Jürgen Grzega im Ruhestand Jürgen Grzega im Ruhestand: In geborgten Socken

aschersleben/MZ - Dafür, dass er an seinem letzten Arbeitstag keinen wollte, ist es doch ein ziemlicher Rummel geworden. Die Kollegen im Ordnungsamt hatten das Büro von Amtsleiter Jürgen Grzega völlig neu ausgestattet mit Fotos und jeder Menge Anspielungen auf den Ruhestand. Und als der Strom derer, die ihm dafür alles Gute wünschen wollten, gar nicht abreißen wollte, da ließ der sonst so harte Hund doch die ein oder andere Gefühlsregung erkennen.
Ein paar Studentenblumen vor einem Haus in der Aschersleber Worthstraße gerieten zunächst zum Ärgernis, später zur Kraftprobe und schließlich zur Posse, die in Aschersleben für Kopfschütteln sorgte. „Das hat mich wirklich geärgert“, sagt Jürgen Grzega heute. Die Sache sei nicht richtig dargestellt worden. Der Streit um die Blumen endete schließlich damit, dass sie ausgegraben und verschenkt wurden.
Legendär sind die Auftritte von Jürgen Grzega als Auktionator. Zugunsten der Aktion Knochenmarkspende und in Zusammenarbeit mit der MZ und vielen Partnern wurden in Abständen nicht abgeholte Fundsachen versteigert. Dabei wechselten Fahrräder, Sporttaschen, elektronische Geräte und vieles mehr den Besitzer. Die Auktionen fanden auch wegen der unterhaltsamen Art des Mannes mit dem Hammer viel Publikum.
23 Jahre als Ordnungsamtsleiter
Wer 23 Jahre als Ordnungsamtsleiter bei der Stadt ist, der ist nicht nur ein harter, sondern vor allem ein bekannter Hund. Einer, bei dem die Leute in der Fußgängerzone vom Fahrrad steigen, wenn er um die Ecke kommt. Und einer, der sich beileibe nicht nur Freunde gemacht hat. Doch neben den verhassten Knöllchen für Falschparker, die natürlich in sein Ressort fallen, sind es auch andere Bereiche, die er als Chef von 18 Mitarbeitern zu verantworten hatte: Das fängt bei der Arbeit der freiwilligen Feuerwehren an, geht weiter über die Absicherung von großen Events, die Organisation des Weihnachtsmarktes und hört bei der Durchsetzung von Ordnung und Sauberkeit in der Stadt noch längst nicht auf. „Die Vielfalt war das Interessante, und ich habe die Arbeit wirklich sehr gern gemacht“, so der 64-Jährige, für den sich der Arbeitsumfang mit dem Dazukommen der Ortsteile noch einmal vergrößert hat. Eine der letzten, schwierigen Aufgaben war der Umbau der Feuerwehren nach einer Risikoanalyse, der mit Schmerzen für die betroffenen Wehren einhergegangen ist. Doch inzwischen sei alles in guten Bahnen, sagt Grzega.
Große Herausforderungen
Große Events, wie Stadtjubiläum, Sachsen-Anhalt-Tag und Landesgartenschau, aber auch Unwetterereignisse, wie das vom vergangenen Sommer, stellten ihn und seine Leute vor ziemliche Herausforderungen. Und mit den Jahren habe er gelernt, ungerechtfertigte Kritik, die aus persönlicher Verärgerung entsteht, nicht persönlich zu nehmen. Unter den Gästen, die sich am Freitag im Rathaus die Klinke in die Hand gaben, war neben vielen Kollegen und Feuerwehrleuten auch der Klein Schierstedter Ortsbürgermeister Klaus Jürgen Herrmann. Er erinnert sich besonders an eine Begebenheit bei einem Hochwasserereignis in seinem Ortsteil. Der Amtsleiter war vor Ort, kam von trockenem Terrain ab und landete knietief im Wasser. Zeit, die Klamotten zu wechseln, blieb nicht. Also half Herrmann kurzerhand mit Socken aus, die Feuerwehr verborgte ein Paar Gummistiefel.
Untätig will Jürgen Grzega auch im Ruhestand nicht bleiben. Ein wenig arbeiten möchte der Westdorfer noch im IT-Bereich. Auch seinem alten, einst aktiv betriebenen Sport, dem Fußball, wird er wieder nachgehen. Soweit der Körper das mitmacht, fügt er hinzu. Seine Frau wird noch ein Jahr arbeiten, bevor auch sie das Arbeitsleben hinter sich lässt. Und danach wollen beide etwas sehen von der großen weiten Welt.