Atemwegserkrankung Kinder häufiger betroffen: Zahl der Keuchhusten-Erkrankten im Salzlandkreis stark gestiegen
Auch im Salzlandkreis sind die Keuchhusten-Fallzahlen, wie in ganz Sachsen-Anhalt, seit 2023 stark angestiegen. Wie der Landkreis die aktuelle Lage einschätzt.
Salzlandkreis/MZ - Die Zahl der Keuchhusten-Patienten nimmt zu, in Sachsen-Anhalt wurden besonders viele Fälle gemeldet. Laut Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) seien in Sachsen-Anhalt bis Mitte Juni 239 Fälle registriert worden, im gleichen Zeitraum 2023 waren es 127 gewesen.
Wird ein Anstieg der Fälle auch im Salzlandkreis registriert? Landkreissprecher Marko Jeschor teilt mit, dass der Fachdienst Gesundheit in diesem Jahr bisher 63 Fälle (Stand 13. August) registriert habe. Zum Vergleich: 2023 waren es insgesamt 164 und 2022 lediglich 28. Bisher lasse sich im Landkreis aber noch keine klare Tendenz für 2024 erkennen.
Starker Anstieg 2023
Erkennbar ist allerdings, dass es 2023 einen starken Anstieg der Zahlen gegeben hat. Beim Fachdienst Gesundheit des Salzlandkreises sind die Gründe klar: „2022 war geprägt von den Corona-Schutzmaßnahmen. Das Tragen von Schutzmasken gehörte für viele Bürger dazu. Dadurch konnten sich Atemwegsinfektionen wie Keuchhusten schwerer verbreiten. 2023 wurden die Schutzmaßnahmen dann sukzessiv zurückgenommen. Dadurch konnten sich Atemwegserreger wieder vermehrt verbreiten“, so Jeschor. Hinzu kämen Impflücken, gibt das RKI als weiteren Grund an.
Am häufigsten betroffen seien laut Angabe des Salzlandkreises Kinder und Schüler in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas und Schulen. „Das liegt unter anderem an den teils noch nicht vollständig ausgebildeten Immunsystemen, an dem geringen Hygieneverständnis im Kindesalter und an der Tatsache, dass sich in den Einrichtungen eine erhöhte Anzahl an Menschen in einem geschlossenen Raum und über einen längeren Zeitraum aufhält“, so Jeschor.
Ansteckung durch Tröpfcheninfektion
Keuchhusten wird durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht. Zweifelsfrei nachweisen lässt sich der Krankheitserreger durch einen Nasen-Rachen-Abstrich und eine Blutuntersuchung. Die Ansteckung mit Keuchhusten erfolgt durch Tröpfcheninfektion, hauptsächlich beim Niesen, Husten oder Sprechen. Die Ansteckungsfähigkeit ist in den ersten beiden Wochen der Infektion besonders hoch und kann bis zu fünf Wochen nach Krankheitsbeginn anhalten.
Keuchhusten verläuft nach Angaben des RKI bei Ungeimpften in drei Stadien: In den ersten ein bis zwei Wochen gleicht er einer starken Erkältung mit leichtem Fieber. In dieser Zeit sind die Infizierten am ansteckendsten. Danach beginne die sogenannte Anfallphase, mit krampfartigen Hustenanfällen und keuchenden Geräuschen beim Einatmen. Kinder müssten sich nach einer Hustenattacke oft übergeben. In der dritten Phase klingen die Symptome ab. Das kann bis zu zehn Wochen dauern.
Bei zehn Prozent zusätzlich Lungenentzündung
Die häufigste Komplikation bei Keuchhusten sei eine Lungenentzündung. Bis zu zehn Prozent der erkrankten Säuglinge und älteren Menschen seien davon betroffen. Andere mögliche Komplikationen seien unter anderem Nasennebenhöhlen- und Ohrenentzündungen, Inkontinenz sowie Leisten- und Rippenbrüche bei besonders starken Hustenanfällen.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt für alle Kinder und Säuglinge die Impfung, die in Form von drei Dosen – in der Regel als Dreifach-Impfstoff gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten – im ersten Lebensjahr verabreicht werde. Damit die Immunität anhält, muss die Impfung später aufgefrischt werden.