Junghennen in Winningen Junghennen in Winningen: Wimex will bis zu 60.000 Tiere halten
Winningen - Seit fast einem Jahr wissen die meisten Bürger in Winningen schon, dass es demnächst noch mehr Hühner im Ort geben soll. Die Wimex Agrarprodukte Import und Export GmbH aus Köthen will ihre bereits bestehende Aufzuchtanlage für Junghennen am Ortsrand noch einmal kräftig erweitern. Bis zu 60.000 Tiere sollen nach den Plänen dann dort gehalten werden können. Dagegen formiert sich jetzt Widerstand. Allerdings nicht im Ort selbst. Der scheint sich in der Hähnchendebatte ziemlich einig zu sein.
Das Bündnis Tierfabriken-Widerstand ruft laut einer Mitteilung dazu auf, gegen das Vorhaben in Winningen vorzugehen. Die Mitglieder sprechen einerseits von einer nicht artgerechten Haltung der Tiere. In solchen Anlagen könnten Hühner keine stabile Sozialstruktur aufbauen und würden deshalb zum Kannibalismus neigen. Außerdem werde die Umwelt etwa durch Verschmutzung des Grundwassers, Gestank und multiresistente Keime belastet, hieß es. Das Bündnis sieht sich als Zusammenschluss von Menschen, die sich gegen den Bau neuer Anlagen in Ostdeutschland einsetzen. Ziel ist laut eigener Internetseite, ein weiteres Wachstum der Tierindustrie zu bremsen.
Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass solche Vorhaben bekämpft werden. Schlagzeilen machte Mitte vergangenen Jahres unter anderem der Widerstand gegen die geplante Legehennen-Anlage bei Schackenthal. Dort soll eine Anlage für etwa 450.000 Tiere gebaut werden. Pläne eines Schlachthofs bei Bernburg sowie einer Legehennen-Anlage in Cochstedt verschwanden nach Protesten von Bürgern wieder in der Schublade (die MZ berichtete). Auch die Landespolitik beschäftigt sich derzeit verstärkt mit der Massentierhaltung.
Winningens Ortsbürgermeister Axel Pich will von einer Belastung der Bürger jedoch nicht sprechen. „Das ist bisher erträglich.“ Pich selbst wohnt in der Nähe der Ställe. Dort, wo die Firma bereits seit etlichen Jahren etwa 20.000 Junghennen aufzieht. Probleme, so der Ortsbürgermeister, habe es bislang keine mit dem Geflügelproduzenten gegeben. Auch deshalb hält Pich nichts von diesem Aktionismus des Bündnisses. „Es darf keinen Widerstand um des Widerstands willen geben.“ Wenn, dann sollten die Tierschützer mit den Betroffenen selbst sprechen.
Was der Sprecher des Umweltministeriums in Magdeburg dazu sagt und um was für Tiere es sich laut Wimex-Betriebsleiter Claus Möllmann handelt, lesen Sie auf der nächsten Seite.
Auch im Umweltministerium in Magdeburg hat man wenig Verständnis für solch pauschale Verurteilung der vermeintlichen Tierschützer. Ministeriumssprecher Detlef Thiel sagte: „Größe sagt nichts über die Qualität der Haltung aus.“ Entscheidend sei vielmehr, dass die strengen gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.
Laut Wimex-Betriebsleiter Claus Möllmann sollen für die Erweiterung ehemalige Rinderställe am Ortsrand ausgebaut werden. Dort sollen in einem automatischen Verfahren Hähne und Hennen gemeinsam bis zur 20. Lebenswoche auf dem Boden gehalten werden. „Danach werden sie verkauft“, so Möllmann. Bis dahin sollen sie sich vermehren. Der Betriebsleiter betont, dass es sich bei den Tieren nicht um Masthähnchen handelt, die später in irgendeiner Form auf dem Teller landen. „Das sind wertvolle Vermehrungstiere.“ Auch die Anzahl der geplanten Tiere sei durchaus üblich. Und tatsächlich: Laut Landesverwaltungsamt gab es nach jüngsten Erhebungen von 2012 landesweit knapp 20 Anlagen mit mehr als 40.000 Junghennen.
Über die Pläne hatte die Firma bereits vor etwa anderthalb Jahren sowohl die Stadtverwaltung von Aschersleben als auch den Ortschaftsrat informiert. Im vergangenen Februar reichte der Geflügelproduzent dann die ersten Anträge beim zuständigen Landesverwaltungsamt ein. Derzeit lasse man noch weitere Gutachten - unter anderem zur Umweltverträglichkeit - erstellen, so Möllmann. Der Betriebsleiter hofft, dass spätestens in etwa zwei Jahren der Baubeginn erfolgen kann.
Das allerdings hängt davon ab, ob und wie viele berechtigte Einwände es gegen das Vorhaben gibt. Denn sobald der Aufsichtsbehörde alle notwendigen Unterlagen vorliegen, sollen die Pläne öffentlich ausgelegt werden. Spätestens dann könnte die Hähnchendebatte in der Region erneut losbrechen. Der Betriebsleiter verspricht: „Wir setzen uns mit allen auseinander.“ Es müsse jedoch immer fair und offen zugehen. (mz)