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Knoblauch-Orgel wartet auf Einsatz

Von Regine Lotzmann 17.10.2006, 16:54

Friedrichsaue/MZ. - Auf einer ebenfalls mit Gold umrandeten Sonnenblume steht der Name des Hallenser Orgelbauers Karl von Knoblauch, der das Instrument 1808 erschaffen hat.

"Experten loben, dass es eine besonders interessante Orgel ist", erklärt Gerhard Witte vom Gemeindekirchenrat, dessen Frau Christa in der Kirche Küsterdienste versieht. Und so hat der Friedrichsauer in alten Unterlagen gekramt. "1888 gab es die erste Orgelreparatur", zitiert er die historischen Aufzeichnungen. "2001 war die letzte grundhafte Sanierung." In Kriegszeiten waren die aus Metall bestehenden Orgelpfeifen eingeschmolzen worden. Im Prospekt klafften deshalb lange Zeit große Lücken, die erst jetzt wieder mit zinnernen Pfeifen aufgefüllt werden konnten. Windanlage und Spieltisch wurden gereinigt. Der Halberstädter Orgelbauer Reinhard Hüfken hatte gelötet, ausgebeult und ersetzt.

"Nun sind wieder alle Register bespielbar", freut sich Gerhard Witte. "Und es hört sich wirklich gut an", findet die Schadelebenerin Ilse Diederichs, die ebenfalls im Gemeindekirchenrat aktiv ist, da die Kirchengemeinde Friedrichsaue schon seit langen Zeiten zu Schadeleben gehört. "Eine junge Frau aus dem Ort spielt die Orgel ab und zu", erzählt Christa Witte, bedauert aber, dass das schöne Instrument nicht öfters zu hören ist.

Vor allem, da es eigentlich gar nicht so selbstverständlich ist, dass die Friedrichsauer ihre Orgel noch haben. "Das Instrument sollte zu DDR-Zeiten zweimal verkauft, sogar die Kirche aufgegeben werden", erinnert sich Gerhard Witte. "Meine Mutter hat hier Küsterdienste versehen und machte sich gegen den Verkauf stark, auch der Gemeindekirchenrat stimmte dagegen", erzählt der Christ. Und so sammelte seine Mutter Geld, um das Gotteshaus sanieren lassen zu können. Rund 4 000 Ost-Mark kamen damals zusammen. Davon wurde die Kirche neu angeputzt. Und natürlich fehlte es nicht an weiterem Engagement: Die Vorarbeiten - das Abklopfen des alten Putzes - übernahmen der damalige Pfarrer und seine Konfirmanden. Auch das Dach wurde in den 80er Jahren neu eingedeckt, der Glockenturm bekam eine neue Schieferhaube. Damit war die kleine Kirche gerettet.

2003 musste jedoch der gesamte Dachstuhl erneut saniert werden, weil er vom Schwamm befallen, die Balkenköpfe durchgefault waren. "Auch die Winterkirche, die sich auf einer Empore befindet, wurde von Spendengeldern in Ordnung gebracht", zählt Christa Witte weiter auf. Jetzt fehlt nur noch die Sanierung der Kirchenfenster auf der Südseite. Die auf der Nordseite wurden nämlich mit Hilfe von Spendengeldern erst vor zwei Jahren repariert.

"Nun ist die Kirche in einem guten Zustand", findet Ilse Diederichs. "Alles ist jetzt betriebsbereit", nickt Christa Witte, "es fehlt nur noch ein Orgelspieler."