Kino Quedlinburg Kino Quedlinburg: Zauberlehrling in der Camera
Quedlinburg/MZ. - Harry Potter macht''s möglich: Mit dem bundesweiten Kino-Start der opulenten Bestseller-Verfilmung öffnen sich am Donnerstag auch wieder die Türen der Quedlinburger Camera-Lichtspiele. In letzter Minute fand die Mata Hari GmbH, der das Filmtheater gehört, jenen Kinomann, der angesichts des 300 Millionen Mark teuren Leinwand-Events die Neueröffnung der "Camera" riskieren will. Denn kein anderer Premieren-Tag schien den Mata Hari-Managern für die Wiederbelebung des toten Hauses so geeignet, wie das Kino-Debüt des legendären Zauberlehrlings, bei dem auch in Quedlinburg die Kassen klingeln sollen. Statt des ursprünglich avisierten Jung-Quedlinburgers (die MZ berichtete) wurde nun ein alter Kino-Hase engagiert, der - obwohl inzwischen am Rande von Hamburg lebend - die ostdeutsche Kino-Provinz bestens kennt.
Reinhard Klietz ist Geschäftsführer der Norderstedter Firma Hanse-Film, eines Multimedia-Unternehmens, das auch Videos produziert und Filmkopien transportiert. Als Rollen-Lieferant lernte Klietz auch die Mata-Hari-Kinos kennen, das Wolfener wollte er sogar einmal kaufen. In diesem Musentempel hatte er 1967 seinen Filmvorführschein erworben. "Ich habe dieses Handwerk von der Pike auf gelernt", sagt Klietz, der im nahen Bitterfeld zum Kreisfilmstellen-Leiter avancierte und schließlich als "Stützpunkt-Leiter" für die Kino-Region zwischen Roßlau und Quedlinburg zuständig war.
Doch auch sein Vorgänger, der aus dem brandenburgischen Basdorf kam, konnte auf eine ähnliche DDR-Kino-Karriere verweisen - und scheiterte trotzdem als "Camera"-Pächter. Und so ist Klietz vorsichtig. Er mache keine Versprechungen, wolle abwarten, ob sich das Wagnis lohnt. In dem Moment, in dem er "Geld mitbringen muss", um den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten, "ist Schluss". Trotz der geschäftlichen Risiken werde er die Eintrittspreise "der Verdienstsituation anpassen" und deutlich weniger verlangen als die Halberstädter "Zuckerfabrik". Den Haupteingang könne er, so Klietz, allerdings vorerst nicht öffnen, da es noch keine entsprechende Übereinkunft mit dem Eigentümer des Vorderhauses gebe.
"Alle ehemaligen Camera-Mitarbeiter, die bereit sind, in Quedlinburg wieder Kino zu machen, sind herzlich willkommen", kündigt Klietz an. Denn er wolle sich keinesfalls an der Bode niederlassen. Seinen Plan, "Harry Potter und der Stein der Weisen" mit mobiler Vorführtechnik auch nach Thale zu bringen, wird Klietz begraben müssen. Denn der kleine Zauberlehrling wird auch das Thalenser Central-Theater aus dem Dornröschen-Schlaf erwecken, wie die MZ erfuhr.