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Karnevalist aus Leidenschaft Karnevalist aus Leidenschaft: Ordensbruder Hans-Ulrich Lotz

Von Kerstin Beier 25.04.2017, 11:55
Hans-Ulrich Lotz inmitten seiner Sammlung.
Hans-Ulrich Lotz inmitten seiner Sammlung. Frank Gehrmann

Aschersleben - Wenn Hans-Ulrich Lotz in seinem Arbeitszimmer Staub wischt, dann braucht er dafür volle vier Tage. An Wänden, in Schränken und auf Regalen ist kaum noch ein Fitzelchen Platz.

Jeder Quadratzentimeter ist belegt und behängt mit gegenständlichen Erinnerungen des 66-Jährigen, dessen Herz seit fast 50 Jahren für den Ascherslebener Fasching schlägt.

Erste Prunksitzung des Vereins als Zuschauer erlebt

Er war ein ganz junger Mann, als ihn sein Freund Schorsch Pikos für die Gründung eines Faschingsvereins gewinnen wollte. Die erste Prunksitzung des neuen Vereins erlebte er noch als Zuschauer.

Doch schon in der zweiten Session war er mit dabei: Anfangs wegen der hübschen Mädchen mit Strumpfbändern und Strapsen, sehr bald aber aus echter Überzeugung. „Es macht richtig Spaß, anderen Menschen Freude und ein paar unbeschwerte Stunden zu bereiten“, sagt er.

Wenn der Aschersleber Carneval Club (ACC) in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert, dann hat Hans-Ulrich Lotz das Wohl und Wehe der bunten Truppe fast die ganze Zeit über mitgeprägt: als Teil des Elferrates, als Prinz, als Zeremonienmeister und im Vorstand.

Fünf Jahre lang Vorsitzender des ACC

Von 1995 bis 2000 war er Vorsitzender des ACC, bis er sich aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. In seiner aktiven Zeit hat sich einiges angesammelt an Karnevals-Devotionalien, allein 850 unterschiedliche Faschingsorden nennt er sein eigen.

Zu den eigenen und denen aus Aschersleben und Umgebung kommen viele aus der Karnevalshochburg Köln, zu der der Verein und auch er persönlich gute Kontakte pflegt. Keine Session in Köln findet ohne ihn, einen der Senatoren der Kölner Karnevalsgesellschaft, statt.

Auf und in den Schränken finden sich Ehrenteller mit Motiven der ersten Umzüge, Fotos erzählen von wichtigen Ereignissen der Faschings-Geschichte.

Pappkopf hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel

Besonders auffällig thront ein riesiger Kopf aus Pappmaschee über der Szenerie und schaut freundlich auf das Sammelsurium.

„Der hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel“, sagt Lotz. Seine große Zeit hatte der Schusterjunge als Mittelpunkt der Schaufensterdekoration im Schreibwarenladen auf dem Tie - jeweils zur Faschingszeit.

Irgendwann wollte der Inhaber den große Kopf loswerden, Lotz übernahm ihn. In den 50er Jahren war er sogar noch Teil der großen Faschingsumzüge. „Doch da hat er unter Regen und Sonne ganz schön gelitten“, lacht Hans-Ulrich Lotz und freut sich, dass der Schusterjunge bei ihm sein Altenteil genießen kann.

All die Figuren, die das Zimmer außerdem noch beherrschen, haben dagegen nichts mit Fasching zu tun, sondern erzählen von der zweiten großen Leidenschaft des bekennenden Narren. Von Jugend an interessiert sich Hans-Ulrich Lotz für Geschichte. Mit den Figuren könnte er wichtige Ereignisse wie die dritten Kreuzzüge problemlos „nachstellen“. (mz)