
Geschäfte eröffnen, wechseln ihren Standort oder schließen für immer. Und doch gibt es sie noch die Ascherslebener Traditionsgeschäfte. Die, in denen schon Generationen eingekauft haben und die schon immer dort zu finden waren, wo sie auch heute noch sind. Die
MZ spürt diese Geschäfte auf, spricht mit den heutigen - und vielleicht auch früheren - Inhabern und stellt die Geschäfte den Lesern im Rahmen der Serie „Laden(be)hüter“ vor. Sollten Sie, liebe Leser, ein solches Geschäft kennen, sagen Sie es uns. Wir sind unter der Telefonnummer 03473/7990250 erreichbar.
Mit vier Mitarbeiterinnen kümmert sie sich nun um das Wohl ihrer Kunden. Bestellungen entgegennehmen, ausliefern, Medizin verkaufen und Rezepturen selbst anmischen, eben alles, was zum Beruf eines Apothekers dazugehört. „Der ist sehr abwechslungsreich und anspruchsvoll“, beschreibt Barbara Lüdeke und gesteht, den Kontakt zu den Menschen zu lieben.
Wenige Änderungen vorgenommen
Der Ladentisch, hinter dem sie dabei steht, gehört ebenfalls noch zum alten Inventar. Obwohl, einige Änderungen hat es doch gegeben. „Die Heizung wurde in den 20er Jahren eingebaut, da mussten ein paar Schränke raus und neue rein“, zeigt die Inhaberin auf einen damals neu eingebauten Spiegel, hinter dem sich weitere Schublädchen verbergen. „Und auch der Tisch ging bis nach vorne. Früher war die Rezeptur im Schaufensterbereich“, zeigt die Apothekerin auf die Ecke, in der einst die Medizin angemischt wurde. „Das haben wir jetzt nach hinten verlegt.“ Doch die alten Aufbauten gebe es alle noch. Die lagern auf dem Boden. Denn wirklich trennen kann sich die Apotheken-Chefin nicht von ihnen.
So lange es geht, will sie den nostalgischen Charme ihrer Apotheke erhalten. Ob die einmal in der Familie bleibt? Das wird sich zeigen. Zumindest theoretisch könnte das klappen. Denn Barbara Lüdekes Tochter gehört zu ihrem Team. „Sie ist zwar jetzt in Elternzeit, aber sonst arbeitet sie auch hier in der Apotheke“, erzählt die Inhaberin.
In der Zwischenzeit breitet ein stolz dreinblickender Adler seine hölzernen Schwingen aus. Direkt über der Eingangstür der Apotheke und begrüßt die hereinkommenden Gäste. (mz)