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Jugend debattiert Jugend debattiert: Ascherslebener Schüler wird Zweiter beim Landesausscheid

Von thorsten köhler 15.05.2014, 17:09
Nicolas Kretschmann holte den zweiten Platz beim Landesausscheid „Jugend debattiert“.
Nicolas Kretschmann holte den zweiten Platz beim Landesausscheid „Jugend debattiert“. frank gehrmann Lizenz

aschersleben/MZ - Nicolas Kretschmann ist ein Jugendlicher mit ausgeprägtem politischem Interesse. Damit unterscheidet sich der 17-Jährige von einem Großteil seiner Alterskameraden. Und er redet zudem auch gern. Damit ist es bis zum Debattieren nicht mehr weit.

Und genau das hat der Elftklässler des Gymnasiums Stephaneum in Aschersleben auch getan - mit Erfolg. Denn er hat beim Landesausscheid „Jugend debattiert“ in Magdeburg in der Jahrgangsstufe 2 (zehnte bis 13. Klasse) den zweiten Platz belegt und vertritt das Land Sachsen-Anhalt damit bei der Qualifikation zur Bundesebene in der Hauptstadt Berlin.

Arbeitsgemeinschaft unterstützt die Teilnehmer

Zunächst musste der Stephaneer zwei Vorrundendebatten überstehen. „Die Themen bekommt jeder Teilnehmer zehn Tage vorher zugestellt und kann sich dann vorbereiten. Allerdings weiß zu diesem Zeitpunkt noch niemand, ob er auf der Pro- oder Kontra-Seite steht. Das erfährt man erst zehn Minuten vorher“, erklärt er das Prozedere.

Neben der Recherche im Internet erhielt Nicolas Kretschmann auch Unterstützung von der Arbeitsgemeinschaft „Jugend debattiert“. Sie wird von Jason Rothe geleitet, der selbst schon Landessieger in diesem Wettbewerb war. „Ich bin seit zwei Jahren in der AG und habe dort sehr viel dazugelernt. Ich wurde sehr gut vorbereitet“, blickt er zurück.

Mit dem Finalthema „Soll bei Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt die 5-Prozent-Hürde auf drei Prozent abgesenkt werden?“ überzeugte er die Jury mit sachlichen Argumenten und musste nur Benjamin Hilprecht vom Dr.-Frank-Gymnasium Staßfurt den Vortritt lassen.

Jugend debattiert ist ein in Deutschland bundesweit ausgerichteter Schülerwettbewerb im Debattieren. Mit einem Etat von rund 15 Millionen Euro seit dem bundesweiten Start 2002 ist Jugend debattiert das größte privat-öffentlich finanzierte Projekt zur sprachlichen und politischen Bildung in Deutschland.

Teilnehmen können Schüler der Sekundarstufe I (8. und 9.Klasse) und der Sekundarstufe II (10. bis13. Klasse) an Schulen, die einem Jugend-debattiert-Regionalverbund angehören.

Jugend debattiert beginnt in der Schule mit einer Unterrichtsreihe zur Vorbereitung auf den Wettbewerb. Der Wettbewerb hat mehrere Stufen: Zunächst werden die jeweils zwei Besten der beiden Sekundarstufen in einem internen Schulwettbewerb ermittelt, diese vier nehmen am Regionalverbundwettbewerb teil, wo sie gegen die Besten anderer Schulen antreten.

Die vier Besten der Regionalverbundwettbewerbe – zwei je Sekundarstufe – kommen in den Landeswettbewerb, auf den sie in einem mehrtägigen Rhetorikseminar vorbereitet werden. Die besten vier je Sekundarstufe bestreiten das Landesfinale. Für die zwei Besten je Sekundarstufe folgt der Bundeswettbewerb. Auf Bundesebene sind somit noch 64 Schüler im Wettbewerb.

In einer Debatte debattieren jeweils vier zu einem Thema, zu dem klar eine Pro- oder Kontra-Position übernommen werden muss (jeweils zwei Pro und zwei Kontra).

Vorbereitet wurde der Stephaneer wie die anderen Regionalsieger zudem während eines dreitägigen Rhetorikseminars in Magdeburg. „Da habe ich viel mitgenommen. Wir lernten formale Regeln, rhetorische Fähigkeiten und auch ein entsprechendes Auftreten.“ So freut er sich auch schon auf das mehrtägige Seminar in Vorbereitung des Bundesfinales, das im Juni in Bayern stattfinden wird. „In Bayern warten sehr gute Trainer und Gäste auf uns. Da erhoffe ich mir einiges“, so der 17-Jährige.

„Der Bundeswettbewerb ist eine komplett andere Ebene, bei dem die besten Redner aufeinandertreffen. Ich muss meine Leistung abrufen, die ich in Magdeburg gezeigt habe, und das Bestmögliche geben. Dann werde ich sehen, ob es gereicht hat“, blickt Nicolas Kretschmann durchaus selbstbewusst schon nach vorn.

Berufswunsch Jura

„Ich habe durch das Debattieren nicht nur was für die Schule mitgenommen. Vieles kann auch im täglichen Leben angewendet werden“, unterstreicht der Ascherslebener, der nach dem Abitur gern Jura studieren möchte. „Das Reden macht mir ja Spaß und auch das Argumentieren“, begründet er seinen Berufswunsch. So sind dann auch Deutsch sowie Fremdsprachen seine Lieblingsfächer. Naturwissenschaften mag er dagegen nicht so sehr.

Das Debattieren schärft offenbar auch die Sinne und das Urteilsvermögen. „Ich höre mir Reden, nicht nur von Politikern, nun genauer an und achte darauf, was und wie es gesagt wird und schaue auch auf den Inhalt.“

So schätzte er auch den Auftritt der Spitzenkandidaten der Fraktionen, Parteien und Gruppierungen des Stadtrates beim Forum im Bestehornhaus, bei dem er eine Zeit lang Gast war, kurz ein: „Sie hatten eine hohe Sachkenntnis und wussten, worüber sie sprachen. Sie sind aufeinander eingegangen.“

AG hat Nachwuchssorgen

„Wir sind eine der wenigen Schulen im Salzlandkreis, die solch eine AG hat. Wir stellen fast jedes Jahr Sieger bei den Landesausscheiden“, betont Jason Rothe, der es positiv findet, dass die AG von Schülern geleitet wird. Hier werden nicht nur die Grundlagen für das Debattieren gelernt, sondern auch an Körpersprache, Rhetorik und der Stimme gefeilt.

„Ich hoffe, das Abschneiden von Nicolas ist Ansporn für unsere jüngeren AG-Mitglieder“, sagt der 17-jährige Jason Rothe. Denn die AG, deren Mitglieder sich jeden Freitag treffen, hat Nachwuchssorgen. „Es ist eine intensive Arbeit, die wir mit knapp zehn Leuten leisten. Aber es macht Spaß.“ Er wünscht Nicolas viel Erfolg. „Er kann klar strukturieren und seine Gedanken ordnen. Wenn er sein Redetalent umsetzt, kann er es weit bringen“, schätzt der AG-Leiter ein.