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Nach Schiess-Insolvenz Insolventer Werkzeugmaschinenbauer soll im Herbst wieder produzieren: Rettung für Schiess in Aschersleben?

Von Harald Vopel 06.08.2019, 10:46
In den derzeit menschenleeren Hallen könnte noch in diesem Jahr wieder produziert werden.
In den derzeit menschenleeren Hallen könnte noch in diesem Jahr wieder produziert werden. Frank Gehrmann

Aschersleben - Während eines laufenden Insolvenzprozesses gebe man grundsätzlich keine näheren Auskünfte, so am Montag ein Sprecher der Insolvenzverwaltung auf MZ-Anfrage. Nur so viel: Die gegenwärtig 30 Mitarbeiter des Ascherslebener Maschinenbauers Schiess werden weiter bezahlt.

Außerdem sei man sehr zuversichtlich, dass die derzeitigen Verhandlungen mit einem potenziellen Käufer erfolgreich abgeschlossen werden können. Eine Vollzugsmeldung gäbe es allerdings noch nicht.

Ex-Verkaufsleiter Alain Reynvoet aus Belgien verbreitet die mögliche Rettung des Betriebs

Eine andere Quelle besagt, dass sich Investor und Insolvenzverwalter bereits vor einigen Tagen auf eine Absichtserklärung zur Weiterführung des Ascherslebener Maschinenbauunternehmens Schiess GmbH geeinigt hätten.

Das postete auf Facebook zumindest Alain Reynvoet, der ab 2016 der Chef des Bereichs Verkauf und Service bei Schiess Aschersleben war. Erst im vergangenen Monat sei er in sein Heimatland Belgien zurückgekehrt.

Vor einigen Tagen habe er in Aschersleben aber noch ein persönliches Gespräch mit beiden Seiten - Investor und Insolvenzverwalter - in Aschersleben geführt. Dabei sei ihm die Unterzeichnung der besagten Absichtserklärung nach erfolgreichen Verhandlungen bestätigt worden. Damit beginne der Übergang der Schiess GmbH in eine neue Organisation, so Reynvoet in seinem Post.

Der endgültige Übergang soll Ende Oktober stattfinden, teilte Ex-Verkaufsleiter Reynvoet mit

Und weiter heißt es darin: „Das wird aufgrund des verwaltungstechnischen Aufwands natürlich einige Zeit in Anspruch nehmen. Beide Parteien haben sich auf den 31. Oktober 2019 als Termin für den endgültigen Übergang geeinigt. Möglicherweise geschieht dies auch schon vor diesem Stichtag.“

Wer der potenzielle Käufer des derzeit noch insolventen Ascherslebener Unternehmens ist, das wollte Alain Reynvoet allerdings auch nicht verraten. Es handele sich jedenfalls um keinen deutschen Investor. Die Ascherslebener Maschinenbautradition werde aber fortgesetzt.

Der Mitteldeutschen Zeitung sagte Reynvoet am Montag, dass der neue Investor zwar auf dem Weltmarkt seit Jahren bekannt sei, in Deutschland aber offiziell noch eine Firma gründen müsse. Für ihn seien das gute Nachrichten.

Reynvoet: Der Investor ist auf dem Weltmarkt seit Jahren bekannt

Weitere gute Nachrichten wolle er allerdings den derzeit handelnden Akteuren überlassen, wenn die Verhandlungen endgültig abgeschlossen sein werden, und wenn die Produktion in Aschersleben in Sachen Maschinenbau wieder anlaufe. „Ich hoffe, dass in kurzer Zeit wieder viele ehemalige Kollegen aktiv im Ascherslebener Maschinenbau tätig sind“, so Alain Reynvoet.

Die Schiess GmbH hatte im Januar Insolvenz anmelden müssen und sowohl mit ihrem chinesischen Gesellschafter als auch mit externen Investoren um eine Sanierungslösung verhandelt. Kurz vor der Insolvenzeröffnung Anfang April hatte der Gesellschafter allerdings deutlich gemacht, dass er keine weiteren finanziellen Mittel für eine Sanierung bereitstellen wird.

Da bis zu diesem Zeitpunkt auch kein externer Investor gefunden werden konnte, war das Unternehmen gezwungen, die Stilllegung einzuleiten. Zu einer Fortführung des Geschäftsbetriebs aus eigener Kraft war die Schiess GmbH nicht in der Lage.

Allen Mitarbeitern, bis auf ein sogenanntes Abwicklungsteam, wurde gekündigt. Betriebsratsvorsitzender Frank Seifert hatte es Anfang des Jahres in einem Interview mit dem MDR als Skandal bezeichnet, wie die Belegschaft überrumpelt worden sei.

Unter anderem sei der Betriebsrat mindestens ein Jahr lang nicht über die wirtschaftliche Situation des Betriebes informiert worden. Der jetzt in Aussicht stehende Erfolg in Sachen Rettung der Ascherslebener Maschinenbautradition dürfte bei einem erfolgreichen Abschluss aller Verhandlungen dem Insolvenzverwalter Lucas Flöther und seinem Team zu verdanken sein. Die Kanzlei Flöther und Wissing gehört jedenfalls zu den angesagtesten ihrer Branche. (mz)