Joachim Steinemann Joachim Steinemann: Ein Kunsterzieher im Unruhestand
Quedlinburg/MZ. - Für den Kindergarten stiftet der Pädagoge selbst gefertigte Lehrmittel zum spielerischen Lernen. Acht mit Quedlinburger Motiven bemalte Schirme stellte Joachim Steinemann für die Finanzierung der "Flora" auf dem Bahnhofsvorplatz und die Turmspitze der Johanniskirche kostenlos zur Verfügung.
Noch heute ist er ständig bestrebt, sein hohes Wissen und künstlerisches Können weiterzugeben. So betreuen er und seine Frau Edith die Bewohner der Seniorenwohnanlage "Am Park" in der Quedlinburger Bahnhofstraße bei künstlerischen Arbeiten wie in der Seiden- und Glasmalerei, beim Figurenkneten mit Salzteig oder bei der Arbeit mit Naturmaterial.
Begonnen hat Joachim Steinemann seine pädagogische Arbeit nach einem kurzen Neulehrerkurs 1946 an der Bosseschule in Quedlinburg. Er musste damals alle Fächer unterrichten. In diesen Nachkriegsjahren entwickelt der immer voller Ideen steckende Lehrer im Auftrag des Schulrates die so genannte Ganzheitsmethode, nach der die Fächer Deutsch, Mathematik und Musik gemeinsam vermittelt werden. Und baut einen Schülerchor und eine Musikgruppe auf, trotz mangels an Notenpapier und Musikinstrumenten.
Weil er Musik und Kunst besser beherrschen will, absolvierte Steinemann ein Musiklehrerstudium und ein Hochschulstudium für Kunsterziehung. Ein mehrjähriges Fernstudium befähigt ihn zur Anwendung von audio-visuellen Unterrichtsmitteln. Zwischendurch spielte er oft in Halle mit dem Lehrerorchester neue Kompositionen für den Berliner Rundfunk. Der Lehrer aus Leidenschaft Joachim Steinemann unterrichtet von 1952 bis zu seinem 67. Lebensjahr am Quedlinburger Institut für Lehrerbildung.
Dass er ein guter und beliebter Lehrer war, zeigt, dass er immer wieder von seinen früheren Schülern und Studenten, die heute zum Teil selbst schon Rentner sind, zu den jährlichen Klassentreffen eingeladen wird. Immer noch ist der Kunsterzieher und Künstler im "Unruhestand" voller Ideen und Pläne, die er, gesundheitlich etwas angeschlagen, sogar auf dem Krankenbett zu Papier bringt.
Joachim Steinemann hält mit seiner Meinung in der Öffentlichkeit nicht zurück. Auch in der MZ ist sein Name unter so manchem Leserbrief zu finden, in denen er sich meist mit Ungerechtigkeiten gegenüber sozial Schwächeren kritisch auseinandersetzt. Seine jüngste Aktivität: Die Quedlinburg-Ausstellung anlässlich des Sachsen-Anhalt-Tages in Burg zu schmücken. Dafür hat er Bilder gemalt und gestiftet. So ist eben Joachim Steinemann.