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Geschichte des Junkers-Werks Junkers-Werk Aschersleben: Film Metallene Schwingen beschreibt die Flugzeug-Produktion ab 1935

Von Christiane Rasch 19.02.2018, 10:25
Ronny Reitzig (vorne links) war im Kino in Aschersleben von dem großen Interesse an dem Ufa-Film Produktion überrascht.
Ronny Reitzig (vorne links) war im Kino in Aschersleben von dem großen Interesse an dem Ufa-Film Produktion überrascht. Frank Gehrmann

Aschersleben - Jeder einzelne Platz ist besetzt, als am Samstagnachmittag erstmals seit 80 Jahren wieder die Ufa-Produktion „Metallene Schwingen“ im Ascherslebener Kino gezeigt wird. Doch bevor die Vorführung des 1937/38 entstandenen Films über die Junkerswerke beginnt, richtet sich Heimatgeschichtler Ronny Reitzig an das Publikum. Er weist darauf hin, dass die Aufnahmen kritisch zu betrachten sind. „Der Film ist nicht frei von Propaganda“, so Reitzig, der ihn im Deutschen Filmarchiv Babelsberg gefunden hat.

Ein Grund, weshalb der Ascherslebener unsicher war, ob „Metallene Schwingen“ nun überhaupt öffentlich gezeigt werden sollte. Das riesige Interesse allerdings zeige ihm, dass es die richtige Entscheidung gewesen sei: Innerhalb weniger Tage waren alle Karten für die zwei Vorführungen ausverkauft.

Kinokarten waren in wenigen Tagen ausverkauft

Die Besonderheit der Aufnahmen steht für Reiner Mühle außer Frage. In einem Kurzvortrag zur geschichtlichen Einordnung des Films, sagt der Heimatforscher, dass die Aufnahmen nicht nur einen Eindruck davon vermittelt, wie die damals hochmoderne Produktionsstätte auf dem Gebiet Junkersfeld ausgesehen hat - dort, wo zu Kriegszeiten rund 6.500 Menschen, darunter auch Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge, gearbeitet haben. Beeindruckend sei darüber hinaus, dass es überhaupt Filmaufnahmen davon gebe. Denn: „Es war eine Rüstungsproduktion“, so Mühle.

Kampfflugzeuge Ju52, Ju86 und Ju87 wurden hergestellt

Im Mittelpunkt des Film steht die Herstellung der Kampfflugzeuge Ju52, Ju86 und Ju87. In beeindruckenden Detailaufnahmen kann der Zuschauer nahezu jeden Produktionsschritt nachverfolgen: Angefangen bei der Anlieferung der Rohstoffe im Junkerswerk Dessau, die in den Werken vor der Verarbeitung zuerst geprüft wurden.

In den Werkshallen am Ascherslebener Junkersfeld wurden anschließend Einzelteile gefertigt und zu Rümpfen zusammengebaut. Auch die Zweigwerke in Halberstadt, wo der Bau von Großbauteilen wie Tragflächen stattfand, sowie die Motorenherstellung in Köthen und Magdeburg werden dargestellt. Bis hin zum finalen Zusammensetzen aller Bestandteile in Dessau und dem gewollt heroisch anmutenden Aufreihen der fertigen Kampfflugzeuge vor den Werkshallen.

Hildegard Ramdohr arbeitete in der Verwaltung

Von den Aufnahmen überwältigt zeigt sich nach der Vorführung Zuschauerin Hildegard Ramdohr. Für die 92-Jährige war es ein besonderer Moment, denn von 1940 bis 1945 war sie in der Verwaltung der Junkerswerke angestellt. „Der Film war sehr aufregend“, sagt Ramdohr. „Obwohl ich die Zeit vor dem Krieg dort selbst nicht erlebt habe.“ Die Aufnahmen habe sie fast als expressionistisch empfunden, schließlich seien sie als Werbefilm für die Rüstungsproduktion entstanden.

Trotz Propaganda halte sie es für wichtig, den Film zu zeigen, um den Menschen vor Augen zu führen, was zu Kriegszeiten in Aschersleben los gewesen sei und wie viel Geld für Kriege ausgegeben wurde und wird.

Anlagen gingen als Reparation in die Sowjetunion

Auch bei anderen Kinobesuchern hinterließ der Film einen bleibenden Eindruck. So sagt ein Zuschauer im anschließenden Gespräch, dass ihn die hoch entwickelte Technik beeindruckt habe. Ein anderer fragt, wo diese nach dem Krieg geblieben sei. Das meiste davon, erklärt Reitzig, sei nach dem Abzug der Amerikaner und im Zuge von Reparationszahlungen der sowjetischen Besatzungsmacht 1946 nach Kiew gebracht worden. Kurz zuvor hätten jedoch auch Plünderungen durch Ascherslebener stattgefunden. „Viele haben noch Bohrmaschinen oder Schraubstöcke von Junkers zu Hause“, so der Heimatgeschichtler.

Eine weitere Vorführung des Films ist für den 13. Oktober geplant. (mz)