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Kommentar Kommentar: Amt entscheidet unsensibel

Von Kerstin Beier 19.06.2020, 15:22

Man stelle sich vor: Das eigene Kind war ein Jahr lang im Ausland. Jetzt ist es endlich zurück und geht vorsorglich für 14 Tage in Quarantäne. Soweit ist noch alles klar.

Dass die Mutter, die mit dem Rückkehrer unter einem Dach lebt, von der Quarantäne ausgenommen ist und als Zahnarzthelferin weiterarbeiten soll, ist dagegen unverständlich. Ja, es ist lebensfremd anzunehmen, dass eine Mutter ihr Kind nach einem Jahr nicht in den Arm nimmt, nicht mit ihm an einem Tisch sitzt, um sich auszutauschen und gemeinsam zu essen. Das alles wäre möglich, wenn beide gemeinsam für zwei Wochen isoliert würden. Das ist nicht schön, aber immer noch besser als ein Zustand, wie er den Behörden vorschwebt: Der Sohn in einem Zimmer, die Mutter im anderen. Der Sohn bleibt zuhause, die Mutter geht zur Arbeit. Noch dazu in eine Arztpraxis. Was soll das?!

Der Landkreis pocht auf Verordnungen und Bestimmungen, auf rechtliche Grundlagen. Aber hier geht es ja nicht um jemanden, der sich gegen die Quarantäne wehrt. Im Gegenteil. Es wäre schnell Konsens zu erzielen, und unnötiges Risiko wäre zu vermeiden - für alle Seiten.

Dass sich Eileen Richter in Absprache mit ihrer Chefin nun selbst in Quarantäne geschickt hat, ist letztlich eine pragmatische Lösung.

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