Jugendherberge Thale Jugendherberge Thale: Rettung in letzter Minute?
Thale/MZ. - Seit fünf Monaten lebt die Thalenser Jugendherberge in einem Ausnahmezustand, der nicht nur an den Nerven der 16 Mitarbeiter zehrt, sondern auch die Gesundheit der monatlich 4 000 Gäste und die Erfolgsbilanz des Hauses gefährdet:
Anfang Januar kam es unterhalb der 800 Meter langen Zufahrtsstraße zu einem großflächigen Hangrutsch. Die Bruchkante liegt 50 Zentimeter neben dem Fahrbahnrand. Da es sich um einen Stufenbruch handele und die Wasser-Austrittsstelle acht Meter unter der Straße liege, sei die Gefahr der Unterspülung und weiterer "Nachbrechungen" groß, bestätigte Manfred Quensel, Sachbearbeiter Tiefbau des Thalenser Baumamtes.
"Es wird immer schlimmer, mit jedem Regen", weiß Kerstin Krause, die mit ihrem Mann die Herberge leitet und inzwischen das Schlimmste befürchtet. Bisher habe sich die Verwaltung nur gezwungen gesehen, die Tonnage der Fahrzeuge drastisch einzuschränken, um die Straße zu schonen. Komme es zur Sperrung, stehe die Herberge vor dem Exitus.
Deshalb mobilisierte Kerstin Krause jetzt die Öffentlichkeit: Gemeinsam mit dem Eigentümer der benachbarten Pension "Kleiner Waldkater" schilderte sie dem Bau- und Verkehrsausschuss die prekäre Situation. Wochenlang stoppten sämtliche Lieferfahrzeuge ihre Fahrt am Taleingang, die Belegschaft musste die Fracht dann mit ihren Privat-Pkw im Pendelverkehr weiter transportieren. Als Heizöl-Mangel den Herbergsbetrieb gefährdete, erhielten Öl-Transporter eine erste Sondergenehmigung. Die gibt es inzwischen auch für andere Lieferanten - bis auf Widerruf und mit der Auflage, die Last weitgehend zu minimieren. Busse dürfen das Haus ohnehin nicht mehr anfahren.
Noch im Januar habe Bürgermeister Thomas Balcerowski zugesichert, dass die Hang-Stabilisierung beginne, sobald der Frost aus dem Boden sei. Die Kosten wurden mit 5 000 bis 6 000 Euro angegeben. "Dann war der Frost aus dem Boden - und der Hang rutschte nach", erinnert sich Kerstin Krause. "Die Herbst-Niederschläge wird der Hang nicht mehr aushalten", befürchtet sie. Doch eine Sanierung bis zu diesem Zeitpunkt ist schon aus finanziellen Gründen ungewiss, erfuhr die Herbergsmutter im Bauamt. "Da traf mich fast der Schlag", gestand Frau Krause. CDU-Fraktionschef Wolfgang Querfurth bezeichnete die Lage als "erschütternd". Sein Fazit: "Da muss ganz schnell gehandelt werden." Ausschuss-Chef Martin Hödt war nach einer Ortsbesichtigung "sehr erschrocken". Inzwischen hat Kerstin Krause auch den Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerkes um Hilfe gebeten, der wiederum das sachsen-anhaltische Bau- und Verkehrsministerium einschalten will.